Nach zehn Jahren Fehlstart für Kneipennacht in Dessau - Neuauflage kurzfristig abgesagt

Dessau - „Dessau plant Großes. Die Kneipennacht soll nach zehn Jahren wieder auferstehen“, hieß es noch in einer Mitteilung Ende Mai. Am 15. Juni sollte das in den Nullerjahren beliebte Format, in dem Kneipen in der Dessauer Innenstadt mit Live-Musik die Nacht zum Tag machten, seine Fortsetzung finden.
Organisator Kutsche: Es war vieles mit der heißen Nadel gestrickt
Doch daraus wird vorerst nichts, wie Daniel Kutsche, einer der Organisatoren, auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung bestätigt. „Im Endeffekt war vieles mit der heißen Nadel gestrickt, zu kurzfristig und daher der 15. Juni nicht zu halten“, erklärt Kutsche selbstkritisch.
Der selbstständige Kreativunternehmer und Mitglied im Vorstand des CityNet-Verbandes sowie Ralf Zaizek, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Dessau und leidenschaftlicher Musikfan, wollten nach der 22. Auflage der Kneipennacht am 15. August 2009 endlich die Nummer 23 auf den Weg bringen.
18 Gastronomen waren bei der letzten Nachtschicht 2009 dabei gewesen
„Im März hatten wir die Idee“, erzählt Kutsche. 18 Gastronomen beteiligten sich an der Kneipennacht im August 2009. Für die Neuauflage am 15. Juni fragten die Organisatoren zehn Gastronomen und Geschäftsinhaber in der Zerbster Straße, sowie das Restaurant „Tobi ornot ToBe“ in der Johannisstraße und das „Antik-Pub“ in der Albrechtstraße an.
„Die Resonanz war da. Viele wollten es“, berichtet Kutsche. Zeit ging ins Land. 3 000 Bändchen, die zum Eintritt berechtigt hätten (Vorverkauf sieben Euro, Abendkasse zehn Euro), sollten Anfang Juni bei den potenziell Mitwirkenden verteilt werden. Doch nur vier Gastronomen erklärten sich noch bereit, tatsächlich mitzumachen. „Das ist definitiv zu wenig. Deshalb haben wir uns entschieden, die Kneipennacht am 15. Juni nicht durchzuführen“, erklärt der Mitorganisator Kutsche.
Ist zu wenig Energie in das Marketing für die Nachtschicht geflossen?
Gürcan Gönen, Inhaber des „Et Mangal“ in der Zerbster Straße hätte mitgemacht. „Die Idee ist gut. Einen Musik-Act hätte ich auch organisieren können. Doch da ist meiner Meinung nach auch zu wenig Energie ins Marketing geflossen“, kritisiert der Gastronom. Ein paar Facebook-Posts wurden veröffentlicht und eine Homepage mit einer Online-Meldung des Stadtmagazins „Leo“ freigeschaltet.
Nach dem Verteilen der Bändchen sollte die Kneipennacht laut Auskunft von Kutsche intensiv beworben werden. Durch die zurückhaltende Vermarktung sind von potenziellen Kneipennacht-Besuchern keine Bändchen im Vorverkauf erworben worden, die dann wieder zurückgetauscht hätten werden müssen. Auch den Gastronomen ist kein wirtschaftlicher Schaden entstanden, weil etwa bereits gebuchte Bands wieder abbestellt hätten werden müssen.
Spontane Herangehensweise der Organisatoren steht in der Kritik
Manfred Hesse, Mitinhaber der „Cubar“ und des „Schlemmerhouse“ in der Zerbster Straße, kritisiert die zu spontane Herangehensweise der Organisatoren. „So etwas muss man mit viel Vorlauf planen. Schließlich soll so ein Abend was Besonderes werden. Von der Personalplanung bis hin zum Einkauf, müssen da viele Sachen abgestimmt sein“, so Hesse.
Deshalb haben sein Geschäftspartner Matthias Brief und er den Kneipennacht-Organisatoren einen Korb gegeben. „Grundsätzlich stehen wir der Idee aber offen gegenüber“, betont Hesse. „Um weitere Enttäuschungen zu vermeiden, wollen wir uns mit unseren potenziellen Veranstaltungspartnern jetzt genügend Zeit nehmen für eine Neuauflage der Kneipennacht im nächsten Jahr“, erklärt Kutsche.
(mz)