Gewitter über der Stadt Gewitter über der Stadt: 2016 hat es in Dessau-Roßlau 100 Blitze gegeben

Dessau-Rosslau - Dessau-Roßlau war im vergangenen Jahr einer der blitzärmsten Orte in ganz Deutschland. Auch in Anhalt-Bitterfeld sind im bundesweiten Vergleich relativ wenig Blitze eingeschlagen. Das besagt der Blitzatlas, den die Firma Siemens am Donnerstag veröffentlicht hat.
0,41 Blitze pro Quadratkilometer in Dessau-Roßlau
Gerade einmal 100 Blitze sind demnach im Jahr 2016 in Dessau-Roßlau eingeschlagen. Das entspricht nur 0,41 Blitzen pro Quadratkilometer. Bei den drei Spitzenreitern, dem Landkreis Wesel (4,13), Aschaffenburg (3,82) und dem Landkreis Borken (3,77), gab es hingegen rund zehnmal so viele Blitzeinschläge pro Quadratkilometer. Dessau schafft es somit auf Platz 393 von insgesamt 403 erfassten Städten und Landkreisen in Deutschland. Im Jahr 2015 hatte Dessau-Roßlau noch auf Platz 15 der blitzreichsten Orte in Deutschland gelegen. Damals gab es 792 registrierte Blitzeinschläge im gesamten Stadtgebiet.
Mal mehr, mal weniger Blitze
In Anhalt-Bitterfeld sind 2016 insgesamt 825 Blitze registriert worden, was einer Blitzdichte von 0,57 Blitzen pro Quadratkilometer - und damit bundesweit Platz 367 - entspricht. 2015 lag dieser Wert noch bei 2,02 Blitzen pro Quadratkilometer, was wiederum 2 934 registrierten Blitzen entspricht.
Wetter-Experte hält Schwankungen für normal
Dass sich die Werte so stark unterscheiden ist für Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst allerdings nichts Ungewöhnliches: „Diese Schwankungen sind ganz normal. Gewitter sind immer Einzelereignisse, da kann man Glück und Pech haben.“ Um echte Gewitterschwerpunkte auszumachen, braucht man laut Lux ohnehin längere Messreihen: „Meistens reichen die Werte nur ein paar Jahre zurück, für uns wären Statistiken über 30 Jahre und mehr interessant.“
Einzig für die Gebiete rund um die Schwäbische Alb kann er einen echten Gewitterschwerpunkt ausmachen, was laut des Wetterexperten aber mehr an der großen Erhebung in Kombination mit der geografischen Lage zusammenhängt: „Hier treffen die warme Mittelmeerluft und die kalte Luft vom Atlantik aufeinander.“
Die Berge lassen die Luft sehr weit aufsteigen, was zu viel Reibungsenergie aus der Kondensation führt. Außerdem ist die Schwäbische Alb eine Art natürliche Barriere, die Wolken können also nicht einfach weiterziehen.
Versicherer nutzen Blitzdaten
Für die eigene Arbeit schätzt Gerhard Lux den Nutzen des Blitzatlas’ aber ohnehin als eher gering ein: „Unsere Aufgabe ist es, rechtzeitig vor Gewittern zu warnen. Vorher weiß man sowieso noch nicht, wo genau der erste Blitz einschlägt.“
Spannender wird es für die Versicherungswirtschaft, wie Christian Weishuber, Pressesprecher der Allianz Deutschland, auf MZ-Nachfrage bestätigt: „Wir berücksichtigen tatsächlich Blitzdaten bei der Kalkulation der Tarife.“ Das heißt, die Häufigkeit der Blitzeinschläge kann sich auch auf die Versicherungspolice auswirken: „Allerdings setzen wir hier vor allem auf Langzeitdaten und blicken nicht nur auf das vergangene Jahr zurück.“, ergänzt Weishuber.
Dessau-Roßlau liegt in der Langzeitauswertung im Mittelfeld
Doch auch hier befinden sich Dessau-Roßlau (1,8) und Anhalt-Bitterfeld (1,89) im unteren Mittelfeld. Im Schnitt landen beide Orte mit den Messwerten seit 1999 auf den Plätzen 304 und 289 von insgesamt 403 erfassten deutschen Orten. Spitzenreiter in der Statistik von Siemens ist übrigens der Landkreis Garmisch-Patenkirchen mit durchschnittlich 4,21 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und Jahr.
(mz)