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Familien-stärken-Programm in  Familien-stärken-Programm in : Projekt setzt auf Freiwilligkeit

Von Heidi Thiemann 29.09.2014, 18:45
Sarah Wostal und Markus Blumstein gehören zum Familienintegrationsteam.
Sarah Wostal und Markus Blumstein gehören zum Familienintegrationsteam. L. Sebastian Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - „Das ist ein riesiges Geschenk“, sagt Ramona Richter und verhehlt ihre große Freude darüber nicht. Denn die 37-Jährige wird über das ESF-Programm „Familien stärken - Perspektiven eröffnen“ eine betriebliche Erprobung in der Seniorenresidenz Kienfichten durchführen können. „Das ist eine Überbrückung“, sagt die 37-Jährige hoffnungsfroh, „bis es mit dem festen Arbeitsplatz klappt.“

Richter und ihr 14-jähriger Sohn sind auf Hartz IV angewiesen. Vor kurzem hat die alleinerziehende Mutter ihre Ausbildung zur Altenpflegehelferin bei der IWK Köthen abgeschlossen. „Ich hatte Bürokauffrau gelernt“, erzählt die Dessauerin, dass sie sich aber, „weil ich gerne mit Menschen zusammenarbeiten möchte“, beruflich neu orientiert hat. In der Seniorenresidenz Kienfichten hatte sie bereits das Praktikum während ihrer Ausbildung absolviert. Dass der Beruf der Richtige für sie ist, weiß sie jetzt.

„Bei Frau Richter passt alles prima“, sagt Sarah Wostal. Gemeinsam mit Babett Simon bildet sie das Familienintegrationsteam, das junge Familien, Alleinerziehende und Jugendliche begleitet auf dem Weg ins Berufsleben. Zu finden ist das Team im Dessauer Rathaus. „Unser Ziel ist es, den Menschen bei der Überwindung ihrer Arbeitslosigkeit zu helfen“, erklärt Sarah Wostal. Unterstützt werden die beiden Familiencoaches dabei von Verwaltungsfachkraft Markus Blumstein, der auch den Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern hält.

Das Familien-stärken-Programm war im vergangenen Jahr erstmals vom Land Sachsen-Anhalt aufgelegt worden, bis zum 30. Juni 2015 wurde es nun verlängert, erklärt Jens Kauß, Referent von Sozialdezernent Gerd Raschpichler und Leiter der Koordinierungsstelle im Sozialdezernat.

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Wer zu den Familiencoaches kommt, sagt Sarah Wostal, „macht das auf freiwilliger Basis“, wer nicht komme, müsse keine Konsequenzen befürchten. Dennoch würde versucht, alle Infragekommenden über das Projekt und die Chancen, die es eröffnet, zu informieren. Über 250 Familien, die vom Jobcenter, vom Jugend- oder auch dem Sozialamt begleitet werden, wurden auf das Projekt aufmerksam gemacht. 94 Familienbedarfsgemeinschaften, in denen 135 Kinder leben, sind in der Betreuung.

Wie ist die Bedarfsgemeinschaft aufgebaut, wo liegen Kenntnisse und Fähigkeiten, welche Defizite müssen überwunden werden - das sind Fragen, sagt Sarah Wostal, die sie und ihre Kollegin mit den Familien klären, um ihnen eine direkte Unterstützung anbieten zu können. „Dabei arbeiten wir eng mit dem Jobcenter-Vermittlern und den Familienhelfern zusammen.“ Ziel ist es, die Familien zu motivieren. „Wir verschaffen ihnen Klarheit, was sie selber wollen und zeigen den ersten Weg der Realisierung auf.“ So wird Kontakt zu Arbeitgebern, aber auch Bildungsträgern gesucht, um etwa eine Ausbildung zu ermöglichen. Doch oft sind die Probleme der Familien vielschichtig, so dass auch auf Netzwerkpartner aufmerksam gemacht wird, die bei Sucht- oder Schuldenproblemen helfen können.

Insgesamt 38 Firmen konnten gewonnen werden, die grundsätzlich Interesse haben, Menschen über das Programm eine Chance zu geben, sie als künftige Mitarbeiter in der Firma kennenzulernen, sagt Kauß. Bisher laufen fünf betriebliche Vermittlungen, vier weitere sind beantragt. „Darüber hinaus“, freut sich Kauß, „konnten aber auch zehn Personen außerhalb des Programms in Firmen, in Berufsausbildung oder zu Bildungsträgern vermittelt werden.“ Denn die Coaches schauen insgesamt, wie sie den Familien helfen können. „Sie sind bemüht, alle Möglichkeiten zu nutzen.“ Dazu gehört auch, Hilfestellung zu geben bei Behördengängen, beim Ausfüllen von Formularen und anderem. Da die Betreuungsquote für einen Coach bei 30 Familien liegt, sei die Möglichkeit einer intensiven Begleitung gegeben. Und diese höre auch nicht auf, wenn jemand in eine betriebliche Erprobung oder anders erfolgreich vermittelt werden konnte.

Bis Sommer nächsten Jahres laufe das Projekt und mithin die Förderung für Arbeitgeber für die betriebliche Erprobung. Zeit, die intensiv genutzt werden soll, um sowohl Teilnehmer als auch potenzielle Arbeitgeber zum Mitmachen zu motivieren, sagt Kauß.