1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Gründerinnenzentrum: Gründerinnenzentrum: Am Alten Schlachthof ist das Licht jetzt an

Gründerinnenzentrum Gründerinnenzentrum: Am Alten Schlachthof ist das Licht jetzt an

Von Sylke Kaufhold 15.02.2004, 15:48

Dessau/MZ. - Drei Zettel mit Namen kleben an der Hinweistafel vor der Eingangstür zum Gründerinnenzentrum am Schlachthof. Die anderen Felder sind noch frei.

Kathrin Töpfer hat ihre Physiotherapie in der dritten Etage eingerichtet. Fahrstuhl und der behindertengerechte Zugang machen es möglich. "Ich habe den erstmöglichen Termin genutzt, um meine Praxis zu eröffnen", so die 34-Jährige, die bis zur offiziellen Eröffnung des Hauses nicht mehr warten wollte und auch nicht konnte.

Dass es dreieinhalb Jahre dauern würde von der Unterzeichnung der Gründungsurkunde für das wip - Dessaus Gründerinnenzentrum, bis zum Start in die Selbstständigkeit, stellte nicht nur Kathrin Töpfer auf eine harte Geduldsprobe.

"Ich hatte Glück, dass ich die Zeit überbrücken konnte." Andere Frauen der ersten Stunde konnten dies nicht und mussten sich in der Zwischenzeit nach anderen Räumlichkeiten für ihr Unternehmen umsehen. "Wäre die Idee schneller umgesetzt worden, wären sie nicht abgesprungen", spielt Kathrin Töpfer darauf an, dass inzwischen auch männliche Existenzgründer zu den Mietern in der Eduardstraße 20 gehören. "Ich habe damit kein Problem, finde es nur schade für die Frauen, welche die Idee von Anfang an mitgetragen haben und sie nun nicht nutzen können." Die Selbständigkeit im Kopf hat die junge Frau seit vielen Jahren schon. "Letztlich war entscheidend, für mich selbst arbeiten und kreativ sein zu können", begründet sie ihren Schritt in das berufliche Risiko, wofür sie einen guten Job in einem Reha-Zentrum in Göttingen aufgegeben hat.

"Ich habe ein Jahr dort gearbeitet und hatte einen neuen Vertrag angeboten bekommen. Die Zeit dort war super und es fiel mir nicht leicht wegzugehen." Doch letztlich habe nicht nur die Heimatstadt gezogen, sondern auch die Chance, endlich ihren Plan realisieren zu können. "Dass ich damit die schwierigere Variante gewählt habe, ist mir bewusst, aber auch typisch für mich."

Kathrin Töpfer ist bekennende Dessauerin. "Manchmal geht mir Dessau tierisch auf den Keks, aber ich mag dieses Dorf Dessau. Hier bin ich zu Hause, habe meine Freunde, meine Familie, Erinnerungen." Auch deshalb habe sie nie wirklich den Bezug zu Dessau verloren, obwohl sie inzwischen schon in vielen Orten gearbeitet hat. "Es war interessant wegzugehen, aber es ist schön wiederzukommen."

Freunde waren es auch, die Kathrin Töpfer von der Projektidee eines Gründerinnenzentrums erzählten und sie begeisterten. "Ein Haus mit Leuten, die gemeinsam etwas machen wollen, nicht nur die günstige Miete abfassen, und die Geschlossenheit von innen nach außen tragen, das begeisterte mich." Leider sei diese Grundidee inzwischen etwas aufgeweicht. "Aber vielleicht können wir sie ja wiederbeleben, wenn das Haus richtig eröffnet ist", hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

Richtig ärgerlich wird die junge Geschäftsfrau beim Thema Werbung. Auf die von der Stadt versprochene warten die ersten Drei bisher vergeblich. Keine Außenwerbung, kein Leitsystem im Haus. "Diesbezüglich ist bisher gar nichts passiert, aber wir sind seit Anfang Februar hier. Das ist unfair."

In der Tat wirkt der frisch sanierte Klinkerbau innen wie außen jungfräulich neu. "Das Haus ist wunderschön geworden, aber es lebt nicht", hofft die junge Physiotherapeutin deshalb, dass bald weitere Möbelwagen vor der Tür stehen, und die Zettel an der Hinweistafel mehr werden.