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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Viel mehr als nur Mitarbeiterkantine

Von SYLKE KAUFHOLD 06.04.2011, 18:05

DESSAU/MZ. - 171 Mails an ehemalige Mitarbeiter haben Serfling und sein Team verschickt. "Das sind aber nicht alle, nur die, von denen wir die Adresse hatten", so der Chef. 140 meldeten sich zurück und ihr Kommen an. "Damit ist die Kapazitätsgrenze des Klubs mehr als erreicht."

Unter den Gästen wird auch Rolf Kuhn sein. Der einstige Bauhausdirektor (1987 bis 1998) brachte die Idee für diesen Klub aus Weimar, der pulsierenden Studentenstadt mit. Dieser sollte ein Treffpunkt für Teilnehmer an Werkstattwochen und Seminaren am damaligen Zentrum für Gestaltung sein, ebenso für die am Bauhaus wirkenden Mitarbeiter, Studenten sowie Freunde des Bauhauses. Den Standort legte Kuhn in den Keller des Werkstattflügels, am Schnittpunkt zwischen Fest- und Ausstellungsebene, Werkstatträumen und Straße. Um den Klub - seinen Bau, seine Ausrichtung - gab es viel Streit. Dennoch wurde er gebaut. Und ist heute lebendiger denn je. Wenn auch von der ursprünglichen Idee nicht mehr viel übrig sei, wie Klubchef Serfling feststellt.

Stephan Serfling ist auch ein Weimarer Kind. Er folgte 1987 dem Ruf Kuhns nach Dessau. "Was ich eigentlich gar nicht wollte, deshalb nahm ich mir damals auch nur eine Übergangswohnung. Denn bleiben wollte ich auf keinen Fall." Stephan Serfling ist geblieben. 24 Jahre sind seitdem vergangenen. Der Bauhausklub und Stephan Serfling sind eine Symbiose geworden. Der eine ist ohne den anderen nicht vorstellbar. "Ich habe drei Klubsanierungen mitgemacht, vier Direktoren erlebt und unheimlich viele schöne Stunden", fasst er die 20 Jahre zusammen. Seinen Traum, mal was anderes machen zu wollen, habe er aufgegeben. "Ich werde wohl hierbleiben."

Ohne Idealismus und auch eine gehörige Portion Verrücktheit lässt sich der Klub - oder wie es richtig heißt - das "Café-Bistro im Bauhaus Dessau" nicht führen. "Wir haben sieben Tage die Woche von früh bis Spätabends geöffnet, das kostet auch Kraft", so der Chef. Fünf feste Mitarbeiter beschäftigt Serfling und "eine Vielzahl an Pauschalkräften". Anke Junghans ist seit 1991 dabei und damit "dienstälteste Tresenkraft". Den Spaß an der Arbeit hat sie bis heute nicht verloren. "Man entwickelt eine richtige Bindung zu den Gästen, die öfter kommen", findet sie und nennt als Beispiel den alten Herrn, der fast täglich mit seinem Hund kommt und einen Schoppen Riesling trinkt. "Kommt er länger mal nicht, fehlt etwas". Der Bauhausklub sei in den Jahren so etwas wie die "Quartierskneipe für die Ziebigker" geworden, erzählt Junghans. Jugendliche treffen sich hier, Studenten und Professoren, Elternstammtische finden statt - "der neueste Trend". Übernachtungsgäste des Prellerhauses kommen zum Frühstück - wie auch viele andere auch - und kehren am Abend gerne ein. "Das touristische Geschäft ist in den letzten zwölf Jahren unheimlich gewachsen", schätzt Serfling ein. Da könne es eben auch mal passieren, dass plötzlich drei Reisebusse voller Rentner vor der Tür stehen, die es nach Kaffee und Kuchen verlangt. "Darauf sind wir natürlich vorbereitet", schmunzelt der Chef.

Seit 17 Jahren führt Mirko Richter die Küchengeschäfte. Er lässt sich durchaus auch mal zu Experimenten hinreißen, indem er Gerichte-Kreationen der Gäste nachkocht. Einige haben es damit auch schon auf die Karte geschafft. Unangefochtener Spitzenreiter und dienstältestes Gericht ist aber das "Arbeiter- und Bauern-Frühstück". Dies gibt es vom ersten Tag an.