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Dessauer Y-Häuser Dessauer Y-Häuser: Verkauf unter Dach und Fach

Von Annette Gens 03.07.2013, 20:28
Die Y-Häuser am Stadtpark haben einen neuen Eigentümer. Die DWG verkaufte die drei Gebäude an den Unternehmer Karl-Wilhelm Geissel.
Die Y-Häuser am Stadtpark haben einen neuen Eigentümer. Die DWG verkaufte die drei Gebäude an den Unternehmer Karl-Wilhelm Geissel. Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Ende gut - alles gut, so könnte man das neuestes Kapitel der Geschichte der Dessauer Y-Häuser überschreiben. Am 24. Juni wurde zwischen Alteigentümer und Käufer der Notarvertrag abgeschlossen, dem am Dienstag der Verwaltungsrat der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft (DWG) zugestimmt hat. Mit dieser Zustimmung gehen die drei markanten mitten im Herzen Dessaus gelegenen Y-Häuser an den neuen Eigentümer. Der heißt Karl-Wilhelm Geissel. Der Käufer ist indes in Dessau kein Unbekannter. Der Unternehmer wirkt seit 1991 als Ford-Haupthändler im Süden der Stadt und ist seit 1996 auch mit einer Filiale in Roßlau präsent. Er ist darüber hinaus alleiniger Inhaber des hiesigen Unternehmens Real-Bau.

Auf die Y-Häuser war Geissel durch die Mitteldeutsche Zeitung aufmerksam geworden. Just in dem Moment, als in der Stadt die Runde machte, dass die Wohnungsbaugesellschaft beabsichtige, eines der drei Häuser der Abrissbirne opfern zu wollen, schaute sich Geissel das Ensemble näher an und schmiedete Pläne. Die sich anschließenden Verhandlungen zogen sich über mehrere Monate hin. Dies war dem Fakt geschuldet, dass die Finanzierung für den Kauf kein Pappenstil gewesen sei. Geissel spricht von einem Kaufpreis im siebenstelligen Bereich und wird schließlich konkreter. Kauf und die vollständige Sanierung der drei Gebäude sollen eine Gesamtinvestition von rund acht Millionen Euro erfordern.

Dass die drei Y-Häuser nicht von heute auf morgen saniert werden können, unterstrich der Unternehmer gestern in einem Pressegespräch. Er hoffe in Sachen Sanierung nicht zuletzt auf Fördermittel aus dem Stadtumbau Ost, sagt Geissel im Rathaus. Und auch, dass die komplette Sanierung der 14-Geschosser sich insgesamt über fünf bis sechs Jahre hinziehen werde.

Eigentümerwechsel soll im Oktober erfolgen

Voraussichtlich am 1. Oktober erfolgt der Eigentümerwechsel. Bis dahin will die DWG die Gebäude an den Dessauer Unternehmer übergeben und bis dahin müssten auch die 84 verbliebenen Mieter im Besitz eines neuen Mietvertrages sein. Dieser sichert unter anderem Bewohnern über 60 Jahren über das gesetzliche Maß hinaus ein lebenslanges Wohnrecht zu. Diese Klausel ist Bestandteil einer Sozialcharta, die wiederum Bestandteil des Kaufvertrages ist und die der Neueigentümer als einziger der potenziellen Investoren, welche bei der DWG Kaufinteresse bekundet hatten, akzeptiert habe, verdeutliche Anja Passlack, Geschäftsführerin der DWG. Die Vereinbarung beinhalte darüber hinaus die Zusicherung, dass Mieterhöhungen in verträglichem Maß zu erfolgen haben und eine Luxussanierung ausgeschlossen ist.

Dass die Y-Häuser wieder eine Zukunft und die Verhandlungen einen glücklichen Abschluss gefunden haben, darüber zeigte sich Dessau-Roßlaus Wirtschaftsdezernent Joachim Hantusch erleichtert. Als Verwaltungsratsvorsitzender der DWG spiegelte er gestern noch einmal die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre wider. Die DWG habe einen langen Prozess der Restrukturierung hinter sich und sondierte, welche Wohnungsbestände überlebensfähig sind und von welchen man sich trennen sollte. Ein daraufhin angestrebter Verkauf der Y-Häuser sei nicht zustande gekommen, weshalb der Verwaltungsrat sich angesichts in Aussicht stehender Fördermittel mit Altschuldenreduzierung zum Abriss eines der Gebäude entschlossen habe. Immerhin: Nur 40 Prozent der 267 Wohnungen sind belegt. Durch den Aufschrei der Mieter sei letztlich der Prozess befördert worden, habe sich mit Karl-Wilhelm Geissel ein Investor gefunden, resümierte Hantusch. Die Verhandlungen waren von Ralf Schönemann, Vorsitzender des Bauausschusses, begleitet worden. Schönemann lobte die Kooperation des rührigen Mieterbeirates der Y-Häuser und freut sich, dass das Gebäude-Ensemble mit einem Bauhaus-Ausstellungszentrum perspektivisch einen neuen Nachbarn haben werde. Auch die Y-Häuser haben eine interessante Baugeschichte, erinnerte Schönemann.

Geissel will an den Fassaden nichts verändern. „Der Waschbeton ist markant und bleibt erhalten“, in das Haus Friedrichstraße 17 soll voraussichtlich noch in diesem bzw. im nächsten Frühjahr investiert werden. Die Heizungsanlage sei marode, die Fenster stammen aus drei Bauepochen. Nach und nach sollen die Wohnungszuschnitte so verändert werden, dass jede Wohneinheit über ein Bad mit Tageslicht verfügt. Die Mieter, so sicherte der Investor zu, können wohnen bleiben oder innerhalb des Hauses die Wohnung wechseln.

Unternehmer Karl-Wilhelm Geissel: „Für Kauf und Sanierung sind 8 Millionen Euro veranschlagt.
Unternehmer Karl-Wilhelm Geissel: „Für Kauf und Sanierung sind 8 Millionen Euro veranschlagt.
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