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Erste Dessauer Raststätte Erste Dessauer Raststätte: Wo die «Sonn'nkeppe» auftafeln

Von Lothar Gens 09.02.2001, 17:30

Dessau/MZ. - Hätte er den Optimismus nicht gepachtet, wer weiß, ob Uwe Krauße es jemals gewagt hätte. Aber so, da hat er halt kurzerhand am 10. Mai 1993 mit zwei Gesinnungsgenossen, Elke Rauhut und Heiko Niemann, die Ratsherren Speisen GmbH gegründet und sich nach Zeiten als städtischer Angestellter auf eigene Beine gestellt. Dass dieser Schritt binnen weniger Jahre dazu führen würde, dass er heute an der Westtangente in der Polysiusstraße mit seinen beiden Immer-Noch-Geschäftsführerkollegen die erste Dessauer Raststätte eröffnen würde, hat er damals sicher nicht zu träumen gewagt.

Als es seinerzeit losging mit der Sorge für das leibliche Wohl der Rathausmitarbeiter in der dortigen Kantine, "gab es drei Geschäftsführer, und diese drei haben auch alles selber gemacht", erzählt Krauße heute gutgelaunt. Sie kümmerten sich um das Mittagessen, wie auch um das Brötchen oder die Bockwurst zwischendurch. "

Ziemlich schnell sollte sich das ändern. Vielleicht lag es daran, dass sich die Qualität des Gelieferten herumgesprochen hat? Uwe Krauße weiß es nicht zu sagen. Werbung jedenfalls, die hat die Ratsherren Speisen GmbH nie für sich gemacht. Auch nicht für den nebenbei betriebenen Partyservice für anfangs nur wenige Kunden: Viel zu beschränkt war eigentlich die kleine Kantinen-Küche im Rathaus, als dass viel mehr als das Bisherige drin gewesen wäre. Und doch kamen immer mehr Party-Service-Kunden im Laufe der Jahre hinzu.

Das wäre ja noch in Ordnung gewesen - von wegen der Platzverhältnisse. "Aber dann traten die Elternräte und Direktoren einiger Schulen an uns heran mit der Frage, ob wir nicht die Schulversorgung übernehmen könnten", schildert der junge Unternehmer. Die GmbH tat, was leistbar war, bekochte 1994 schon das Ziebigker Gymnasium, die Friedensschule, die Walderseer Schule.

Und hatte dann auch schon die ersten drei Angestellten. Doch etwas später kamen weitere Schulen hinzu: Kühnau, die 3. Sekundarschule, die 7. und die 8. Grund- und Sekundarschule, die Mildenseer, die Körperbehindertenschule, das Philanthropinum.

Das war der Knackpunkt. Langsam war die Grenze dessen erreicht, was überhaupt noch ging. So reiften bei dem Geschäftsführertrio zuerst der Traum und dann der konkrete Plan: Es musste neu gebaut werden, egal wie. Denn man war von anfangs 300 Mittagsportionen ziemlich unversehens auf 1000 bis 1500 am Wochentag hochgeschneppst. In der Rathaus-Kantinenküche brannte die Luft.

"Vielleicht hätten wir damals den Mut verloren, hätten wir nicht immer auf die Unterstützung vom Oberbürgermeister zählen können", sagt Uwe Krauße heute. Hans-Georg Otto habe - schon als alter Stammgast - geholfen, wo er konnte. Der Neubau wurde über die Zeit immer dringender, denn auch noch die Versorgung des Arbeitsamtes und des Dessauer Justizpalastes sowie der Friederikenschule und der Lernbehindertenschule kamen hinzu. Dann auch noch die des Berufsschulzentrums. Seit diesem Jahr essen auch die Mitarbeiter der Stadtsparkasse, was in Kraußens Küche zubereitet wird. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation: 17 Angestellte zählt die GmbH heute. Zehn Pauschalkräfte gehen ihnen darüber hinaus zur Hand.

Jetzt beginnt für Krauße und Kompagnons ein neuer Abschnitt im geschäftlichen Leben. Uwe Krauße sinniert: "Noch haben wir kein Asiettenessen im Angebot. Vielleicht können wir einen Teil des Dessauer Marktes für uns erschließen." Aber Kernstück der künftigen Strategie ist außer der Mittagsversorgung der vielen Einrichtungen natürlich der Raststättenbetrieb.