Gartenreich Dessau-Wörlitz in Gefahr? Gartenreich Dessau-Wörlitz in Gefahr?: Eichenprozessionsspinner sorgt für Alarm

Dessau/Wörlitz - Ist das Unesco-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz in Gefahr? Die CDU-Landtagsfraktion schlägt wegen des Eichenprozessionsspinners Alarm. Der Schädlingsbefall sei stetig wachsend. Betroffen seien Auenwälder und auch Teile der historischen Gärten und Parks im Gartenreich.
Sprühaktion im Waldgebiet bei Wörlitz
Eine „Sprühaktion im Waldgebiet bei Wörlitz vom Mai 2017 erbrachte nicht den gewünschten Erfolg“, kritisieren der umweltpolitische Sprecher Detlef Radke und Bernhard Daldrup, Mitglied der Arbeitsgruppe Umwelt und Energie der CDU-Landtagsfraktion. Nur einzelne Abschnitte seien behandelt worden. Die Folge: Unbehandelte Waldgebiete steckten die behandelten erneut an. Dem von der Grünen Claudia Dalbert geleiteten Umweltministerium werfen sie vor, dass es sich „nicht in angemessener Art und Weise der Schäden des Unesco-Weltkulturerbes und der Hartholzauenwälder angenommen hat“.
Das Ministerium weist die Kritik von sich. „Der Wald ist nicht in seiner Existenz bedroht“, erklärt Jenny Schwarz, Pressesprecherin des Umweltministeriums. Das Ministerium bezieht sich dabei auf Untersuchungen und Empfehlungen der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt. Das habe in 2017 keine Indikation zur Durchführung einer chemischen Bekämpfungsmaßnahme aus der Luft festgestellt. Die aber sei Voraussetzung für die Genehmigungsfähigkeit nach Pflanzenschutzgesetz. „Darum war ein chemischer Einsatz aus der Luft nicht gerechtfertigt.“ Dass dennoch ein Einsatz in Teilgebieten erfolgte, geschah „ausschließlich auf Grundlage der Gefahrenabwehr zum Schutze der Gesundheit der Menschen“.
Schädling gezielt bekämpft
Vom Landeszentrum Wald, dem Landkreis Wittenberg und der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz wurden die Gebiete ausgewählt, in denen der Schädling gezielt bekämpft wurde. Linienhaft überflogen wurde im Mai das Gartenreich auf einer Flugbreite von 30 Metern. „Die rechtliche und fachliche Zielsetzung bestand nicht darin, den Eichenprozessionsspinner grundsätzlich aus dem Gebiet zu verdrängen“, so Schwarz. Die Kosten für den Lufteinsatz hatte die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz getragen. Grundsätzlich verantwortlich für die Überwachung, Vorsorge und Bekämpfungsmaßnahmen sind die Eigentümer.
„Mir ist ein Gefährdungspotenzial der Parks und Gärten nicht bekannt“, reagierte Brigitte Mang, Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, auf den CDU-Vorwurf. „Wir haben entscheidende Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge und zum Schutz der Gehölzbestände getroffen.“
Bekämpft wurde der Schädling zwischen Mai und dem Frühsommer auf insgesamt 73 Hektar Gärten einschließlich Radwegen aus der Luft. Anschließend seien die Nester des Eichenprozessionsspinners abgesaugt worden. 50000 Euro wurden investiert. Mang schätzt, dass der Schädling die Stiftung noch viele Jahre beschäftigen wird, maßgeblich verantwortlich sind die milden Winter. Die Population überlebt, weil starke Fröste kaum auftreten. Deshalb seien auch 2018 Maßnahmen notwendig. Die Kulturstiftung will sich dann auf ihre Waldgebiete konzentrieren.
Kein großes Problem dargestellt
Der Eichenprozessionsspinner wurde laut laufender Waldschutzüberwachung auf 73 Hektar kartiert, erklärt Ministeriumssprecherin Schwarz. Geringer Fraß wurde auf 34 Hektar festgestellt, mittlerer Fraß auf 22 und „starker Fraß bis Kahlfraß auf weniger als einem Hektar“.
In Dessau-Roßlau selber, sagt Stadtsprecher Carsten Sauer, habe der Eichenprozessionsspinner in diesem Jahr kein großes Problem dargestellt. Seit Frühjahr gab es fünf Meldungen aus öffentlichen Bereichen. „Aktuell gibt es keinen Fall.“ (mz)