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Galabau Dessau Galabau Dessau: Ute Paul übergibt das Zepter

Von Steffen Brachert 13.02.2004, 17:04

Dessau/MZ. - Der Abschied war von langer Hand geplant. Fünf Jahre lang. Doch das der Abschied ausgerechnet auf einen Freitag, den 13., fällt? Ute Paul, die Galabau-Chefin, lacht. "Man muss wissen, wann man einen solchen Schritt tun sollte." Paul tritt ab in den selbst gewählten Unruhestand.

Gero Baars, seit 1998 schon Stellvertreter im Unternehmen, übernimmt die Geschicke der Dessauer Landschaftsbauer. Jan Paul, der Sohn, der voriges Jahr zurückkam aus Wuppertal, wird Vizechef. "Wir geben die Firme in die richtigen Hände", sagt Ute Paul. "Davon bin ich überzeugt." Die Firma habe Potenzial - und die neuen Leute an der Spitze haben neue Ideen.

1991 wurde in Ziebigk die Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH gegründet. 1996 kam ein Grünpflegebetrieb dazu. Zwischen Ziebigk und Großkühnau sitzt die Firma, deren Anfänge schwierig waren. Ute Paul ist selten euphorisch beim Blick zurück. Einfach war es nie. "Sie wollen ja den Leuten auch nach dem Auftrag noch in die Augen gucken." Die Bilanz nach fast 13 Jahren kann sich aber sehen lassen.

Ute Paul kann hart sein. "Immer fein, das geht nicht. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen." Und das Überleben in der Branche ist schwierig. Doch Galabau hat sich durchgesetzt und einen guten Namen gemacht. "Darauf bin ich stolz." Dass Galabau fast ausschließlich in Dessau arbeitet, ist für Paul kein Nachteil. "Die Leute würden uns nicht nehmen, wenn wir nicht gut wären." Und noch eines: "Viele, die in die Welt ausgezogen sind, sind heute pleite."

Die Erweiterung der Straßenbahn in den Westen, das Josephskrankenhaus, das Gropiusgymnasium im Süden der Stadt, die Körperbehindertenschule auf den Kreuzbergen. Wenn in Dessau Landschaften zu gestalten waren, war Galabau zur Stelle. Zahlreiche Projekte mit ABM und SAM wurden verwirklicht. "Wir haben uns eine gute technische Basis verschafft. Wir haben gute Beziehungen zu anderen Firmen. Wir sind flexibel und haben ausgebildete Fachkräfte." All das hat sich ausgezahlt. Pauls Firma hat fast überall in Dessau Spuren hinterlassen. "Das ist ein erhabenes Gefühl."

Kann so jemand loslassen? Zwei Tage vor dem Abschied hat Paul schon frei genommen. Zum Kuchen backen. Die Tage nach dem Abschied sind fest verplant. Eine Woche Beine hoch legen. "Einfach mal Zeit haben." Eine Mittelmeerkreuzfahrt. "Danach", ist Paul überzeugt, "bin ich ein anderer Mensch." Ein Mensch, dem die Arbeit fehlt? "Es gibt noch andere Sachen im Leben. So eine bin ich nicht", sagt Paul. Grundsätzlich will sie da sein, wenn Hilfe gebraucht wird. Ein kleines Büro wird bleiben im Haus von Galabau. "Doch ich werde mich nicht hinsetzen und warten. Ich will loslassen." Es gibt viel zu tun: Zwei Schwestern wohnen in Kanada. Einstige Studienkollegen stehen ebenfalls im Ruhestand. Die Kontakte zu beleben, hat sich Ute Paul fest vorgenommen.

Die Familiengeschichte ist aufzuarbeiten. Und noch etwas liegt Ute Paul am Herzen. Zwei Jahre schon hat sie ein Patenkind in Ghana. Dreißig Euro gibt die 61-Jährige Monat für Monat, damit ein 13-jähriger Junge in der Heimat aufwachsen kann. Ein Foto gibt es pro Jahr, manchmal ein handgemaltes Bild von dem Jungen. "Mit wenig Geld kann man dort viel tun", sagt Paul und will Gleichgesinnte suchen. "Geld ist wichtig, aber nicht das Wichtigste", steht auf kleinen Kärtchen, die Paul extra hat drucken lassen. Auf Geschenke zum Abschied hat Paul verzichtet: Das Geld sollen die Kinder in Afrika bekommen.