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Fit für die Zukunft Fit für die Zukunft: Thyrolf & Uhle vollzieht Generationenwechsel und investiert

Von Steffen Brachert 15.09.2015, 18:14
Ein Blick in die Produktion: Thyrolf & Uhle ist ein Spezialist für Blechbearbeitung.
Ein Blick in die Produktion: Thyrolf & Uhle ist ein Spezialist für Blechbearbeitung. Sebastian Lizenz

Dessau-Roßlau - Ein paar Wochen ist es her, dass Siegfried Uhle zuletzt in seiner alten Firma war. Zum Abschied gab es ein Lob. „Ich machte zwar einiges anders. Aber ihr macht das auch richtig“, bekamen Kathrin Budai, Frank Köppe und Johannes Rieder zu hören. Nicht, dass Uhle Zweifel an dem Trio gehabt hätte. Doch als seine Nachfolger vor ein paar Monaten ein fünf Millionen Euro teures Investitionsprogramm anschoben, da hatte der vorsichtige einstige Geschäftsführer schon ein paar Sorgen - und hat sich nun aber von der Notwendigkeit des Schrittes überzeugen lassen.

Ohne Zeigefingermentalität

Thyrolf & Uhle, ein mittelständischer Industriebetrieb auf dem ZAB-Gelände, macht sich gerade zukunftsfit. „Wir haben im vorigen Jahre den Generationenwechsel vollzogen“, sagt Katrin Budai. Und das nahezu reibungslos. „So etwas wie eine Zeigefingermentalität“, sagt Riedel, „hat es beim Übergang nie gegeben.“

2014 sind die Firmengründer Günter Thyrolf und Siegfried Mühle aus der Firma ausgeschieden. Mühle komplett, Thyrolf ist noch 25-prozentiger Gesellschafter. Die verbliebenen Anteile wurden auf Budai, Köppe und Rieder verteilt.

Rieder war als neuer Geschäftsführer eingestiegen und trägt seither die kaufmännische Verantwortung in dem Unternehmen, das sich inzwischen auf 40.000 Quadratmetern zwischen Anhalt-Arena und Brauereistraße ausgedehnt hat, 150 Mitarbeiter zählt und nun ein Investitionsprogramm aufgelegt hat, das mit Hilfe der Investitionsbank Sachsen-Anhalt und der Stadtsparkasse realisiert wird und das, so Budai, „den bisherigen Rahmen sprengt“.
Das erste Ergebnis ist groß, blau und weithin sichtbar. Thyrolf & Uhle haben die neue Auslieferungs- und Metallverarbeitungshalle errichtet. „Die macht uns unabhängiger vom Wetter. Wir können die Produktion jetzt besser planen“, sagt Köppe, der sich in der Firma um die Bereiche Produktion und Fertigung kümmert und sich noch auf eine neue Halle für die Entzunderung metallischer Oberflächen freuen kann. „Die Maschinen waren neu, die Halle noch aus DDR-Zeiten. Da musste was passieren.“

Etwas passiert, das ist auch noch auf einem anderen Gebiet. Zum 1. Januar 2015 hat Thyrolf & Uhle die benachbarte Metallbaufirma RWB übernommen. Samt den 13 Mitarbeitern. Der Schritt war naheliegend. „Unsere Hallen haben aneinandergegrenzt“, sagt Rieder. Und die Formbauspezialisten besetzten ein Gebiet, das Thyrolf & Uhle noch fehlte. „300.000 Euro Fremdaufträge bleiben nun im eigenen Unternehmen.“

Das ist breit aufgestellt. „Früher hatte jeder Betrieb seinen eigenen Zuschnitt, heute längst nicht mehr“, erinnert Köppe. Günter Thyrolf und Siegfried Uhle haben an diese Marktnische als Dienstleister geglaubt, als sich beide 1993 mit dem Bereich Blechvorbereitung von ZAB Dessau ausgegründeten. Anfangs war es das Ziel, die 26 Arbeitsplätze zu sichern.

Heute beliefert Thyrolf & Uhle etwa 1.000 Kunden aus dem Kranbau, dem Tankbau und dem Windanlagenbau. Enercon. Blohm & Voss. Heidelberg Zement. Die Kirow Werke. Die Kunden sind namhaft. Für die Leipziger werden beispielsweise gerade die letzten von 28 Bahnspezialkrane für China hergestellt. Stahlbearbeitung aus Deutschland für China? „Die“, muss Köppe schmunzeln, „kommen mit dem benötigten Sonderstahl nicht so klar.“

„Wir waren“, sagt Budai, „nie von einer einzelnen Branche abhängig. Das hat sich ausgezahlt.“ 2014 erzielte die Thyrolf & Uhle Gruppe einen Umsatz von 16 Millionen Euro. Der soll in diesem Jahr gesteigert werden, auch wenn für Rieder die reine Umsatzzahl nicht so entscheidend ist. „Bei uns hängt viel vom Stahlpreis ab. Da kann der Umsatz in einem guten Jahr auch einmal etwas sinken.“

Komplettangebot als Vorteil

„Wir versuchen uns mit Fertigungstiefe und mit Komplettangeboten zu behaupten“, sagt Budai, die sich in der Firma um das Personal kümmert. Um sich am Markt noch besser aufzustellen, hat Thyrolf & Uhle neben den Hallenneubauten viele Maschinen gekauft und vor allem in Laser- und Plasma-Brennschneidtechnik, Anschneide-Roboter und Roboter-Schweißtechnik investiert. Ziel sind schnellere Durchlaufzeiten bei geringeren Betriebskosten.

Die sollen bald weiter sinken. Thyrolf & Uhle will die großen Halle nutzen, um Photovoltaikanlagen aufzubringen. Sobald die Speichertechnik es zulässt, will sich die Firma energetisch komplett selbst versorgen. Die Ziele bleiben groß. Zweifel sind dabei eher Ansporn. (mz)

Frank Köppe, Kathrin Budai und Johannes Rieder (von links) haben nun bei Thyrolf & Uhle auf dem ZAB-Gelände das Sagen.
Frank Köppe, Kathrin Budai und Johannes Rieder (von links) haben nun bei Thyrolf & Uhle auf dem ZAB-Gelände das Sagen.
S: Sebastian Lizenz