Dessau-Wörlitzer Eisenbahn Dessau-Wörlitzer Eisenbahn: Historischer Waggon entdeckt
Münsterberg/MZ. - Vierzig Zentimeter stand es auf den Höfen, nicht aber in den Häusern. "Wir hatten Glück."
Konsequenzen gibt es bis heute. Auf Wasser wartet der Ort seit über 200 Jahren. Weil nach dem Hochwasser viele Brunnen nicht mehr nutzbar sind, gibt es aus dem Kanister sechzig Liter Wasser pro Einwohner und Tag. Die Leute vor Ort haben sich damit abgefunden. Vorerst. "Die Leitungen sollten längst fertig sein", sagt Peter Lehmann. Dem Mann aus Wörlitz gehört ein Grundstück in Münsterberg, das nicht nur wegen der sanierten Scheune oder der Kamerunschafe besonders ist. Hinten im Garten steht ein Schuppen, der - wenn überhaupt - erst auf den zweiten Blick als ein ehemaliger Eisenbahnwaggon erkennbar ist.
Am 22. September 1894 war es, als auf der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn der festlich-geschmückte erste Zug fuhr - an zweiter Stelle ein Gepäck-Postwagen, der seit den 30er Jahren ohne Achsen und Räder auf dem Münsterberger Hof steht. Volker Anton, ein Gräfenhainicher, hat ihn entdeckt. Wolfgang Last, vom Verein Dessau-Wörlitzer Eisenbahn, nennt ihn einen EV, einen Eisenbahn-Verrückten. "Etwas Glück gehört halt dazu, so etwas zu finden."
Lehmann wollte den Wagen, der früher Hühner beherbergte und jetzt als Stall für die Kamerunschafe dient, schon abreißen. "Das Hochwasser hat den ganzen Zeitplan durcheinander gebracht." Der Verein Dessau-Wörlitzer Eisenbahn freut sich nun auf eine ganze besondere Rarität: Ein Jahrhundert hat den Wagen zwar schon mitgenommen. "Der Wagen wurde 1890 herum gebaut und 1929 außer Dienst gestellt", schätzt Last. Viele Details sind noch gut erhalten - Beschläge, selbst die Briefschlitze der Bahn. "Es ist bedauerlich, dass der Wagen so gelitten hat." Doch Peter Lehmann, im Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Oranienbaum tätig, hatte ja keine Ahnung, was dort in seinem Garten stand. Ein Stück Eisenbahngeschichte.
Der Verein Dessau-Wörlitzer Eisenbahn plant nun die Bergung des Waggons. Nicht im Ganzen. "Der Aufwand wäre zu groß und nicht zu bezahlen", sagt Last. "Wir bräuchten einen Sattelschlepper samt Kran." Anfang Juni werden einige der fast fünfzig Vereinsmitglieder anrücken und den Waggon vorsichtig auseinander nehmen. "Wir wollen das Holz komplett bergen. Wir wollen die Stirnseite des Waggons und ein bis zwei Segmente bergen, wiederaufbauen und dann ausstellen." Mehr ist nicht möglich. Zu lange hat der Waggon Hühner und Schafe beherbergt. Die brauchen jetzt ein neues Zuhause. Für Lehmann kein Problem: "Ich wollte an dieser Stelle schon länger etwas Neues bauen."