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Ei wo kommst du denn her? Ei wo kommst du denn her?: In Dessau-Großkühnau leben rund 120 glückliche Hühner

Von Danny Gitter 31.03.2018, 07:00
Uwe Oswald führt in Großkühnau einen Geflügelhof.
Uwe Oswald führt in Großkühnau einen Geflügelhof. Lutz Sebastian

Dessau - Ich wollt’, ich wär ein Huhn, ich hätt’ nicht viel zu tun, ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei. Von wegen. So bequem, wie die Comedian Harmonists in ihrem bekannten Klassiker das Hühnerleben beschreiben, ist es dann doch nicht. „Da steckt sicherlich viel körperliche Anstrengung dahinter“, vermutet Uwe Oswald.

Er muss es wissen. Denn der 56-Jährige ist Inhaber eines Geflügelhofs in Großkühnau. Hühner verschiedener Rassen, Futtermittel, Einstreu und natürlich Hühnereier sind sein tägliches Geschäft. Aufgewachsen ist er im Altkreis Köthen. Landwirtschaft ist ihm seit Kindesbeinen an vertraut. Gelernt hat der Akener Rinderzucht und bis zur Wende in diesem Beruf gearbeitet.

Wie ist er dann aufs Huhn gekommen? „Hühnerzucht war schon in jungen Jahren ein Hobby von mir“, erzählt der Geflügelhof-Inhaber. „Aber eigentlich ist das alles aus der Not heraus geboren.“ Mit seiner Frau hat der gelernte Rinderzüchter sich 1989 ein großes Hofgrundstück in der Neekener Straße in Großkühnau gekauft. Die landwirtschaftlichen Anlagen und Scheunen waren teilweise voll mit Waren aus dem „Konsument“.

Uwe Oswald macht das das Hobby des Hühnerzüchtens zum Beruf

Das Kaufhaus, das einst seinen Standort dort hatte, wo heute das Dessau-Center steht, lagerte in Großkühnau einen Teil seines Sortiments. Das „Konsument“ wurde mit der Wende Geschichte. Plötzlich hatten Oswalds ziemlich viel Platz auf ihrem Grundstück. Die LPG, wo Uwe Oswald arbeitete, strukturierte um.

Er machte sich mit seiner Frau selbstständig. Sein Hobby machte er mit Anfang 30 quasi zum Beruf. Doch auf seinem Grundstück wollte der Hühner-Hobby-Züchter nicht erst mühsam die Infrastruktur für eine eigene Zucht aufbauen. Die Hühner seines Hofes kommen aus Zuchten in Ostwestfalen. Von dort kauft er die Tiere ein. Mit seinen drei Mitarbeitern hegt und pflegt Oswald die rund 120 Hühner, bis sie den Besitzer wechseln. Bis zu zehn verschiedene Rassen hat der Geflügelhof im Angebot.

Aus einem Umkreis von bis zu 70 Kilometern kommen die Kunden. Landwirte sind dabei, jedoch keine Großbetriebe mit Legebatterien. Gerade in jüngster Vergangenheit kamen immer mehr junge Familien, vor allem auch aus den Dessau-Roßlauer Vororten oder Einfamilienhaus-Siedlungen in der Stadt dazu. Bis zu einer Handvoll Hühner holen sich die jungen Kunden meist vom Großkühnauer Geflügelhof zum Einstieg. Meist wollen sie, so weiß Oswald von vielen Gesprächen, ihren Kindern auf diese Weise, spielerisch Natur, Umwelt und Landwirtschaft näher bringen und damit bewusst machen, dass Hühnereier ihren Ursprung nicht im Supermarktregal haben.

Fünf bis sechs Eier pro Woche sind ein guter Schnitt für ein Huhn von Uwe Oswald

„Bei einer überschaubaren Anzahl von Hühnern macht dieses Hobby noch nicht mal viel Arbeit, sondern einfach nur Spaß“, sagt er. Eine kleine Behausung, Auslauf im Garten, tägliches Füttern mit Hühnerfutter und glücklich sei das Huhn. Zur Belohnung gibt es dann täglich ein Ei. Insofern ist das Lied der Comedian Harmonists für den Experten schon nahe an der Realität dran. Fünf bis sechs Eier pro Woche sind ein guter Schnitt.

Wer es nicht nur zu Ostern bunt mag, der wird auch in dieser Hinsicht, vom ebenso bunten Federvieh, vorzüglich bedient. Da gibt es den weißen Klassiker, braun in vielen Variationen, von sehr hell bis Kakao und sogar helles Grün. „Da bräuchte man nur noch Abziehbilder drauf machen und fertig wäre das Osternest auch ganz ohne eigenes Färben“, stellt der Fachmann fest.

Weiße Eier sind wieder gefragt stärker gefragt als noch vor einigen Jahren

Für Oswald ist die Eierfarbe kein Hexenwerk, sondern pure Wissenschaft. „Durch entsprechende Kreuzungen können die genetischen Anlagen bei der Eierproduktion zum Vorschein kommen“, erläutert er. Eine „leidvolle“ Erfahrung im Bezug auf die Eierfarbe hat der Geflügelhof-Besitzer kurz nach der Wende gemacht. „Die Leute wollten die standardisierten weißen Eier aus DDR-Zeiten nicht mehr“, erinnert er sich. Heute ist die Farbe der Unschuld auch wieder stark im Kommen.

Doch egal, welche Farbe ein Ei hat, der Inhalt und nicht die Verpackung zählt. Der ist unabhängig von der Färbung der Eihülle gleich. Ob man schmeckt, ob das Ei von einem glücklichen Huhn kommt, das kann Oswald nur mutmaßen. Freilaufende Hühner bekommen sicherlich mehr Licht und schnappen sich auch mal einen Regenwurm. Das kurbelt mitunter die Vitaminproduktion an. Ob Eier von freilaufenden Hühnern aber deshalb besser schmecken, ist seiner Ansicht nach eine individuelle Glaubenssache. (mz)