Firmen der Region Firmen der Region: Dienstleister für Milchproduzenten
Gröbzig/MZ. - 1989 hatte Henry Koch sein Studium als Landtechniker beendet. Er begann als technischer Leiter bei der LPG Milchproduktion Edderitz. Die Arbeit dort dauerte nur ein paar Monate. Die Wende kam, und bald ging die LPG in Liquidation. "Abwarten, was danach kommt, oder sich bewegen. Vor dieser Situation stand ich damals als junger Berufseinsteiger", blickte Koch zurück. Er entschied sich fürs Bewegen. Am 1. Oktober 1990 machte er sich selbstständig und ließ die Firma Koch Land- und Kommunaltechnik in das Handelsregister eintragen. Einige Jahre später erfolgte die Umwandlung in die Melktechnik GmbH. Den Ausschlag für die Gründung der GmbH gab eine schlechte Erfahrung. Ein Landwirt, schilderte Koch, wollte und wollte die Rechnung für seine rekonstruierte Milchviehanlage einfach nicht bezahlen. 14 Monate rannte der Gröbziger seinem Geld hinterher. Um künftig das Haftungsrisiko etwas zu minimieren, gründete Koch schließlich die GmbH, deren geschäftsführender Gesellschafter er ist.
In der Melktechnik sah Henry Koch ein gutes Geschäftsfeld. Doch bevor er sich darauf stürzte, machte er sich ein Vierteljahr lang in einem Betrieb bei Bremen mit der Technik vertraut, die es in den LPG nicht gab. "Weil es in der DDR an rostfreien Edelstahl mangelte, waren die Geräte zur Milchgewinnung mit viel Glas ausgestattet", erläuterte er. Jetzt werde dafür V2A-Stahl verwendet. Der erste große Auftrag, den seine damals noch kleine Firma ausführte, war die Erneuerung der Melkanlage samt Kühltechnik für die Milchviehanlage in Drosa in einem Wertumfang von rund 250 000 Mark. Heute erzielt die Koch Melktechnik GmbH einen Umsatz von rund einer Million Euro im Jahr. Aus dem anfänglichen Ein-Mann-Unternehmen ist ein kleiner Betrieb mit sieben Mitarbeitern und vier Azubis geworden.
Von Gröbzig aus werden Landwirtschaftsbetriebe in Südbrandenburg, Sachsen-Anhalt, Nordsachsen und Thüringen betreut. Auch in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern hat die Firma aus der Fuhnestadt schon Aufträge ausgeführt. Dazu gehört die Planung neuer Technik, die Montage in den Ställen und der sich anschließende Service. Neben den Ausrüstungen zum Melken, die zum großen Teil von der Impulsa Melktechnik Elsterwerda sowie einem Produzenten aus Großbritannien geliefert werden, widmet sich Kochs Firma auch der Modernisierung von Schweineställen.
Wenn es um moderne Technik in den Tierställen geht, gerät Koch regelrecht ins Schwärmen. Der Computer gehöre mittlerweile zum Alltag, auch beim Melken der Kühe. Die dabei erfassten Daten ermöglichen es, Krankheiten an den Klauen oder den Eutern der Tiere zwei bis drei Tage früher zu erkennen, bevor die Anzeichen sichtbar werden. Der Landwirt könne so frühzeitig reagieren und die erkrankte Kuh von ihren gesunden Artgenossen trennen. "Das ist das Premium der Automation", sagte Koch. Auch in der Schweineproduktion sei ein hoher Stand erreicht worden. "In Helmsdorf im Mansfelder Land haben wir einen Stall modernisiert. Da wird vorn das Getreide abgekippt, hinten werden die Schweine gefüttert. Handarbeit ist praktisch nicht mehr erforderlich", schilderte der Gröbziger.
Die Zukunft der Gröbziger Firma hängt mit davon ab, wie sich die Landwirtschaft insgesamt weiter entwickelt. Da sieht Koch schon einige Probleme. Beispielsweise mit der Schweinehaltungs-Verordnung, die Ministerin Künast seit vier Jahren durchsetzen und damit geltende EU-Normen noch übertrumpfen will. Danach sollen die Schweine in den Ställen mehr Platz bekommen, was nach Kochs Einschätzung für die deutschen Bauern eine Wettbewerbsverzerrung darstellt. "Das hätte negative Folgen auf die Schweinefleischproduktion in Deutschland und damit auch für unsere Branche als technische Dienstleister." Die Preise für Rind- und Schweinefleisch sowie Milch seien in Deutschland schon jetzt so niedrig, dass bei noch schärferen Verordnungen kein Landwirt mehr investieren würde.