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Entscheidung ist gefallen Entscheidung ist gefallen: Jüdische Gemeinde zu Dessau möchte einen Rundbau

Von Annette Gens 06.12.2017, 07:00
Der Entwurf von Alfred Jacoby ist ein Rundbau - ähnlich einer Torarolle.
Der Entwurf von Alfred Jacoby ist ein Rundbau - ähnlich einer Torarolle. Thomas Haehnel / Repro: Lutz Sebastian

Dessau - Wie die künftige Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Dessau aussehen soll, das steht jetzt fest. „Wir haben uns für den Entwurf des Architekten Alfred Jacobi entschieden“, sagt Vorsitzender Alexander Wassermann und unterstreicht, dass diese Entscheidung sehr eindeutig ausgefallen ist.

90 Prozent der Mitglieder entschieden sich für den Entwurf von Alfred Jacoby

Den Gemeindemitgliedern seien Jacobys Entwurf und der des Dessauer Architekturbüros von Anne Sommer und Dieter Bankert vorgestellt worden. 90 Prozent der Mitglieder entschieden sich für das runde Gebäude, das an eine Thorarolle erinnert und auf dessen Dach sich der Architekt und Professor der Hochschule Anhalt eine lichtdurchflutete Krone vorstellen kann.

Alle im Entwurf verwendeten Elemente stehen für die jüdische Religion. Sommer/Bankerts Entwurf hingegen steht für die Moderne des Bauhauses. Ihr Entwurf schlägt mit vielen Elementen eine Brücke zur Synagoge ins Gartenreich und erinnert an Geschichte: Während Nationalsozialisten am 9. November 1938 die Dessauer Synagoge in Brand setzten, gab es in Wörlitz an der Synagoge mutige Menschen, die gleiches verhindert haben.

Umsetzung des Entwurfes kostet 1,2 Millionen Euro

Die Entscheidung der 320 Gemeindemitglieder wurde von der Repräsentantenversammlung unterstrichen. Die Versammlung mit Vertretern aus allen Städten, die zur Jüdischen Gemeinde gehören, entschieden sich mit großer Mehrheit für den Entwurf von Jacoby.

„In diesem Entwurf steckt die jüdische Seele“, sagt Leonid Portnoi, Vorsitzender der Repräsentantenversammlung. Ihn umzusetzen, sind 1,2 Millionen Euro erforderlich.

Jüdische Gemeinde und Zentralrat der Juden stellen 350.000 Euro zur Verfügung

Eine schnelle Entscheidung für einen der zwei Entwürfe hatte Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister vor Wochen gefordert und sich gewünscht, dass ausschließlich die Gemeinde darüber befinden soll, wie ihre Synagoge aussehen wird. Auf der Grundlage dieser Entscheidung will die Stadt mit dem Land über die Finanzierung des Projekts sprechen.

Die Gemeinde kann es nicht aus eigener Kraft stemmen. Rund 350.000 Euro stellt sie und der Zentralrat der Juden in Deutschland zur Verfügung.

Auch die Stadt möchte einen finanziellen Beitrag leisten

Die Stadt stellte das Baugrundstück und wird Kuras Worten zufolge weiter helfen: „Auch die Stadt selber will einen finanziellen Beitrag leisten, auch wenn das vor dem Hintergrund einer schwierigen Haushaltslage nicht leicht ist.“ Zur Stadtratssitzung am 6. Dezember werde von Stadtratsfraktionen ein Antrag vorbereitet, kündigte Kuras an.

„Es ist ungewöhnlich, dass eine Stadt an eine Glaubensgemeinschaft einen Zuschuss zahlt“, weiß das Stadtoberhaupt, verweist aber auf die Geschichte. „Wir wollen der jüdischen Gemeinde eine Heimat geben.“ Auch städtebaulich sei der Neubau ein Gewinn.

Architekt Alfred Jacoby dürfte in Deutschland die meisten Synagogen gebaut haben

Alfred Jacoby hatte insgesamt zwei Entwürfe für eine künftige Dessauer Synagoge gefertigt. Seinen ersten schenkte die Kurt-Weill-Gesellschaft der Jüdische Gemeinde und thematisierte damals einen Synagogenneubau. Doch Jocobys Entwurf erwies sich als zu teuer.

Der zweite - kleiner und eine Million Euro billiger - war der Favorit. Die Dessauer Juden entschieden sich damit für das Projekt eines Architekten, der in Deutschland die meisten Synagogen gebaut haben dürfte. Insgesamt elf Synagogen entstanden und eine in Park City im US-Bundesstaat Utah. (mz)