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Großanlagenbau Großanlagenbau: Dessauer Firma setzt voll auf Wind

Von Steffen Brachert 10.04.2002, 17:45

Dessau/MZ. - Vom einstigen Dessauer Zementanlagenbau künden nicht mehr als ein paar alte Schriftzeichen. Von ehemals 3 000 Beschäftigten ist nur ein Bruchteil geblieben. Und doch: Auf dem Gelände zwischen Brauereistraße und Altener Straße tut sich was, haben viele mittelständische Firmen eine neue Heimat gefunden. Die Großanlagen- und Schwermaschinenbau Dessau GmbH zählt dazu.

"Wir haben die Firma aus dem Boden gestampft und voll auf Windenergie gesetzt", sagt Thomas Mittrenga, seit September 2001 Geschäftsführer der Firma, die sich Anfang 2000 aus der Humboldt Wedag AG ausgründete. Mit Erfolg, wie Mittrenga heute sagen kann.

Der Großanlagen- und Schwermaschinenbau Dessau hat eine rasante Entwicklung genommen. Von 2000 bis 2001 stieg die Zahl der Mitarbeiter von 75 auf 130, der Umsatz von drei Millionen Euro auf 13,5 Millionen Euro. 2002 sind noch einmal dreißig Prozent mehr geplant. Mittrenga: "Wir sind gewachsen mit allen Widrigkeiten. Der Bedarf an Windkraftanlagen ist riesig." So riesig, dass es die Dessauer Firma gerade einmal schafft, die Nachfrage im Inland zu erfüllen. "An Export", sagt der Chef, "ist nicht zu denken. Das schaffen wir derzeit gar nicht."

Die Firma stößt mit dem Bau der Windtürme allmählich an Kapazitätsgrenzen, etwa 100 wurden 2001 auf die Reise geschickt: "Wir versuchen derzeit, alle Abläufe zu optimieren", sagt Mittrenga. In Maschinen wird investiert, in die Mitarbeiter. Der Drei-Schicht-Betrieb ist Normalität auf dem Betriebsgelände hinter der Anhalt-Arena, bald muss an noch mehr Samstagen und Sonntagen gearbeitet werden. "Wir denken über eine weitere Werkhalle nach." Einfach ist das bei den Gegebenheiten vor Ort nicht - es gibt kaum Platz.

Dazu kommt eine Portion Ungewissheit: Die rot-grüne Bundesregierung ist es, die auf erneuerbare Energien setzt und die Windenergie so fördert, dass um den Bau der Windräder eine ganz neue Industrie entstanden ist. "Wir hoffen, dass die Rahmenbedingungen so bleiben", sagte Mittrenga. Achtzig Prozent des Umsatzes macht seine Firma mit Windtürmen, zwanzig Prozent mit dem klassischen Zementanlagenbau. Das Verhältnis für die Firma zukunftsfähig zu halten, nicht einseitig auf nur eine Zweig zu setzen, ist schwierig.

Zwischen 45 und 100 Meter hoch sind die stählernen Türme, die Schritt für Schritt in den Hallen des Dessauer Großanlagen- und Schwermaschinenbaus entstehen, meist für das Magdeburger Vorzeigeunternehmen Enercon. Bis zu 14 Meter lang und zwölf Tonnen schwer sind die Metallbleche, die angeliefert, gewalzt und Stück für Stück, Meter für Meter zusammengeschweißt werden, ehe es in die Lackiererei und dann auf einen Schwertransporter an den neuen Standort geht. Dass Windparks immer zahlreicher werden und damit auch nicht unumstritten sind, Mittrenga weiß es. Doch: "Man hat zuletzt Lehren gezogen und versucht, die Windparks besser in die Landschaft einzupassen." Der Aufwand lohne sich: "Letztlich ist es immer noch besser, wenn wir zehn Windparks hinstellen, die wir jederzeit wieder abbauen können, als ein Braunkohlekraftwerk."