Dessauer Rathausinnenhof Dessauer Rathausinnenhof: "Keimzeit Akustik Quintett" kehrt zurück

Dessau/MZ - Am Anfang dachten alle an einen Scherz. Ein Ballett? Von und mit Keimzeit? Auf einer Bühne mit dem Thüringer Staatsballett? Norbert Leisegang schmunzelt. „Warum eigentlich nicht?“ Vor ein paar Monaten bekam die Band das Projekt der Choreografin Silvana Schröder vorgestellt. Mit positiven Reaktionen. Auf der Webseite des Theaters in Gera ist die Premiere von „KeimZeit“ für den 7. November angekündigt. Ein Experiment. Richtig. Und Keimzeit mag das. „Alles andere“, sagt Keimzeit-Frontmann Norbert Leisegang, „würde mich langweilen.“
Am Vorabend des Keimzeit-Konzerts im alten Rathausinnenhof findet dort am Freitag, dem 1. August, 20 Uhr, das 1. Sommerfest der Salsa-Schule-Dessau“ statt. Unter dem Motto „Salsa-Kizomba-Cocktail-Grillen“ lädt die Salsa Schule Dessau an diesem Abend ein und will zugleich ihr neues, ab Herbst gültiges Kursprogramm vorstellen. „Kizomba“, der afrikanische Tango, gehört dazu. Im Rathausinnenhof wird dafür eine Open-Air-Tanzfläche aufgebaut, die bei Bedarf überdacht werden kann.
„Wir haben uns vor vier, fünf Jahren etwas breiter aufgestellt“, blickt Leisegang zurück. Nicht unbedingt geplant. „Es sind immer wieder Dinge von außen auf uns zugekommen.“ Und Keimzeit hat sich eingelassen.
Auf einen Polterabend-Auftritt zum Beispiel. „Normalerweise machen wir so etwas nicht“, sagt Leisegang. „Doch wir kamen aus dieser Nummer irgendwie nicht raus.“ Und dann spielte Leisegang ein paar Lieder in kleiner Besetzung, ohne Technik - und hatte Spaß. Hartmut Leisegang lernte dafür extra Kontrabass. Das Keimzeit-Akustik-Quartett war entstanden.
Dann gab es einen Anruf des Filmorchesters Babelsberg. Man hatte schon ein paar Konzerte gemeinsam gespielt. Ein gemeinsames Album? „Mit einem großen Sinfonieorchester zusammenzuarbeiten, ist eine tolle Erfahrung“, sagt Leistung. „Da haben wir alle zu gelernt.“ Die Scheibe erschien im Herbst 2013.
Gastspiel in Norwegen
Und schließlich folgte ein Gastspiel bei einem Jazzfest in Norwegen. In einem malerischen Studio im norwegischen Alesund hatte das „Keimzeit Akustik Quartett“ zuvor sein Album „Midtsommer“ aufgenommen. Der Kontakt war nie abgerissen. „Trotz der Sprachbarrieren war das ein Erlebnis“, bestätigt Keimzeit-Manager Dirk Tscherner. Auch wenn die erste Reihe von deutschen Keimzeit-Fans besetzt war. Die gibt es natürlich auch in Norwegen.
1980 hat sich Keimzeit im heimischen Bad Belzig gegründet und in den 34 Jahren oft genug verändert und neu erfunden. Notgedrungen. Wie in letzter Zeit. Vor zwei Jahren verließ Rudi Feuerbach die Band. Vor einem Jahr zog sich Roland Leisegang zurück. „Natürlich fragt man sich dann schon, wie es weitergeht“, sagt Norbert Leisegang. Doch das Hinterfragen hat nie grundsätzliche Zweifel geweckt.
Stets hat sich Keimzeit aber auch allein bewegt - und sich musikalisch ausprobiert. „Kolumbus“, das vorerst letzte Studioalbum von 2012, wurde beispielsweise in Spanien aufgenommen. Was hörbar ist. Was dem Album gut tat. Und auch Keimzeit-Akustik hat und wird Spuren hinterlassen.
„Das Rad zurückzudrehen“, sagt Leisegang, „macht keinen Sinn.“ Wohin die Reise geht? „Mal sehen“, wartet Leisegang ab. Ende 2014 soll ein neues Album erscheinen. „Wir diskutieren gerade, wo und mit wem wir das neue Album aufnehmen.“ 2015 soll es erscheinen.
Viele Konzerte in Dessau
34 Jahre Keimzeit: Das sind auch viele, viele Konzerte in Dessau. „Wir sind immer abhängig von Mitstreitern, die vor Ort die Fahnen hochhalten“, sagt Manager Dirk Tscherner. In Dessau ist Olaf Bülow ein verlässlicher Partner, vielleicht sogar schon ein Freund der Band. 2012 war Keimzeit zuletzt in der Stadt. Mit großer Band. Im Stadtpark. Mit einem etwas durchwachsenem Besuch. Es war ein Zeichen, dass auch Keimzeit kein Selbstläufer ist. Zwei Jahre hat die Band um Dessau einen kleinen Bogen gemacht - und kehrt nun am 2. August mit dem „Keimzeit Akustik Quintett“ und dem Programm „Midtsommer“ in den kleinen Dessauer Rathausinnenhof zurück. Diesmal sogar an einem Sonnabend. Es ist ein Zeichen von gegenseitiger Wertschätzung.
Ein Quintett? Genau. Das ist vielleicht die auffälligste Änderung zu 2011, als die akustische Variante von Keimzeit schon einmal in Dessau zu hören war. Ein Schlagzeug ist dazu kommen. Und sonst? „Rudi Feuerbach fehlt“, erklärt Leisegang. Als Feuerbach ging, stand schon die Frage, ob es Keimzeit Akustik weiter geben kann und wird. „Wir haben es probiert.“ Es funktionierte. Weiter ging es.
Leisegang verspricht Abwechslung
„Wir haben einen Pool mit 200 Songs - und variieren eigentlich immer“, verspricht Norbert Leisegang Abwechslung für das Konzert. Es gibt Keimzeit-Songs. Es gibt Film-Musiken. Woody Allens „Vicky Cristina Barcelona oder Wong Kar-Wais „In the mood for love“ werden interpretiert. Und es wird auch vier neue Songs geben, die live und vor Publikum ausprobiert werden, bevor es im Herbst ins Studio geht. „Wir freuen uns auf Dessau, sind immer gern hier“, sagt Leisegang. Am 2. August werden die Keimzeit-Fans in Anhalt das spüren können.
Konzert-Karten gibt es im Vorverkauf in der Touristinfo und im Pressezentrum Kanski in der Zerbster Straße.