Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Vorhang vor Wandemälde bleibt aus Kostengründen zu
Dessau/MZ. - Das Bild ist 1951 als Auftragswerk entstanden. "Aufbau der Stadt" war das Thema. 8 000 Mark der Lohn für vier Maler, die das 75 Quadratmeter große Bild gemeinsam gestalteten. Vor der Silhouette des kriegszerstörten Dessau sind 16 Männer und Frauen um ein Gipsmodell der künftigen Stadt versammelt. Carl Marx malte die sechs Personen links, Erich Schmidt-Uphoff die fünf in der Mitte, Paul Schwerdtner füllte den rechten Rand. Ein Maler namens Radak gestaltete das Gipsmodell.
Richtig glücklich wurde die Stadt mit diesem Bild nie. Dreimal verhängt, war es etwa 55 seiner 60 Jahre nicht zu sehen. Das hatten Anfang der 90er Jahre mit Karin Schiege und Stephan Hall zwei Gymnasiasten des Philanthropinums recherchiert - und beim Schülerwettbewerb "Deutsche Geschichte" um den Preis des Bundespräsidenten den mit 250 Mark dotierten fünften Preis errungen.
Beide hatten herausgefunden, dass das Bild schon 1952 als "zeitlos" mit rotem Tuch verhüllt wurde. Ende der 70er Jahre mit Sperrholz verblendet, kam es 1986 beim Umbau des Saales erneut zum Vorschein. In einem bemitleidenswerten Zustand. Es gab eingeschlagene Nägel und fußballgroße Löcher. Die Stadt entschied damals: Das Wandbild sei einzigartig - und soll erhalten werden. 1987 kam es auf die Denkmalliste - und wurde im April 1991 auf Beschluss des Magistrates der Stadt wieder verhängt. 3 000 Mark kostete der Vorhang - der nun das Problem ist.
Es steht eine neue Debatte an, was mit dem Bild passieren soll. Zeigen oder Nicht-Zeigen, das ist derzeit vor allem eine finanzielle Frage. "Wenn wir den Spannvorhang lösen, können wir ihn wegwerfen", sagt Klaus Bekierz, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt. Ein Wiederverschließen lasse der Vorhang nicht zu. Und ein neuer Vorhang ist teuer, nicht zuletzt dank gestiegener Brandschutzauflagen, die dann alle beachtet werden müssen. Ein erster Kostenvoranschlag geht von 13 000 Euro auf. "Für einmal Gucken", wie Bekierz klarmacht.
Die Stadträte sind selber noch umschlüssig, was mit dem Bild passieren soll. "Das Bild dominiert den Raum. Wir würden uns da nicht wohlfühlen", fürchtet Robert Hartmann (SPD). "Es geht darum, sich der Geschichte zu stellen", sagt Ralf Schönemann (Linke), bereit, einen Teil der Summe mitzufinanzieren, um die Debatte neu anzuschieben. Das aber wird frühestens 2014 passieren. Wenn klar ist, wie die Sanierung des Dessauer Rathauses vorangeht - und ob Geld für die dringend notwendige Neugestaltung des Ratssaales da ist. Bislang reicht das Geld nur, um das Dach des Rathauses abzudichten.