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Kreatives Fitnessstudio  Fitnessstudio geschlossen: Das "aktiVital" in Dessau bleibt passiv vital

Von Jessica Vogts 28.04.2020, 14:52
Trainer Thomas Pavlicek (v.l.n.r), Inhaber Christian Graupner und Trainer Christian Lippold im „aktiVital“.
Trainer Thomas Pavlicek (v.l.n.r), Inhaber Christian Graupner und Trainer Christian Lippold im „aktiVital“. Ruttke

Dessau - Statt in gewohnten Trainingsklamotten sieht man die Mitarbeiter vom „aktiVital“ derzeit mit Putzlappen und Malerpinsel in Bewegung. Was nach einem witzigen Trainingsprogramm klingen mag, ist jedoch eher Mittel zum Zweck. Mitte März mussten aufgrund der Corona-Pandemie die Fitnessstudios in der Stadt Dessau-Roßlau schließen.

Sport stärkt das Immunsystem

Davon betroffen ist auch das „aktiVital“. In dem Dessauer Fitnessstudio steht vor allem der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund. „Training ist wichtig, um gesund zu bleiben und dem Muskelschwund entgegen zu wirken“, erklärt Inhaber Christian Graupner. Er empfindet es als paradox, dass Fitnessstudios weiterhin geschlossen sind, obwohl Sport und Bewegung das Immunsystem nachweislich stärkten. „Menschen, die was tun wollen, werden stillgelegt. Wir züchten uns damit eine eigene Risikogruppe“, sagt Graupner.

Das Durchschnittsalter der rund 1.000 Mitglieder liegt bei etwa 54 Jahren. Insbesondere ältere Menschen zählen zur Corona-Risikogruppe. Zuhause bleiben und sich selbst daheim zum Sport motivieren, fällt vielen schwer. „Gerade ältere Menschen sind auf die Betreuung durch unsere Trainer angewiesen. Die aktuelle Situation ist ein großes Problem“, sagt Mitarbeiterin Nadine Lindner.

Eiweißtaxi für Mitglieder

Vorübergehend herrscht Bewegungsstopp. Doch die Mitarbeiter bleiben in gewohnter „aktiVital“-Manier aktiv. Die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu entlassen, kam für Christian Graupner nicht in Frage. „Dann putzen wir eben das Haus von oben bis unten.“ Für die Mitglieder erarbeiten die Trainer nebenbei noch verschiedene Trainingsvideos für zu Hause. Ein Servicetelefon wurde eingerichtet und ein Eiweiß-Taxi. „Wir möchten unseren Kunden in der jetzigen Zeit weiterhin zur Seite stehen. Wir liefern Eiweißriegel oder Shakes auch ganz einfach nach Hause“, erzählt Nadine Lindner. Der Zuspruch von den Mitgliedern sei enorm, „Der soziale Aspekt geht in der aktuellen Situation immer mehr verloren. Umso schöner sei es, die enorme Verbundenheit der Mitglieder in Form von lieben Anrufen und Nachrichten zu erleben.

Gesundheit ist systemrelevant

Wann der Fitnessbereich wieder öffnen darf, steht bislang noch nicht fest. Erste Überlegungen, wie eine Wiedereröffnung in der Corona-Krise aussehen kann, gibt es jedoch schon. In Teams wird derzeit ein Hygiene-Konzept erarbeitet. „Als Gesundheitsanbieter hatten wir schon immer hohe Hygieneauflagen“, berichtet Lindner. Das regelmäßige Desinfizieren der Geräte etwa sollte in einem Fitnessstudio zum Standard gehören.

Zudem gäbe es die Möglichkeit, etwa bei Kursen die Personenanzahl zu reduzieren oder den Abstand der Geräte zueinander zu vergrößern. „Durch unsere Software wissen wir außerdem immer, wie viele Leute sich im Raum befinden“, sagt Inhaber Christian Graupner, Was er nicht verstehe, warum ein Gesundheitszentrum nicht als systemrelevant angesehen wird. „Ein Mc Donald darf öffnen, wir nicht. Das ist für mich ein Widerspruch.“ Und so lange heißt es erst einmal nur: bewegen und warten. (mz)