DRHV-Torwart Christian Hoffmann DRHV-Torwart Christian Hoffmann: "Auf einmal war ich drin"

Dessau-Rosslau - Der letzte Interviewtermin seiner Zeit beim Dessau-Roßlauer HV hat Symbolcharakter. Christian Hoffmann sitzt nicht in legerer Trainingskleidung auf dem Parkett der Anhalt-Arena, sondern im schicken Anzug auf seinem Bürostuhl in der Sparkasse. Am Abend steht für den 27-jährigen Torhüter des DRHV noch Training auf dem Programm, er wird aber nur ein paar lockere Übungen absolvieren. Hoffmann hat derzeit mit einer Fußverletzung zu kämpfen. Ob es für einen Einsatz im vorerst letzten Heimspiel seiner Handball-Karriere reicht, bleibt abzuwarten. Daniel George hat sich vor dem Duell mit dem ESV Lok Pirna (Sonnabend, 19.30 Uhr, Anhalt-Arena) mit Christian Hoffmann über sein nahendes Karriere-Ende unterhalten.
Herr Hoffmann, was werden Sie ab September, wenn die neue Drittliga-Saison beginnt, eigentlich sonntags um 17 Uhr immer machen?
Hoffmann: Einfach das, was ich vorher nicht gemacht habe: Zeit mit der Familie, Freunden und der Freundin verbringen. Oder Heimspiele des DRHV besuchen. Das werde ich auf jeden Fall auch tun.
Sie sind seit 2003 beim DRHV, lediglich mit einer kurzen, einjährigen Unterbrechung, als sie in Wolfen spielten. Eine lange Zeit. Wie lange mussten Sie denn überlegen, ob Sie zurücktreten oder nicht?
Hoffmann: Sicherlich habe ich hin und her überlegt. Zwölf Jahre lang sind Handball und die tägliche Arbeit Hand in Hand gegangen. Der DRHV ist ein großer Teil meines Lebens geworden. Aber ich wollte nicht mehr zwischen den Welten pendeln. Ich bin meinem Arbeitgeber sehr dankbar, dass er mir das ermöglicht hat. Aber jetzt denke ich, dass es ein guter Zeitpunkt ist, um aufzuhören. Trotzdem: Desto weniger Spiele es werden, umso trauriger werde ich.
Sie werden Ende Mai 28 Jahre alt. Ein ungewöhnliches Alter, um sich vom aktiven Sport zurückzuziehen.
Hoffmann: Ungewöhnlich vielleicht, aber ich sehe den Zeitpunkt als sehr geeignet an. Ich bin in einem Alter, in dem es entscheidend ist, den Fokus auf eine Sache zu legen - und das ist mein Beruf. Es wird immer schwieriger, wenn man zum Beispiel 35 oder 36 Jahre alt ist, neue Dinge im Berufsleben anzupacken.
Beim DRHV läuft es auf dem Drittliga-Parkett recht rund, seitdem Uwe Jungandreas das Traineramt übernommen hat. Der Zweitliga-Aufstieg wird mittelfristig angepeilt. Hätten Sie da nicht noch einmal Lust drauf?
Hoffmann: Na klar, rein sportlich wäre das eine super Sache. Aber es müsste sich dazu im Verein und im Umfeld noch einiges ändern, um das nachhaltig anzugehen. Der Sprung von der dritten in die zweite Liga ist inzwischen ein großer.
Haben Sie das Gefühl, das Maximum aus Ihrer sportlichen Karriere herausgeholt zu haben?
Hoffmann: Als ich ein ganz, ganz kleiner Stift war, habe ich immer davon geträumt, später auch einmal in der damaligen Robert-Bosch-Halle zu spielen. Das konnte ich verwirklichen. Und allein deshalb bin ich sehr zufrieden.
Was war Ihr schönster Moment im DRHV-Trikot?
Hoffmann: Einen hervorzuheben fällt schwer. Aber als ich 2006 meinen ersten Einsatz für das Profiteam hatte, war das ein prägender Moment. Damals durfte ich mit nach Altenholz fahren. Auf einmal war ich in dem Kreis drin. Das war im Dezember, eine ganz schön weite Fahrt, es war recht kalt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich spiele. Aber in der Halbzeit hat Georgi Swiridenko dann gesagt, dass ich reinkomme. Er war mit der Teamleistung bis dahin nicht zufrieden, hat alle runtergenommen. Am Ende haben wir dann noch Unentschieden gespielt.
Und was war Ihr bitterster Moment beim DRHV?
Hoffmann: Sicherlich der Abstieg damals, den wir mit dem Spiel gegen DHfK Leipzig besiegelt haben. Ich war Teil dieser Mannschaft, die es nicht geschafft hat. Gerade als gebürtiger Dessauer tat das schon ziemlich weh.
Uwe Jungandreas trainierte damals DHfK Leipzig, seit Ende Oktober letzten Jahres ist er Trainer des DRHV. Wer war eigentlich der beste Trainer, unter dem Sie gespielt haben?
Hoffmann: Da kann ich eigentlich keinen hervorheben. Von jedem konnte man etwas lernen. Aber mein Jugendtrainer Wolfgang Spitz hat mich schon geprägt.
Und wie sieht Ihr persönliches All Star Team aus? Die besten Mitspieler Ihrer Zeit beim DRHV?
Hoffmann: Andreas Sprecher steht im Tor. Dann sind Steve Baumgärtel und Andre Langen dabei, ersatzweise auch Max Berthold. Und natürlich auch Christian Schöne, unser Dauerbrenner, ein sehr zuverlässiger Mitspieler und ein astreiner Kollege. Wer fällt einem noch ein? Auf Linksaußen ist das, was Marek Vanco momentan spielt, schon der Wahnsinn. Am Kreis würde Armands Uscins auflaufen, er hat seine Karriere ja auch vor nicht allzu langer Zeit beendet.
Einer fehlt noch.
Hoffmann: Ja, im Rückraum (überlegt). Luxer! Natürlich! Unser jetziger Kapitän. Robert Lux ist in Dessau eine Institution. Der muss dabei sein.
Und wer soll Ihr Nachfolger im Tor des DRHV werden?
Hoffmann: Da habe ich keine Namen im Kopf, bin mir aber sicher, dass ein geeigneter Kandidat gefunden wird.
Wie würden Sie es finden, wenn Andreas Sprecher noch einmal zurückkehren würde?
Hoffmann: Das würde mich überraschen. Aber wenn es so kommen sollte, wäre das für alle eine gute Sache.
Wenn Sie einen Wunsch für Ihr letzte Heimspiel frei hätten, welcher wäre das?
Hoffmann: Dass wir gewinnen. Ich hoffe, dass ich der Mannschaft noch einmal dabei helfen kann.