Gemetzel bei Kochstedt Gemetzel bei Kochstedt: Anzeige gestellt: 30 Wildschweine überfahren und erschossen

Dessau - Das Wildschwein erlitt einen Bauchschuss, bei dem der Darm beschädigt worden sein muss. Dieses Fleisch zu verwerten, das hat ein Jäger gemeinhin nicht gern. Vermutlich wurde das Tier deshalb liegengelassen? Die Bache aber ist nicht die einzige, die die Behörden kurz vor Pfingsten in einem Acker bei Kochstedt tot fanden. Erschossen oder überfahren, um die 30 Tiere, darunter führende Bachen und Frischlinge sowie Überbleibsel von Aufbrüchen fanden sich auf dem Acker.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen unbekannt und wegen Verstoßes gegen das Bundesjagd- und Tierschutzgesetz, nachdem am 15. Mai ein Wildschwein-Massaker - so nennen es Jäger - bei Kochstedt stattgefunden haben muss.
Ersten Untersuchungen zufolge soll der örtliche Agrarbetrieb entschieden haben, einen Rapsschlag zu ernten. „Als der beauftragte Traktorfahrer den Acker befuhr, stellte er angeblich 100 Wildschweine fest. Er entschloss sich daher, die zuständigen Jäger anzurufen“, wird Ende dieser Woche in einem Online-Portal der Fachzeitschrift „Unsere Jagd“ bekannt.
Mehrere Sauen sollen durch den Maschineneinsatz angefahren und getötet worden sein
Der Maschinenführer soll deshalb Jäger der zuständigen Jagdpächtergemeinschaft hinzugerufen haben. Mehrere Sauen sollen durch den Maschineneinsatz angefahren und getötet worden sein. Die Jäger hätten dann auch noch 30 bis 50 Schuss abgegeben. Nur einen Teil des „erlegten“ Wildes wurde mitgenommen. Dass Schüsse fielen, so sagt Staatsanwalt Frank Pieper, könne er nicht bestätigen.
Die Staatsanwaltschaft spricht dennoch von einem „blutigen Dienstag“ in Kochstedt. Die Anzeige, die Ende Mai bei der Behörde einging, liegt inzwischen im Dessauer Polizeirevier vor, das laut Sprecher Sebastian Opitz bereits ermittelte. Kriminalbeamte waren am 18. Mai auf dem Acker kurz hinter Kochstedt und hatten dort Spuren gesichert.
Auch Ordnungsamt und das Veterinäramt waren informiert, nachdem ein Jäger, der nicht zu der Mosigkauer Jagdpächtergemeinschaft gehört, von Anwohnern informiert worden war. Die Kripo sicherte Spuren und dokumentierte die Kadaver.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft stehen erst am Anfang
Die Ermittlungen stünden am Anfang, sagt die Staatsanwaltschaft und weiß momentan nicht, wie viele Verdächtige es gibt und will die Personengruppe, die in Frage kommt, noch nicht einschränken. Man müsse auch klären, ob wirklich alle Tiere erschossen oder überfahren worden sind, so Staatsanwalt Pieper. Es passiere auch, dass Tiere an Stress sterben.
Das Wildschwein-Massaker wurde bislang nicht öffentlich, in Jägerkreisen wurde es trotzdem heftig diskutiert. Denn es ist die Pflicht des Waidmanns, nach der Jagd nach verletzten Tieren zu suchen. Das ist in Kochstedt gar nicht erfolgt. Dessau-Roßlaus Kreisjägermeister Michael Mitsching erinnert an Gesetze und Vorschriften. Dass Aufbrüche in Zeiten der Afrikanischen Schweinepest liegen blieben, sei nicht hinzunehmen. Mitsching spricht von Straftaten und Gesetzesverstößen, „die wir als rechtschaffene Jäger nicht verstehen“. „Weshalb sich die Herren so vergessen haben, das wissen nur die.“ (mz)