Elbe in Roßlau Elbe in Roßlau: 120 Kanuten kommen zum Anpaddeln

rosslau/MZ - Eine junge Frau winkt lächelnd ab bei der Frage, was sie von der Ansammlung der Kanus und Kajaks am Anlegeplatz des Elbkilometers 258 neben der Roßlauer Schiffswerft halte. „Ich bin Ruderin“, sagt sie. Nur wenige Meter trennen die Vereinsheime der Ruderer und Paddler an der Roßlauer Elbe. Mit einem Augenzwinkern schwören beide Seiten auf friedliche Ko-Existenz.
Am Sonnabendvormittag war das nahe gelegene Elbufer die Bühne für die Paddler. Zum traditionellen Anpaddeln hatte der sachsen-anhaltische Landeskanuverband diesmal nach Roßlau geladen. Am Nachmittag eröffneten dann die Roßlauer Ruderer ganz offiziell ihre neue Saison. Mancher Ruderer nutzte neben der Vorbereitung auf den Nachmittag die Zeit, um auch Mal einen Blick auf das Treiben der sportlichen Konkurrenz zu werfen.
Denn nur selten im Jahr ist hier so viel los wie am vergangenen Sonnabend. Dicht an dicht reihten sich die über 60 Kanus und Kajaks am Ufer und warteten darauf, endlich zu Wasser gelassen zu werden. 120 Anmeldungen sind bei Ronny Kampfenkel, Mitglied im „Roßlauer
Paddlerverein von 1922“ und Ressortleiter unter anderem für Umweltschutz im Landeskanuverband Sachsen-Anhalt, eingegangen. „Von sieben Jahren bis weit über 80
sind viele Generationen vertreten“, freute er sich über das breite Teilnehmerfeld und das große Interesse. 13 Vereine, unter anderem aus Dessau, Roßlau, Magdeburg, Raguhn sowie Coswig und sogar zwei Leipziger Paddlervereinigungen, wollten sich das vom Landeskanuverband ausgerichtete Anpaddeln nicht entgehen lassen.
Im Saale-Unstrut-Gebiet, in Coswig und am Muldestausee bei Bad Düben waren die Sachsen-Anhalter Kanuten schon unterwegs gewesen, um mit Kameraden aus anderen Vereinen traditionell im Frühjahr anzupaddeln. Und jetzt in Roßlau. Vom Elbkilometer 258 ging es zum Elbkilometer 287,2 zur Fähre Breitenhagen bei Tochheim. „Wir können das hier heute ganz entspannt ohne jeglichen Leistungsdruck angehen“, sagt Ronny Kampfenkel. Der Weg ist das Ziel: Roßlau, Dessau, Aken und Zerbst ganz nach eigenem Gusto hinter sich lassen. Bei Kilometer 269 in Rietzmeck gab es eine stärkende Mittagsverpflegung durch die Wasserwanderer Schlangengrube.
Es ist nicht der Wettkampf, sondern das soziale Miteinander, was beim Anpaddeln zählt. Sich einmal im Kalenderjahr zu einem festen offiziellen Termin des Landeskanuverbands persönlich zu treffen, ist das Credo der Veranstaltung. Weil es sonst bei über 900 verschiedenen bundesweiten Veranstaltungen die Paddler immer zu ganz individuellen Terminen zieht. Und kaum eine Zeit kann besser passen als das Frühjahr, da auch die Natur aus dem Winterschlaf erwacht.
Fast alle Teilnehmer vom Sonnabend haben in diesem Jahr schon vor diesem Termin die Paddel in der Hand gehabt und ihrem Hobby gefrönt. „Solange die Gewässer nicht zugefroren sind, brauchen wir keine Pause“, erklärt Markus Baudisch, Präsident des Landeskanuverbands. So oft wie möglich zieht es den Schönebecker raus auf die Elbe, zum Ausgleich für seinen Bürojob als Rechtsanwalt. „Kanufahren ist der ideale Sport, um sich mal ganz entspannt treiben zu lassen und dann wieder sportlichen Ehrgeiz zu entwickeln“, erzählt der Schönebecker. Der letzte Sonnabend war für ihn Entspannung.
Der Sonnabend vor drei Wochen bei der Berg- und Talrallye zwischen Dessau und Vockerode dagegen war pure Anstrengung, wegen des heftigen Windes und Regens. Einen respektablen achten Platz hat Baudisch sich da erkämpft. Gabi Hädicke von der Junkers-Paddelgemeinschaft hatte da lieber in sicherer Entfernung mit ihrem Mann für das leibliche Wohl der Wettkämpfer gesorgt. Vorgestern nun wollte sie zusammen mit 35 anderen Dessauer Kanuten unbedingt auf die Elbe. „Das Wetter ist gut. Einer entspannten Tour steht nichts im Wege“, konnte es Hädicke kaum erwarten anzupaddeln.