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Die Rübe in der Indus-Ebene

04.06.2007, 16:43

Roßlau/MZ/lot. - Um den Bedarf der Pakistani ausreichend mit Zucker abdecken zu können, muss jährlich für 500 Millionen US-Dollar Zucker importiert werden. Und das, obwohl auf einer Million Hektar Zuckerrohr angebaut wird. In Pakistan sucht man einen Ausweg aus dieser Zwickmühle.

Geholfen hat dabei vier Wochen lang Dr. Gerhard Wandke, promovierter Tropenlandwirt aus Roßlau, der gemeinsam mit Dr. Dietrich Bollmann aus Brühl für den SES (Senior Experten Service) nach Pakistan gegangen ist. Die beiden prüften dort gemeinsam mit einheimischen Experten, ob der Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrüben eine Möglichkeit sei, die Eigenversorgung mit dem süßen Nahrungsmittel schrittweise zu erreichen.

Diese Aufgabe führte den 66-jährigen Roßlauer, der schon des öfteren im Ausland tätig war, nun als "rastlosen" Rentner vom 13. April bis zum 11. Mai vornehmlich zu Untersuchungen in die Indus-Ebene in den Provinzen Punjab und Sindh, das wichtigste Zuckerrohranbaugebiet Pakistans. In dieser Region hatten Sortenversuche einer deutschen Saatgutfirma ergeben, dass trotz der hohen Temperaturen und leicht versalzten Bodens Zuckerrüben angebaut werden könnten. "Unser Team erarbeitete dort Vorschläge für Großversuche unter Bedingungen eines mechanisierten Anbaus in der Saison 2007 und 2008", sagt Dr. Gerhard Wandke. "Damit soll festgestellt werden, ob ein ökonomischer Anbau möglich ist."

Die Verarbeitung von Zuckerrüben in den Zuckerrohrfabriken allerdings sei mit hohen Investitionen verbunden, macht er aufmerksam. Eine Entscheidung darüber, ob später wirklich Zuckerrüben eine Ergänzung zum traditionellen Zuckerrohr sein könnten, hänge noch von weiteren Untersuchungen ab. "Die Aussichten aber sind vielversprechend", sagt Wandke.

Kein Wunder also, dass den beiden SES-Experten für ihre gute und kompetente Arbeit der Dank ihrer pakistanischen Kollegen zuteil wurde. Das freut den Roßlauer, zeige es doch auch deutlich, welche Aufgaben von älteren Menschen in unserer Gesellschaft erfolgreich erfüllt werden können. Gerhard Wandke ist es wichtig, nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern seine Erfahrungen weiterzugeben, wo sie gebraucht werden. In Pakistan war das so, und es blieb bei ihm die Gewissheit, dort eines der gastfreundlichsten Länder dieser Welt kennen gelernt zu haben.

Und ein Land, das sich im Aufbruch befindet. Für ihn ist Pakistan nicht das Land, in dem Terroristen Zuflucht finden. Es gebe dort große Anstrengungen, sich von diesem schlechten Image zu befreien. Man wolle die Beziehungen zu Afghanistan und Indien weiter normalisieren. Zwar seien die Probleme des Landes riesig. Aber man geht sie an. Auch mit Hilfe der Zuckerrübe.