Gartenparadies in der «Fichtenbreite»
Dessau/MZ. - Historische Fotos im Vereinsheim der "Fichtenbreite" erzählen davon. Schreiber, Vorsitzender der zwischen Ziebigk-Siedlung und Kleinkühnau gelegenen Sparte, ist am Samstag froh, dass den Kleingärtnern das Wetter hold ist. Schließlich feiern sie ihr 75. Spartenjubiläum. Und lassen sich den Speckkuchen von Bäckerei Weise schmecken, versuchen sich an allen Neunen auf der Kegelbahn oder bemühen sich um eine ruhige Hand am Schießstand. Die Kinder toben auf der Hopseburg und freuen sich mit den Erwachsenen am Unterhaltungsprogramm.
Ein Dreivierteljahrhundert ist die "Fichtenbreite" alt. 1932 entstanden, "war sie früher eine Kolonie der Kühnauer. Dessauer hatten es schwer hier reinzukommen", weiß Harry Brade. Vor allem an Arbeitslose wurden in der Gründungszeit je 400 Quadratmeter Gartenland zur Verfügung gestellt. "Damit sie sich selber versorgen konnten", wie Brade sagt. Quasi von Anfang an gehört Helga Schneider zur Gartensparte. Als ihre Eltern im Gründungsjahr den Garten bekamen, war die Mutter schwanger mit ihr. "Ich bin hier groß geworden", sagt Helga Schneider und fühlt sich auch heute noch hier sehr wohl.
Harry Brade, mit 72 nur etwas jünger als Schneider, hat seit 27 Jahren in der "Fichtenbreite" sein Gartenparadies. Auch in seinen Anfangsjahren wurde die Versorgung groß geschrieben. Äpfel, Birnen, Pflaumen... an die Konsumgenossenschaft oder die HO abgegeben. "Als ich meinen Garten übernahm, standen da 29 Bäume." Bei Klaus Ernst war er nicht viel anders. In seinem zweiten Gartenjahr - 1964 - hat er allein zwölf Zentner Äpfel von den Bäumen geholt.
Brade und Ernst sind typische "Fichtenbreitler". Die über Siebzigjährigen verbringen fast jeden Tag im Garten, halten ihn hervorragend in Schuss, so dass es nicht verwundert, das beide Gärten auch zu denen zählen, die Spartenvorsitzender Schreiber beim Rundgang gerne zeigt. 130 Gärten hat die Sparte, acht stehen leer. Und an mancher Gartenpforte steckt ein Schild mit dem Verkaufs-Hinweis. "Wenn ein Garten ein Jahr lang nicht bewirtschaftet wurde, ist es schwer, ihn an den Mann zu bringen", so der Vorsitzende, der sich dieses Jahr aber schon über drei neue Mitglieder freuen konnte.
Petra Müller und Mario Beinroth schauen beim Rundgang ganz besonders interessiert. Am Rosenhof haben sie ihre Scholle, aber "ohne Strom und Wasseranschluss", wie Müller sagt. Vor allem Erholung suchen beide. In der "Fichtenbreite" könnte es ihnen gefallen.