Frühstart für die zuckersüßen Früchte

Dessau/MZ. - Mit etwas zwiespältigen Gefühlen schaut Ursula Grafe am Erdbeerfeld an der Alten Mildenseer Straße / B 185 in den Himmel. Zum einen freut sie sich über den Sonnenschein; denn der ist gut fürs Geschäft. Zum anderen wäre ihr auch ab und zu mal ein Regenschauer lieb; denn der wäre auch gut fürs Geschäft.

Bis jetzt aber macht die Trockenheit den Erdbeeren nichts aus. Groß, rot, süß und saftig wandern sie in die Körbe - und ab und zu auch in den Mund. "Bei uns dürfen Erdbeeren nicht nur selbst gepflückt, sondern auch genascht werden", erklärt die Hüterin mehrerer tausend Pflanzen der Firma Erdbeerland.

Das ungewöhnlich warme Frühjahr ließ die Früchte schon zu Himmelfahrt reifen, und seitdem steht Ursula Grafe, die in Gröbzig wohnt, täglich von 8 bis 19 Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen) auf ihrem Posten, faltet Körbe, wiegt die Erdbeeren und kassiert. Natürlich seien auch gepflückte Erdbeeren erhältlich, doch wer selbst mit dem Korb aufs Feld geht, zahle 1,20 Euro weniger fürs Kilogramm, erklärt Grafe.

"Außerdem macht das viel mehr Spaß", meint Siegfried Jankowski aus Zschornewitz. Für Ursula Grafe ein alter Bekannter, kommt er doch schon seit vier Jahren hierher. "Die Qualität" nennt Jankowski als Grund, warum er an Supermärkten vorbei nach Waldersee fährt.

Pfingsten macht sich Ursula Grafe auf einen Ansturm gefasst. Dass viele ihrer Stammkunden aus Dessau, Wittenberg, Oranienbaum, Zerbst und sogar aus Berlin die Feiertage für einen Ausflug ins Erdbeerland nutzen, weiß sie aus Erfahrung.

Zufällig hätten sie von dem Erdbeerfeld gehört, berichtet ein Ehepaar aus Halle, das schon nach 15 Minuten seinen Korb gefüllt hat. "Unseren Namen? - Den sagen wir lieber nicht", meint die Frau und erklärt auch, warum: Eigentlich hätten sie ja die Erdbeeren im Garten ihrer Schwester in Dessau pflücken wollen. Doch die sei nicht zu Hause gewesen. "Wenn sie jetzt unsere Namen in der Zeitung liest, fragt sie doch nur, warum wir Dussels uns nicht angemeldet haben."