Ehemaliges Landambulatorium Güsten Ehemaliges Landambulatorium Güsten: Investor fühlt sich im Stich gelassen
Bernburg/Güsten/MZ. - Im November 1998 gab Dietrich Hollatz eine Anzeige in der Mitteldeutschen Zeitung auf: "Güsten - ehemaliges Landambulatorium; 22 Zweiraumwohnungen zwischen 44 m² und 65 m², teilweise mit Balkon oder Terrasse; mit eigenem 3200 m² großen Park mit Ruheplätzen, Begegnungsstätte mit Cafeteria und Veranstaltungsraum; bezugsfertig am 15. November 1999; Mietverträge werden ab dem 15. November 1998 abgeschlossen!"
Den Optimismus, den der Bernburger Rechtsanwalt für die von ihm geplante Umgestaltung des ehemaligen Ambulatoriums zu altengerechten Wohnungen mitbrachte, teilten etliche Leser der Annonce. Rund 40 Interessenten, so Hollatz, hatten sich auf das Inserat hin bei ihm gemeldet. Doch den Möbelwagen konnte bisher keiner von ihnen bestellen. Das alte Haus steht wie seit Jahren leer, umgebaut wurde bislang nichts.
Dabei stand Hollatz zu Beginn seines Vorhabens nicht alleine da - kurz nach Erscheinen der Anzeige bewilligte ihm eine Bank ein Darlehen über 1,6 Millionen Mark. Er wollte anfangen zu bauen, doch "die Baulast konnte nicht eingetragen werden, weil ein Teil des Grundstücks noch nicht vermessen war." Die Bank drohte, den Kredit zu kündigen. Schuld an den Verzögerungen, so Hollatz, sei nicht er gewesen, sondern die Stadt Güsten. Haus und Grundstück hatte er vom Landkreis und der Stadt Güsten gekauft. "Der Landkreis war mit allem schnell fertig, doch die Vermessung, die die Stadt Güsten für ihren Teil des Grundstücks veranlassen musste, lag erst im Spätsommer 1999 vor", sagt der Bernburger. Auch auf die Genehmigung des Bauantrages habe er lange warten müssen; im November 1998 eingereicht, sei die Genehmigung erst im Dezember des Folgejahres erteilt worden. Der inzwischen mit einer Baufirma abgeschlossene Vertrag musste gekündigt werden: "Da hatte ich zwar mein Geld wieder, aber keinen, der baut." Auch der damals abgeschlossene Kreditvertrag musste mittlerweile aufgehoben werden. Im Dezember 2000 schloss der Bernburger einen neuen ab.
An der Wipper weist man Hollatz' Vorwürfe strikt zurück, auch wenn sich Bürgermeister Hans-Joachim Weniger eigentlich nicht in der Lage sieht, konkrete Aussagen zu machen. Das könne der Verwaltungsamtsleiter Rosenthal besser, der habe die Gespräche geführt. Rosenthal allerdings wollte sich nicht zum Sachverhalt äußern. "Wenn es zu Verzögerungen kam, dann lag das nicht an uns", erklärt stattdessen die Güstener Bauamtsleiterin Christine Schwertfeger. Die Aufträge zur Grundstücksvermessung seien stets von der Kämmerei in Auftrag gegeben worden, und die damalige Mitarbeiterin habe immer "sehr sorgfältig" gearbeitet. In der Stadtverwaltung habe man alles "gleich weitergeleitet".
Dies bestätigt der Leiter des Bauordnungsamtes der Kreisverwaltung. Hermann Alpers stützt sich dabei auf die Protokolle, die neben Zeichnungen und Plänen eine dicke Akte füllen: "Es ist so zügig gelaufen, wie es die Bauunterlagen zugelassen haben. Anfangs gab es Irritationen wegen des altengerechten Wohnens." Die Unterlagen hätten nicht der DIN-Norm 18025 entsprochen, die für altengerechtes Wohnen vorgesehen ist; die Mindestmaße für die "Bewegungsfläche" etwa seien nicht eingehalten worden. Nach einem Gespräch mit dem Bauherren, der Haus und Grund Leistungsgesellschaft mbH, sollten dann "normale" Wohnungen entstehen. "Wenn ich die Akte sehe, ist alles trotz der Nachforderungen relativ zügig abgearbeitet worden", so Alpers. Allerdings hätte es wohl weniger Zeit gekostet, wenn schon im Vorfeld bessere Absprachen zwischen Bauherr und Behörden gelaufen wären.
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