Farb-Kur fürs Meisterhaus Farb-Kur fürs Meisterhaus in Dessau: Wohnhaus von Wassily Kandinsky wird instand gesetzt

Dessau - Beinahe an jeder Ecke gibt es Macken im Putz, die Wände sind fleckig, der Fußboden ist zerkratzt. „Man sieht es, das Meisterhaus wurde seit der letzten Sanierung vor rund 20 Jahren intensiv genutzt“, erklärt Monika Markgraf, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Bauforschung und Denkmalpflege bei der Stiftung Bauhaus Dessau.
Tausende Touristen besichtigten seither das Meisterhaus Kandinsky/Klee. Dass der eine oder andere mal mit seinem Rucksack an der Wand hängen bleibt und nicht jeder die saubersten Schuhe im Welterbe trägt, bleibt da nicht aus. Nutzungsspuren wie diese sollen nun bei einer umfassenden Instandsetzung beseitigt werden.
Im ganzen Meisterhaus verteilt kleben kleine Zettel an den Wänden und Türrahmen. Daneben fehlt meist ein Stück von der Wandfarbe. Das sind dann allerdings keine Schäden. „Die Restauratoren sind momentan schon dabei, die Farben vertiefend zu untersuchen“, erklärt Markgraf.
Erneuerung der Wandfarben ist eines der Hauptziele der Instandsetzung
Die Erneuerung der Wandfarben ist eines der Hauptziele der Instandsetzung. Eine Schicht nach der anderen wurde an vielen Stellen abgetragen, gesichert - und unterm Mikroskop untersucht. Auf den Zetteln ist der Befund notiert. Zusammengesetzt wird es den Experten neue Erkenntnisse zur Oberflächen- und Farbgestaltung der Wände geben, wie sie zu Lebzeiten der beiden Künstler hier zu finden waren.
Die war bekanntlich bunt und im Vergleich zum eher nüchternen Stil von Walter Gropius sehr besonders und auffallend. „Wir möchten den Besuchern ermöglichen, die Atmosphäre von damals zu erleben.“ Schon bei der letzten Sanierung war das Ziel eine Rekonstruktion.
„In der Zwischenzeit haben wir aber viele Erkenntnisse hinzugewonnen“, erklärt Markgraf. Immer deutlicher wird da: Farbe ist nicht gleich Farbe. Schwarz zum Beispiel nicht gleich Schwarz. „Je nachdem wie die Oberfläche beschaffen ist, wirkt es mal härter und mal samtiger.“ Jetzt will man noch näher ans Original.
Neben Wänden und Fußböden, wird auch das undichte Dach repariert und der feuchte Keller trockengelegt
Beim Bodenbelag gilt es, den historischen Triolin-Fußboden zu erhalten. Triolin ist ein Ersatzmaterial für teueres Linoleum, das um 1926, dem Jahr in dem das Meisterhaus gebaut wurde, oft verwendet wurde. In den kommenden Monaten soll der Boden nun aufbereitet werden - und wenn das Meisterhaus 2019 wieder für Besucher zugänglich ist, besonders geschützt werden. Denn ersetzen lässt der sich nicht ohne weiteres. „Triolin wird heute nicht mehr hergestellt.“
Die Instandsetzung umfasst in erster Linie Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten. Neben Wänden und Fußböden, wird auch das undichte Dach repariert und der feuchte Keller trockengelegt. Auch an der Fassade wird gearbeitet. Zudem werden gravierende Veränderungen, die im Rahmen der Arbeiten vor 20 Jahren an dem Doppelhaus vorgenommen wurden, zurückgesetzt.
Die Klimaanlage wird zum Beispiel wieder ausgebaut. „Damals war die Nutzungsvorstellung noch eine andere“, so Markgraf. Das Meisterhaus sollte als Museum genutzt werden, in dem originale Bilder von Klee und Kandinsky ausgestellt werden konnten. Mit dem neuen Bauhaus-Museum ist das nicht mehr notwendig. Das Badezimmer in der ersten Etage kann somit von der Technik befreit und die wenig schönen Lüftungsschächte in den Wänden wieder geschlossen werden.
„Die Besucher sollen die Architektur wieder so auf sich wirken lassen, wie sie von Gropius geplant war“
Und auch der Durchbruch vom Wohnzimmer Kandinskys zum Wohnzimmer Klees wird geschlossen. Den gab es ursprünglich nicht. „Wassily Kandinsky und Paul Klee waren zwar befreundet, so gut aber dann auch wieder nicht“, sagt Markgraf und lacht. Die Besucher müssen dann in Zukunft wieder durch den Garten, wenn sie von einer Hälfte in die andere wollen.
Aber das ist bewusst gewollt: „In Zukunft wird hier die Architektur im Mittelpunkt stehen. Die Besucher sollen sie wieder so auf sich wirken lassen können, wie sie einst von Walter Gropius geplant war.“
Finanziert wird die Instandsetzung komplett durch die Wüstenrot Stiftung. Sie ist Bauherrin des Vorhabens und bringt sich damit auch fachlich ein. Bis 2019 sollen die Arbeiten fertig sein. Das Haus ist bereits geschlossen. (mz)
