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„Geduld und Respekt“ Dessauer zeigt in neuem Buch die Schönheit der Tierwelt vor der eigenen Haustür

„Geduld und Respekt“ heißt das neue Buch von Thomas Hinsche. Er zeigt die Unbeschwertheit in der Natur, obwohl dort das Leben hart sein dürfte.

Von Annette Gens 24.12.2021, 12:00
Der Walderseer Thomas Hinsche mit seinem neuen Buch samt vielen beeindruckenden  Naturaufnahmen.
Der Walderseer Thomas Hinsche mit seinem neuen Buch samt vielen beeindruckenden Naturaufnahmen. (Foto: Hinsche)

Dessau/MZ - Er ist eine Erscheinung: Schwarzbraun geschippertes Fell, Schneekristalle vor der Schnauze und leuchtende Augen, die vermutlich etwas ins Visier genommen haben. Selbstbewusst trottete Isegrim durch die winterliche Elbaue bei Dessau-Roßlau. Thomas Hinsche war dem Wolf im Winter 2021 begegnet. Der Walderseer Naturfotograf kauerte an diesen Tag vier Stunden im Schnee.

Die Konzentration, so beschreibt er, hatte nachgelassen, als ein Schatten den Sucher seiner Kamera für einen Moment verdunkelte. Er wollte das zunächst als Fehlalarm abtun. Doch plötzlich war der Schatten wieder da - in Form eines stattlichen Wolfs. Und so schnell, wie der Wolf gekommen war, verschwand er in der Weite der Auen.

Die Bilder von den Tieren, die Hinsche vor die Linse kamen, sind wie immer eine Augenweide

Jener faszinierende im Schnee trottende Wolf ist Bestandteil von Hinsches neuestem Buch, das vor wenigen Tagen vom Verlag Janos Stekovics herausgegeben wurde. Die Bilder von den Tieren, die Hinsche vor die Linse kamen, sind wie immer eine Augenweide. Ja, es scheint manchmal, als würden sie sich für den Fotografen zu einem Foto im Familienalbum posieren. Als wären die Porträtierten nahe, vertraute Verwandte.

Das Buchcover
Das Buchcover
(Foto: Hinsche)

Nach dem großen Erfolg seines Buches „Lebensraum großer Strom“ legt der mehrfach preisgekrönte Dessauer Thomas Hinsche einen zweiten Band mit großartigen Tierfotografien vor. In einem vorangestellten Gespräch spricht er über sein Hobby und seine Intention, die er im Buchtitel nennt: „Geduld und Respekt“. Mit dem ersten Wort beschreibt der Naturschützer Hinsche, der seit 2006 immer öfter zur Kamera greift, sein aufwendiges Hobby. Mit dem zweiten Wort sagt er, was ihm wichtig ist. Eine möglichst intakte Tierwelt ohne Auswirkungen von Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Hinsche ist engagierter Naturschützer, nimmt regional an Wasservogelzählungen teil

Hinsche ist engagierter Naturschützer, nimmt regional an Wasservogelzählungen teil, stellt sein Bildmaterial für alle möglichen Organisationen zur Verfügung und unterstützt so Aktionen im Umwelt- und Klimaschutz. 80 Prozent seiner Bilder sind in seiner Heimat fotografiert. Genau dieser Fakt macht diesen Bildband so spannend.

Einblick ins Leben der Ziesel. Sie sind immer hungrig.
Einblick ins Leben der Ziesel. Sie sind immer hungrig.
(Foto: Thomas Hinsche)

Hinsche zeigt Eisvögel, Ziesel, jagende Füchse oder deren Nachwuchs, nachdem sie die ersten Wochen ihres Lebens unter der Obhut der Fähe herangewachsen sind und nun mit neugierigen, vorwitzigen Augen die Welt - die raue Natur - entdecken. Man fragt beim Betrachten der Bilder, wie lange der Fotograf dafür wohl auf der Lauer gelegen hat? Oder kennt er die Natur so genau, weiß, wie alles tickt? Es ist eine Mischung aus Beidem. Denn er ist dank seiner Eltern und Großeltern von klein an mit der heimischen Tierwelt vertraut. Hinsches Großvater Alfred (1900-1980), einst Direktor des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte, wirkte in Dessau seit 1955 über 25 Jahre als Kreisnaturschutzbeauftragter. Er war geschätzt als kritischer, sachkundiger, konstruktiver und diplomatischer Partner im Einsatz für die Natur.

Das Buch „Geduld und Respekt“ ist in mehrere Kapitel unterteilt

Zurück zum Buchautoren und dem Aufwand, den er beim Fotografieren betreiben muss: Dazu sagt er in seinem Buch, man könne durch genaue Planungen den Faktor Zufall schon ein wenig beeinflussen. „Bevor ich mich auf eine Art oder einen Lebensraum einlasse, studiere ich oft wochenlang das Verhalten und die Abläufe der Tiere, um so den bestmöglichen Zeitpunkt für einen Fotoansitz zu ermitteln.“ Je mehr Wissen man im Vorfeld sammele, desto besser seien die Erfolgschancen, das umsetzen zu können, was man sich vorher im Kopf von der Aufnahme versprochen habe.

Das Buch „Geduld und Respekt“ ist in mehrere Kapitel unterteilt. „Niedlich und immer hungrig“, lautet eines mit vielen Bildern von Zieseln, die von Gräsern naschen oder gemeinsam eine Mohnblume genüsslich verspeisen. Das, was so niedlich aussieht, so erinnert der Naturschütze, ist ein einziger Überlebenskampf in der Natur.

„Endlich wieder da“ ist der Wiedehopf im Gebiet der Mittelelbe

Ob Laubfrosch oder Moorfrosch, oder gar Waldameisen - Thomas Hinsche hat sie alle mit wunderschönen Fotos bedacht. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt aber nach wie vor der heimischen Vogelwelt. Blaukehlchen, Rotkehlchen, Goldammer, Beutelmeise, Amsel, Star, Kuckuck, Wendehals oder Eichelhäher, Kolkrabe oder Kauz sind in eindrucksvollen Posen in ihrem Lebensraum zu sehen.

Der Wiedehopf ist seit 2014 zurück. Thomas Hinsche widmet dem Vogel des Jahres 2022 ein komplettes Kapitel unter dem Titel: „Endlich wieder da“.
Der Wiedehopf ist seit 2014 zurück. Thomas Hinsche widmet dem Vogel des Jahres 2022 ein komplettes Kapitel unter dem Titel: „Endlich wieder da“.
(Foto: Hinsche)

Und der Fotograf hält auch im letzten Kapitel seines neuen Buches erfreuliche Nachrichten bereit: „Endlich wieder da“ ist der Wiedehopf im Gebiet der Mittelelbe. Nachdem es ihn dort über Jahrzehnte nicht mehr gegeben hat. Der Vogel mit dem orangeroten Federkleid und Haube wird Vogel des Jahres 2022. Er ist laut Hinsche seit 2014 wieder heimisch im Naturpark Fläming. Dass ihm ein komplettes Kapitel gewidmet ist, ist allzu verständlich.

Das Buch von Thomas Hinsche „Geduld und Respekt“ ist in der Dessauer Thalia-Buchhandlung im Rathauscenter erhältlich oder unter www.steko.net/unser-buchladen/ueberregional/natur/geduld-und-respekt.php . Es kostet 28 Euro.