Fahrradfreundliche Stadt Fahrradfreundliche Stadt: Bekommt Dessau eine Schnellstraße für Radfahrer?

Dessau - Der Bürgertreff der Initiative „Fahrradfreundliche Stadt“ hatte für seine Herbstsitzung 2016 mehrere Neuheiten auf dem Zettel: Erstens kam die Runde aus Interessierten und Offiziellen statt im Dessauer Rathaus in der Schwabestube in der Johannisstraße zusammen.
Die neue Örtlichkeit zeigte Zugkraft. Und zweitens stand ein angesagtes „Modethema“ auf der Tagesordnung der Gastgeber vom ADFC-Regionalverband Dessau/Anhalt-Bitterfeld. Vorgestellt wurde erstmals die Ideenskizze des Regionalverbandes für einen Radschnellweg RS1-Dessau.
Eine Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Wolfener Chaussee
Stephan Marahrens vom ADFC umriss anhand von Stadtplan und Fotos die gedankliche Route über etwa sechs Kilometer zwischen Hauptbahnhof Dessau bis zur Wolfener Chaussee. Der Radschnellweg mit direkter Nord-Süd-Verbindung könnte als Teil der Bauhaustour auch „Anschlussstellen“ zu den Bauhausbauten bereithalten.
Die Bauhaustour über 22 Kilometer war von der Stadt gemeinsam mit der Welterberegion Anhalt Dessau Wittenberg explizit für Freunde der Bauhausarchitektur 2011 entwickelt und ausgeschildert worden.
Der Radschnellweg RS1 Dessau nun legt in seiner gedanklichen Konzeption die Trasse im ersten Abschnitt vom Hauptbahnhof über die Bitterfelder Straße bis zum Räucherturm.
Hier käme ein erster neuralgischer Punkt. Und könnten mit einem Tunnel die Bahnanlagen störungsfrei unterquert und die Bauhausbauten im Stadtbezirk Ziebig/Siedlung erschlossen werden, so der ADFC. In Richtung Süd nähme der RS1 dann über die Elisabethstraße und unter der Brauereibrücke sowie Argenteuiler Straße hindurch Kurs in Richtung DB-Fahrzeuginstandhaltung (früher RAW).
Von hier aus sind nach einer Querung der Heidestraße mit einer „Anschlussstelle“ die Bauhausbauten in der Gropiussiedlung erreicht, während der Südkurs nach Überquerung der Taube zur Wolfener Chaussee kommt.
Täglich 50.000 Autotouren auf den Fahrradsattel verlagern
Die Radschnellwege, so Marahrens, wollen durch komfortable Rad-Infrastruktur täglich 50.000 Autotouren auf den Fahrradsattel umlagern und damit staugeplagte Kommunen vom Autoverkehr entlasten.
Als zügige „Reisegeschwindigkeit“ geht der ADFC von 20 bis 30 km/h aus, also nicht vom Wandertempo. Insgesamt wollen die Nutzer von Radschnellwegen die Hälfte ihrer sonstigen Fahrzeit einsparen.
Der RS-Ausbau setzt so wenig Querungen wie möglich an und legt den Radweg von 2,50 bis vier Meter Breite aus. Auf dem Radschnellweg ist der Radfahrer bevorrechtigter Verkehrsteilnehmer.
Der Bund könnte sich finanziell beteiligen
Noch klingt RS1 Dessau nach viel Theorie, muss aber keine Illusion bleiben, betont Initiativmitglied Ulrike Wachotsch. Und freut sich ausdrücklich, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im Bundesverkehrswegeplan 2016 erstmals einen Passus zum Radverkehr aufgenommen hat.
Demnach wird sich der Bund künftig am Bau von Radschnellwegen beteiligen. 25 Millionen sind für Pilotprojekte eingestellt. „Ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man weiß, dass je Kilometer mit Kosten einschließlich Landerwerb von einer Millionen Euro gerechnet wird. Aber ein Anfang und erster Schritt.“ (mz)
