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Neuer Maltrend Erinnerungen schaffen - Roßlauer Maler Jörg Hundt hat in der Region das „Urban Sketching“ etabliert

Der Roßlauer Maler Jörg Hundt ist dem „Urban Sketching“ verfallen - und er hat längst viele Mitstreiter gefunden. Was „Urban Sketching“ so besonders macht. Wo man Hundt und seine Zeichenkollegen demnächst treffen kann.

Von Danny Gitter 20.04.2024, 14:00
Maler Jörg Hundt bei der Arbeit an einem Porträt einer ehemaligen Roßlauer Schiffernixe in seinem Atelier.
Maler Jörg Hundt bei der Arbeit an einem Porträt einer ehemaligen Roßlauer Schiffernixe in seinem Atelier. Foto: Danny Gitter

Dessau/MZ. - Wer heute auf Reisen ist, der hat in der Regel die Kamera oder das Smartphone immer dabei, um vom Urlaubsort Erinnerungen festzuhalten. Auch bei Jörg Hundt aus Roßlau durften diese Utensilien nicht fehlen, als er kürzlich mit seiner Frau die süditalienische Amalfiküste bereiste.

Doch der studierte Kunsterzieher, Sonderpädagoge und seit Jahren schon freischaffende Maler hatte auch Stifte und ein Skizzenbuch dabei, um etwa den Vesuv, das Panorama von Neapel oder auch die antike Stadt Pompeji einzufangen. Man mag einwenden, dass das für seine Profession üblich sei. Doch Hundt nutzt die Skizzen nicht für später anzufertigende Gemälde in seinem Roßlauer Atelier.

Er hält damit die Augenblicke und Momente fest, die ihm so im Urlaub begegnet sind, als zeichnerische Erinnerung, nicht mehr und nicht weniger. Das zu Papier bringen, was man vor sich sieht, wahrhaftig, ganz ohne Schnörkeleien, nennt sich journalistisches Zeichnen oder auch Urban Sketching.

Hype um Urban Sketching

Ein spanischer Journalist, der in den USA lebt, hat 2007 angefangen seine skizzierten Alltagsbeobachtungen auf einer Foto-Plattform im Internet hochzuladen. Das löste einen weltweiten Hype aus. Das Urban Sketching war geboren. Dessau-Roßlau erfasste der Trend vor drei Jahren. Kristin Kuchenbecker, eine Berlinerin, die damals nach Vockerode umzog, brachte ihr Hobby hier mit her.

Über den Ölmalzirkel in der Roßlauer Ölmühle, den Hundt leitet, kam der Kontakt zwischen der Urban Sketcherin aus der Hauptstadt und dem Roßlauer, zustande. Die Neugier bei Hundt auf die neue Maltechnik war groß. Schnell wurde der heute 66-Jährige auch ein begeisterter Urban-Sketcher. Über Facebook wurde eine regionale Ortsgruppe gegründet. Von anfangs einer Handvoll Neugieriger wuchs die Mitgliederzahl auf nunmehr über 40.

„Mittlerweile sind wir gut mit Gruppen aus Leipzig und Magdeburg vernetzt und auch international aufgestellt“, resümiert Hundt. Auch Studenten aus Bangladesch, die in Dessau studieren, haben sich der Gruppe angeschlossen. Jeden dritten Samstag im Monat trifft man sich, um an einem vorher verabredeten Ort in der Region gemeinsam zu zeichnen.

Doch Hundt ist auch gerne unterwegs, um Urban Sketching zu bewerben. Am 21. April erzählt der Maler ab 15 Uhr bei einer Kaffeerunde in der Roßlauer Ölmühle von seiner Rundreise an der Amalfiküste und bringt neben Fotos auch seine dort angefertigten Skizzenbücher mit. Am 4. und 5. Mai, im Rahmen des Kreativmarktes auf der Roßlauer Burg, können Interessierte Urban Sketchern über die Schulter schauen und sich selbst ausprobieren.

Apropos Burg. Auf den Streuobstwiesen rund um die Roßlauer Wasserburg hat Hundt im vergangenen Jahr im Rahmen eines Kunstprojekts der Freien Sekundarschule Dessau verschiedene Klassen dort künstlerisch experimentieren lassen. Die Ergebnisse werden zum Kreativmarkt ebenfalls präsentiert.

Werkschau im Mitmach-Lokal

Außerhalb des Urban Sketchings experimentiert Hundt schon seit Jahren mit den Stilen verschiedener Künstler und interpretiert diese mit meist hiesigen regionalen Landschaftsmotiven. Eine Werkschau davon wird es ab dem 13. Mai im Mitmach-Lokal in der Kavalierstraße geben. Auch sonst kann der Künstler sich über Langeweile nicht beschweren. Für sich entdeckt Hundt gerade die Porträtmalerei.

Einmal wöchentlich gibt er neben seinem Ölmalzirkel-Kurs in der Ölmühle auch im Rentenalter noch Kunstunterricht für angehende Erzieher, die an der Dessauer Euro-Akademie ausgebildet werden. „Ich freue mich auf das, was vor mir liegt“, sagt Hundt, auch im Blick auf die warmen Monate, wo er ganz viel draußen ist, um Motive einzufangen.