1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Ein verrücktes Projekt: Ein verrücktes Projekt: Rotarier wollen Küchengebäude am Dessauer Georgium wieder aufbauen

Ein verrücktes Projekt Ein verrücktes Projekt: Rotarier wollen Küchengebäude am Dessauer Georgium wieder aufbauen

Von Thomas Steinberg 25.03.2019, 12:34
Projektleiter Günther Laux auf dem Gelände des ehemaligen Küchengebäudes. Der Wiederaufbau ist das große Ziel.
Projektleiter Günther Laux auf dem Gelände des ehemaligen Küchengebäudes. Der Wiederaufbau ist das große Ziel. Thomas Steinberg

Dessau - Nach anderthalb Stunden ist das Ziel erreicht, die Balken liegen, wo sie sollen. Die meisten der 15 Männer, nicht wenige längst im Rentenalter, genehmigen sich ein Bier unter dem Portikus, dem einzigen, was vom Küchengebäude des Schlosses Georgium erhalten ist. Genau das wollen Dessauer Rotarier wiederaufbauen.

Dass sie große Projekte stemmen können, haben sie bereits bewiesen mit der Rekonstruktion der Solitude am Sieglitzer Berg direkt am Elberadweg zwischen Dessau und Vockerode. Nun also das nächste Stück Gartenreich. „Wir wollen vielleicht etwas ganz Verrücktes machen. Etwas, zu dem manche Leute sagen: Ei, was ist das“ sagt Rotarier Günther Laux. Laux leitet bei den Rotariern das ehrgeizige Projekt Küchengebäude.

Von dem weiß man wenig. Bislang sind keine Fotos aufgetaucht, keine Zeichnungen, niemand kann zuverlässig sagen, wie es aussah. Hinter dem aufwändigen von Säulen gezierten Eingang, mutmaßt Laux, verbarg sich ein eher schlichtes Gebäude.

1945 wurde das Küchengebäude bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört

Die 15 Männer haben am Samstagvormittag einiges zu tun. Balken schleppen, Erde schippen, Gewindebolzen einschlagen. In den Tagen zuvor war die Fläche hinter dem Portikus beräumt und begradigt worden. Nun wird sie säuberlich verfüllt.

Das Georgium entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Der Park, in Auftrag gegeben von Fürst Johann Georg und mitfinanziert von dessen berühmteren Bruder, dem regierenden Fürsten Franz, lag 15 Minuten von der Stadt entfernt. Manche Besucher schätzen ihn gerade wegen seiner Urwüchsigkeit höher als Wörlitz – obwohl auch im Georgium kaum etwas dem Zufall überlassen wurde, wofür schon die Gartenplaner Johann Georg Schoch und Johann Friedrich Eyserbeck sorgten.

1945 wurde das Küchengebäude bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört. Es blieb eben nur der Portikus stehen - und wenn man es nicht besser weiß, könnte man diesen allein fürs Original halten: An künstlichen Ruinen wie den Sieben Säulen herrscht kein Mangel im Georgium. Hier aber handelt es sich tatsächlich um eine Ruine.

Auf rund 120 Quadratmeter entsteht in den nächsten Tagen eine Art Bühne

An deren Stelle etwas Neues zu errichten, dürfte in weiter Ferne liegen. Worum sich die Rotarier mit Spenden und eigener Arbeitskraft zuerst kümmern, ist die Planierung der Fläche hinter dem Küchengebäude. Auf rund 120 Quadratmeter entsteht in den nächsten Tagen eine Art Bühne.

Bespielen wird die zunächst Michael Beutler, Bildhauer und Installationskünstler. Eingeladen hat ihn Werkleitz, das Zentrum für Medienkunst aus Halle, das zum Bauhausjubiläum den Georgengarten bespielen wird. „Modell und Ruine“ nennt sich das Projekt, das am 25. Mai beginnt.

Irgendwann später, viel später, so stellt es sich Laux vor, könnte die Fehlstelle des Küchengebäudes durch einen Neubau ersetzt werden. Nicht durch eine Rekonstruktion. „Vielleicht durch etwas mit viel Glas?“ Auf jeden Fall etwas Verrücktes. „Davon haben wir zu wenig in Dessau.“ (mz)

Stillleben im Gartenreich.
Stillleben im Gartenreich.
Thomas Steinberg