Dessauer Tafel mit Problemen Dessauer Tafel mit Problemen: Mehr Hilfebedürftige, weniger Helfer

Dessau-Roßlau - Salat, Beeren, Weintrauben, Bananen, Gurken - es liegt reichlich Obst und Gemüse in den Lebensmittelkisten der Dessauer Tafel an diesem Dienstag im Juli. Dass es zudem auch appetitlich aussieht, dafür sorgen die zehn Ein-Euro-Jobber und ehrenamtliche Helfer.
Kistenfüllen ist ein erheblicher Aufwand
Was nicht zu sehen ist, sind der Aufwand und die Mühen, die es bedarf, um die Kisten überhaupt täglich füllen zu können. Möglichst abwechslungsreich. „Es ist mühsamer als vor zehn Jahren“, sagt Tafel-Chef Andreas Lohpens.
Zum einen sei die Zahl der Bedürftigen immer weiter angestiegen, zuletzt kamen die Flüchtlinge dazu. Etwa 1 300 Dessau-Roßlauer werden wöchentlich über die Tafel versorgt. Täglich haben die Helfer circa 120 Lebensmittelkisten zu füllen. „Mehr geht nicht“, so Lohpens. Denn die Zahl der Hilfebedürftigen sei in den letzten Jahren gestiegen, die Zahl der Helfer aber gesunken.
Mühsamer wird die Tafel-Arbeit außerdem, weil die Supermärkte ihr Ware bedarfsgerechter bestellen, länger verkaufen und damit weniger Überschuss haben. „Früher hatten wir weniger Läden, aber mehr Ware in besserer Qualität“, vergleicht Lohpens. Heute sind fünf Autos der Dessauer Tafel von Montag bis Samstag in Dessau, Roßlau, Gräfenhainichen, Oranienbaum und Bitterfeld unterwegs, um Ware abzuholen.
20 Einkaufsmärkte werden täglich angefahren
20 Märkte fahren sie an. Was es für Ware ist, welche Menge und Qualität, wissen sie vorher nicht. „Aber wir nehmen alles mit, was uns angeboten wird“, macht Roswitha Hanke, stellvertretende Tafelchefin, eine Maxime deutlich. „Denn wir wollen keinen verprellen, der uns hilft.“ Sortiert und aufgearbeitet werde dann vor Ort, erklärt sie. „Manchmal bleibt nicht viel übrig.“ Für die Grünabfälle aber hat auch die Tafel dankbare Abnehmer, sie werden als Tierfutter an einen Bauern weitergegeben. „Wir wollen so viel wie möglich verwerten, denn es hat ja alles Geld gekostet“, erklärt Hanke.
Auch mit Produktionsunternehmen kooperiert die Dessauer Tafel, so beispielsweise mit der Firma Füngers. „Einmal in der Woche kann ich dort Feinkostsalate abholen, die nicht mehr verkauft werden können“, so Lohpens. Je nach Menge biete er die auch anderen Tafeln an. „Die Zusammenarbeit ist enger geworden, wir helfen uns gegenseitig“, konstatiert der Dessauer.
Landesverband der Tafeln ist eine große Hilfe
Eine große Hilfe bei der Versorgung sei auch der Landesverband der Tafeln, der über ein Logistiknetzwerk ebenfalls Waren akquiriert und dann an die Tafeln im Land verteilt. „Das war auch für uns schon ein richtiger Rettungsanker“, lobt Lohpens diese Unterstützung. Denn auch wenn sie noch keinen Einbruch in der Versorgung der Bedürftigen hatten, „Schmalhans war auch bei uns schon öfter angesagt“, so der Tafelchef. Glücklicherweise hätten die Engpässe bisher nicht länger als eine Woche angedauert und „wir konnten mit den haltbaren Lebensmitteln, die wir auf Lager haben, ausgleichen“. Planbar sei nichts, das ganze täglich eine neue Herausforderung.
Ebenso wie das wirtschaftliche Überleben des Vereins. „Die Kosten steigen, aber finanzielle Unterstützung erhalten wir von der Stadt zum Beispiel nicht“, so Lohpens. Mehr als 5 000 Dessau-Roßlauer Bürger werden jeden Monat von dem Verein versorgt.
(mz)