1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Positive Entscheidung: Es geht weiter im Quartier „Am Leipziger Tor“ in Dessau: Kümmerin darf bis 2029 weitermachen

Positive Entscheidung Es geht weiter im Quartier „Am Leipziger Tor“ in Dessau: Kümmerin darf bis 2029 weitermachen

Sylvia Watzek ist auch in den nächsten vier Jahren in der südlichen Dessauer Innenstadt als Quartiersmanagerin tätig. Was sie sich vorgenommen hat und wo sie Probleme sieht.

18.01.2025, 12:00
Sylvia Watzek und Birgit Schmidt (re.) am Quartiersbüro in der Radegaster Straße 1.
Sylvia Watzek und Birgit Schmidt (re.) am Quartiersbüro in der Radegaster Straße 1. Foto: Th. Ruttke

Dessau/MZ. - Das Quartiersmanagement Am Leipziger Tor kann bis 2029 unter Federführung der Wohnbundberatung Dessau weiterarbeiten.

Im Dezember erhielt Projektleiterin Birgit Schmidt die Nachricht, dass ihre Bewerbung erfolgreich gewesen sei und sie den Zuschlag für weitere vier Jahre erhalten hätten. „Das war ein schönes Weihnachtsgeschenk“, sagt auch Quartiersmanagerin Sylvia Watzek, die sich freut, dass sie ihre begonnene Arbeit nun fortsetzen kann.

Die Wohnbundberatung Dessau hat 2022 als Träger mit der Quartiersarbeit begonnen. Ein Projekt, dessen Förderung am 28. Februar ausläuft. Für die Fortsetzung war also eine neue Ausschreibung und ein erneutes Bewerbungsverfahren notwendig. Die Stadt Dessau-Roßlau hat für einen nahtlosen Übergang rechtzeitig Vorsorge getroffen – und beim Land Städtebaufördermittel sowie einen vorzeitigen Maßnahmebeginn beantragt. Beides erfolgreich. Der Förderbescheid liegt seit Dezember vor. Die Finanzierung ist bis 2029 gesichert.

Das Quartier „Am Leipziger Tor“ in Dessau hat in den vergangenen drei Jahren viel von sich reden gemacht

Das Quartier machte viel von sich reden in den vergangenen drei Jahren. Am Leipziger Tor gab es Nachbarschaftsfeste, Quartiersspaziergänge und -gespräche, Umwelttage, ein Ferienprogramm im Quartier, die Wimpelkettenaktion und vieles mehr. „Wir wollen mit erlebbaren Impulsen die Leute erreichen und aktivieren“, sagt Sylvia Watzek. Das sei schon recht gut gelungen. „Hier werden wir daran arbeiten, das zu verstetigen.“ Das heißt, nicht die Quartiersmanagerin soll für alles verantwortlich bleiben, sondern lediglich Anschub und Unterstützung geben. „Wir wollen Leute und Einrichtungen finden, die sich den Hut aufsetzen.“

Das Netzwerk der Quartiersakteure ist eine Errungenschaft des Quartiersmanagements. „Das läuft gut und entwickelt sich.“ Händler und Gewerbetreibende will Watzek noch stärker einbeziehen.

Die Schließung des Dessauer Franztreffs ist ein Rückschritt für das Quartier „Am Leipziger Tor“

Bei allen Aktivitäten habe sich Einsamkeit als ein Hauptthema herauskristallisiert, erklärt Sylvia Watzek. „Das kann ich aber nicht alleine lösen.“ Wohnungsunternehmen, die VS 92 und die Alexianer könnten da Partner sein. Erste Gespräche habe es gegeben.

Das Quartier Am Leipziger Tor ist ein soziales Brennpunktgebiet. Deshalb war der Franztreff eine wichtige Einrichtung, dessen Schließung „eine Katastrophe“ sei, wie es Watzek formuliert. „Er erfüllte eine wichtige soziale Aufgabe, die jetzt wegfällt. Ich hoffe sehr, dass eine Lösung gefunden wird.“

Ein Problem, mit dem die Quartiersmanagerin immer wieder konfrontiert wurde, ist der avisierte und teilweise erfolgte Verkauf etlicher DWG-Blöcke. Darüber sind die Mieter teilweise schon vor zwei Jahren informiert worden, haben seitdem aber nichts gehört. „Die Verunsicherung ist groß, viele haben Angst, die Miete dann nicht mehr bezahlen zu können“, weiß Watzek. Hinzu komme, dass sich seitdem auch in den Blöcken und Wohnungen nichts mehr tut. „Sie verfallen zusehends und wo nichts passiert, nimmt auch die Vermüllung zu.“ Ebenso fehlten Ansprechpartner, der Kontakt zu den neuen Eigentümern der Blöcke sei noch nicht gelungen.

Die Entwicklung des Leipziger Torhauses zum Stadtteilzentrum steht ebenfalls als wichtige Aufgabe. Allerdings geht die Sanierung nicht voran. „Das Haus wäre wichtig für uns, denn es würde auch die Menschen hier ein Stück zusammenbringen“, hofft Sylvia Watzek auf den Beginn der Sanierung in diesem Jahr.

Quartiersmanagerin Sylvia Watzek warnt: „Ich kann das Quartier nicht alleine retten“

Bei allem Engagement und positiven Effekten bleibt das Quartier ein problematisches, „das ich nicht alleine retten kann“, so die Managerin. „Wir sind für das soziale Miteinander“, sagt Birgit Schmidt. Soziales und städtebauliche Entwicklung müssten aber zusammen betrachtet werden. „Und für den Städtebau braucht es die Stadt.“ Schmidt vermisst allerdings eine Vision für das Quartier, an der zielgerichtet gearbeitet werden könnte. „Das ganze Quartier ein Nachbarschaftspark könnte ich mir zum Beispiel gut vorstellen.“ Das könnte sogar ein Buga-Projekt sein.