eCall-System wird Pflicht eCall-System wird Pflicht: Rettungsleitstelle Dessau bereit für automatische Hilferufe

Dessau - Bislang war es ein Zusatzangebot mancher Autofirmen, ab 31. März ist es bei neuen Autos von der Europäischen Union vorgeschriebene Pflicht: der „eCall“, der bei einem Unfall automatisch über die „112“ Hilfe anfordert und dann direkt in der Rettungsleitstelle landet.
Das Ziel ist klar: schnellere Hilfe - und weniger Unfalltote. Die Europäische Union geht davon aus, dass mit dem eCall in Europa jährlich 2.500 Menschenleben gerettet werden können. Vor allem bei Unfällen, die keiner mitbekommen hat und wenn der Fahrer nicht mehr selbst in der Lage ist, Hilfe zu holen. Eine Nachrüstpflicht für ältere Autos gibt es allerdings nicht.
„Wenn die Retter rascher von einem Unfall erfahren, können wir schneller vor Ort sein. Das ist natürlich in unserem Interesse“, begrüßt Uwe Träger, Sachgebietsleiter Rettungsdienst bei der Stadt Dessau-Roßlau, den eCall. Die Vorbereitungen für dessen Start wurden in Dessau schon im dritten Quartal des vorigen Jahres abgeschlossen.
Dessau-Roßlau hatte auf eine 50-prozentige Förderung für die neue Notruftechnik gehofft
Für knapp 60.000 Euro wurde die Hard- und Software in der Rettungsleitstelle in der Innsbrucker Straße installiert und getestet. Erfolgreich. Zumindest in technischer Hinsicht. Finanziell wurde es für die Stadt etwas teurer als geplant: Dessau-Roßlau hatte auf eine 50-prozentige Förderung gehofft. Weil die Kosten zur eCall-Einführung bundesweit höher sind als geplant, geht man inzwischen aber nur von einer Förderung von maximal 25 Prozent aus.
eCall-Notrufe hat es in den vergangenen Monaten schon einige gegeben. Über Umwege. Bereits eingebaute Systeme laufen bislang nicht in der Rettungsleitstelle ein. Die Unfallübertragung erfolgt in einem Call-Center der Autohersteller oder einer Versicherung. Von dort erfolgte dann eine verbale Übermittlung der Fahrzeug-Daten und Koordinaten an die Rettungsleitstelle. Dieser Zwischenschritt wird ab dem 31. März entfallen.
Dabei ist genau festgelegt, welche Daten übermittelt werden. Über das eCall-System werden der Unfallort, die Zeit der Unfallmeldung, die Pkw-Klasse, die Anzahl der Insassen, die Antriebsart sowie die GPS-Daten zur genauen Lokalisierung der Unfallstelle mit Fahrtrichtung übermittelt. Letzteres ist vor allem bei Unfällen auf der Autobahn wichtig - oder wenn Ortsunkundige ihren Standort beschreiben müssen.
Direkter Kontakt zur Leitstelle möglich
Das eCall-System wird über Sensoren im Fahrzeug ausgelöst, die auch die Auslösung der Airbags steuern. Das System kann aber auch individuell durch den Fahrer aktiviert werden.
Vom Fahrzeug wird dann eine Telefonverbindung zur Leitstelle aufgebaut, über die nicht nur die Unfallmeldung zur Leitstelle gelangt, sondern über die auch die Leitstelle mit den Fahrzeuginsassen selbst kommunizieren kann. Im Fall eines Falles hilft das zusätzlich, die Schwere eines Unfalls und den Zustand der Verletzten einzuschätzen. (mz)