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Echterhoff Bau Echterhoff Bau: Geschenke und Versprechen

Von Steffen Brachert 19.04.2002, 17:35

Dessau/MZ. - Zur Feier des zehnten Geburtstages hatte Gröger aber noch etwas mitgebracht: ein Buch, das die Veränderungen in Dessau seit der Wende zeigt und gegenüberstellt. An vielen Dingen hat die Firma Echterhoff mitgewirkt.

"Wir haben unsere Spuren hinterlassen in Dessau", erklärte Prokurist Rainer Süßmann nicht ohne Stolz. Mit 16 Mitarbeitern hatte Echterhoff im Jahr 1992 die Außenstelle an der Mulde eröffnet. Die Erschließung der Gewerbegebiete Mildensee und Junkerspark waren die ersten großen Projekte. Zehn Jahre später konnte Firmenchef Helmut Echterhoff bilanzieren: "Wir haben die Chancen der Wiedervereinigung genutzt."

142 Jahre zählt das Familienunternehmen Echterhoff, das Helmut Echterhoff in vierter Generation führt und in nächster Zeit an Sohn Thomas übergeben wird. Der zehnte Geburtstag des Dessauer Standortes mag sich klein ausnehmen in der langen Firmengeschichte, doch die Filiale an der Mulde ist aus dem Unternehmen nicht mehr wegzudenken. 400 Mitarbeiter hat Echterhoff an den Standorten Osnabrück, Westerkappeln, Hamburg, Berlin und Dessau, im polnischen Pozen ist eine weitere Filiale im Aufbau.

Etwa 100 Mitarbeiter sind in Dessau beschäftigt, werden derzeit aber fast im gesamten Bundesgebiet eingesetzt; dazu kommen 35 ABM-Kräfte, die das Paul-Greifzu-Stadion umbauen. "Das Einzugsgebiet Dessaus ist der große Vorteil des Standortes", erklärte Helmut Echterhoff. "Berlin, Magdeburg, Leipzig, alles ist schnell erreichbar." Das ist wichtig, denn Aufträge aus der Region sind rar geworden.

In der Polysiusstraße im Gewerbegebiet Mitte hat sich die Firmenzentrale etabliert. Sieben Millionen Euro hat Echterhoff seit 1992 in den Standort Dessau investiert, vier Millionen Euro flossen in den Aufbau zweier Kieswerke, die Echterhoff in der Region betreibt. Ein weiteres Kieswerk ist bei Pakendorf in Planung. "Die ersten von 35 Genehmigungen liegen vor."

Zwanzig Millionen Euro Umsatz hat der Dessauer Standort zu seinen besten Zeiten erwirtschaftet. Der Misere in der Baubranche Rechnung tragend, ist dies zuletzt weniger geworden. "Doch wir haben bis 2001 immer schwarze Zahlen erwirtschaftet und immer Gewerbesteuer an die Stadt Dessau bezahlt", hob Echterhoff hervor. "Echterhoff will Flagge zeigen in Dessau und der Region", sagte der Firmenchef und versprach: "Wir werden uns trotz der schwierigen Situation am Markt nicht zurückziehen." Verbunden war diese Ankündigung mit zwei Forderungen an die Politik: "Wir müssen oft mit Firmen konkurrieren, die den Mindestlohn, manchmal sogar noch weniger zahlen", kritisierte Echterhoff. "Dagegen muss vorgegangen werden. Das ist kein Kavaliersdelikt." Und noch etwas störte den Unternehmer: das Vergabegesetz in Sachsen-Anhalt. "Das ist völlig überzogen."

All das imponierte Rüdiger Pohl, dem Leiter des renommierten halleschen Institutes für Wirtschaftsförderung. Der Ehrengast war geladen, zu den Perspektiven der Bauwirtschaft in den neuen Bundesländern zu sprechen. "Ich kann mir Leichteres, Angenehmeres vorstellen", sagte Pohl, der einräumen musste, dass der Schrumpfungsprozess in der Baubranche noch nicht beendet ist. Frühestens 2004 sei die Talsohle in Sicht. Pohl mühte sich aber die Schrumpfung als Chance zu sehen. "Am Ende des Prozesses steht eine Bauwirtschaft, die einen kleineren Kuchen rentabel bearbeitet." Es finde eine Selektion der besten Betriebe statt, Echterhoff könne dazugehören.

Zugleich warb Pohl für eine öffentliche Infrastrukturoffensive, um der dramatischen Entwicklung in den kommunalen Haushalten zu begegnen, die immer weniger Geld für Investitionen hätten. "Man muss auch mal die Kosten des Nichtstuns kalkulieren", entgegnete Pohl Kritikern dieses Vorschlags. "Infrastruktur nicht auszubauen, das kostet auch Geld."