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Neugründung in Dessau-Roßlau Vollwertkochschule und Hofladen - Gesunde Ernährung hat in Mosigkau eine neue Adresse

Ein Ehepaar baut Wohnhaus in der ältesten Straße des Ortes aus. In den Nebengelassen entsteht eine Vollwertkochschule samt Hofladen und mehr. Auch Öle kann man sich frisch pressen lassen.

Von Annette Gens Aktualisiert: 17.01.2022, 09:40
Beatrix Frühauf in der Küche ihrer Vollwertkochschule in Mosigkau.
Beatrix Frühauf in der Küche ihrer Vollwertkochschule in Mosigkau. (Foto: Thomas Ruttke)

Mosigkau/MZ - Viele Jahre stand das Wohnhaus Nummer sieben in der Anhalter Straße von Mosigkau leer. Die Fenster waren verwaist. Das Büro eines zum Grundstück gehörenden ehemaligen Kohlehandels sowieso. Und im Stall im Nebengelass des Grundstücks blökte schon ziemlich lange kein Schaf, wieherte kein Pferd und krähte kein Hahn mehr. Seit kurzen sind Haus und Hof in der ältesten Straße Mosigkaus aber nicht wiederzuerkennen.

Das Wohnhaus beherbergt sechs altersgerecht ausgebaute Wohnungen - alle sind vermietet. Im Nebengelass haben die Eigentümer Beatrix und Michael Frühauf große Leidenschaft entwickelt. Das Ehepaar eröffnete einen Hofladen, eine Vollwertkochschule und obendrein wird demnächst Öl aus Leinsamen, Senfsaat oder Mohn gepresst. Wer mag, der kann seine Walnussernte zu Öl verarbeiten lassen.

Die Ölpresse in der Vollwertküche Mosigkau in Aktion.
Die Ölpresse in der Vollwertküche Mosigkau in Aktion.
(Foto: Thomas Ruttke)

Oma als großes Vorbild

Mit der Vollwertkochschule samt Hofladen hat sich für die 53-Jährige Beatrix Frühauf ein Traum erfüllt, der viele Jahre eigentlich ein Hobby war. „Gesunde Ernährung spielte für mich schon immer eine Rolle“, erinnert sie sich. Schon ihre Oma habe „viel mit Kräutern gekocht und wenig Fertigprodukte verarbeitet“. Das hat sich Frühauf, die in der Firma ihres Mannes, in der Bitterfelder Phönix Industriedienstleistungen GmbH als Sachbearbeiterin arbeitet, abgeschaut.

Sich gesund zu ernähren, reichte ihr aber irgendwann nicht mehr. Die Mosigkauerin absolvierte deshalb eine dreijährige Ausbildung zur Gesundheitsberaterin in Lahnstein an der Lahn. Das Hausprojekt des Ehepaares habe schließlich die Möglichkeit eröffnet, im Nebenerwerb ein Hobby auszuleben und das Erlernte weiterzugeben.

Neues Leben ist in das Haus in der Anhalter Straße 7 von Mosigkau eingezogen.
Neues Leben ist in das Haus in der Anhalter Straße 7 von Mosigkau eingezogen.
(Foto: Thomas Ruttke)

Doch was bedeutet eigentlich der Begriff Vollwertküche - was ist erlaubt, was verpönt? Wer sich vollwertig ernährt, der verarbeitet in seiner Küche frische und unbehandelte Lebensmittel sowie Vollkornprodukte. Zucker wird verwendet, „aber kein Industriezucker“, erklärt die Gesundheitsberaterin. Fleisch gibt es in Maßen, Mehl ist aus der Vollwertküche nicht wegzudenken. „Aber alle weißen Mehle sind verbannt, weil gute Inhaltsstoffe bei der industriellen Verarbeitung verloren gegangen sind.“ Nicht umsonst befindet sich in der neuen Kochschule eine Getreidemühle, die das Korn frisch mahlt, das die Teilnehmer der Koch- oder Backkurse benötigen. Dort zeigt Beatrix Frühauf übrigens auch, wie man aus rohem Brokkoli einen schmackhaften Salat herstellt, wie Rosenkohl mit Schmand als Rohkost schmeckt und vieles mehr.

Einmal wöchentlich lädt die Mosigkauerin zu Kochkursen ein. „Bisher“, so schildert sie, „lief es über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Sie zeigt, wie man Brot bäckt, Süßes ohne Industriezucker herstellt, wie gesund sich Rohkost aufs Immunsystem auswirkt. Ihr Wissen will sie nicht zur Bibel erheben.

Michael Frühauf im Hof des Objekts. Das Gebäude stand lange Zeit leer und wurde von ihm und seiner Frau  saniert.
Michael Frühauf im Hof des Objekts. Das Gebäude stand lange Zeit leer und wurde von ihm und seiner Frau saniert.
(Foto: Thomas Ruttke)

Nur, so ist ihr Eindruck: Die Menschen machen sich immer weniger die Mühe zu kauen. Die Möhre knabbern sei vielen zu viel, was sich den Schilderungen der Gesundheitsberaterin zufolge inzwischen sogar auf die Sprechfähigkeit auswirke. Wer nicht kaut, dessen Kiefer wird weniger beansprucht, sagt sie. „Wir haben außerdem die Neigung, Lebensmittel mit Genussmitteln zu verwechseln“, spielt sie auf den gestiegenen Kaffeekonsum an.

Platz für Ideen anderer

Die Kochschule wurde erweitert um einen regionalen Hofladen, wo unter anderem der Dessauer Wildwirth mit Produkten vertreten ist und ebenso eine Imkerei aus Lödderitz und damit Honig von der Elbe, regional hergestellte Kakao und Schokoprodukte, Senf aus Kleinhettstedt, selbst hergestellte Grußkarten einer Dessauer Papierkünstlerin.

Einige Regalbretter im Hofladen sind übrigens noch frei. Auf einem sollen demnächst die Öle der hauseigenen Mühle stehen, sobald das Zulassungsverfahren abgeschlossen ist. Und dann wäre noch Platz für die Ideen anderer, denkt die Gesundheitsberaterin daran, einige der Fächer zu vermieten.

Der Hofladen in der Anhalter Straße 7 hat freitags 16 bis 19 Uhr und samstags 9 bis 12 Uhr geöffnet. Kochkurse werden immer mittwochs angeboten.