Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Schöne Aussichten beim Kurt-Weill-Fest
dessau/MZ. - Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte Marilyn Monroe mit einem Geburtstagsständchen für John F. Kennedy. "Happy birthday, Mister President", hauchte sie mehr, als dass sie sang. Am Donnerstagabend steht im Garten des Feininger-Hauses in Dessau Ute Gfrerer auf einer kleinen Bühne. Die Sopranistin war Artist-in-Recidence beim Kurt-Weill-Fest 2012. Nun singt sie - als Überraschungsgast - à la Monroe ihrerseits ein "Happy birthday". Es gilt Thomas Markworth: Der Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft hat just an diesem Tag Geburtstag. Es heißt, er habe deshalb das traditionelle Sommerfest verlegen wollen, doch sei er überstimmt worden.
GmbH wird gegründet
Die Sommerfeste ein gesellschaftliches Ereignis zu nennen, ist gewiss nicht übertrieben. Und laut Markworth haben sich diesmal mehr Gäste angemeldet als in den Jahren zuvor. Auch das Festival selbst konnte seine Strahlkraft 2012 erweitern. Von 13 500 Besuchern spricht Julia Nickel gegenüber der MZ und: "Wir haben mehr Karten verkauft denn je." Nickel ist Projektleiterin beim Kurt-Weill-Fest. Jetzt wurde sie zur Geschäftsführerin der neu gegründeten Kurt-Weill-Fest Dessau GmbH bestellt. Das gehört zu den Neuigkeiten, die an diesem Abend verkündet werden. Nickel ist eine junge Frau, ihrer neuen Aufgabe sieht sie dem äußeren Anschein nach gelassen entgegen. "Bei mir laufen alle Fäden zusammen, aber das ist schon seit zwei Jahren so", sagt sie. Konkret bedeute das auch: "Der Intendant entwickelt das Konzept und ich setze es um" - mit dem Budget, das zur Verfügung steht.
Stiftung bekennt sich
An der Sicherung dieses Budgets hat auch die örtliche Sparkasse gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ihre Aktie. Von dort ist zum Sommerfest Patricia Werner gekommen, um Intendant Michael Kaufmann einen Zuwendungsbescheid - in einer Tüte - zu überreichen. Sie macht es geheimnisvoll, Beträge werden nicht genannt, in der Tüte stecke jedoch ein "Bekenntnis". Man werde auch dem Kurt-Weill-Fest 2013 zur Seite stehen - "nicht nur in gewohnter Weise, sondern noch vertieft". Als "kolossal wertvoll" bezeichnet Markworth die Unterstützung. Am Rande wird er später im Hinblick auf das Kurt-Weill-Fest, dessen Partner und, ja, auch die Planungssicherheit sagen: "Die Zuverlässigkeit ist der entscheidende Faktor." Verlassen können sie sich bei der Weill-Gesellschaft seit 2009 auf ihren Intendanten Kaufmann. Markworth nennt ihn noch heute einen "Glücksfall". Ohne ihn, heißt es, gäbe es nicht die zunehmende Kooperation mit der Kurt-Weill-Foundation in den USA. Die hat ihren Sitz in New York und mit "New York, New York" ist auch das Weill-Fest 2013 überschrieben. Nach Berlin (2011) und Paris (2012) schließt sich damit der Kreis der Lebensstationen des in Dessau geborenen jüdischen Komponisten, die Kaufmann nachzeichnet. Für das Eröffnungskonzert kündigt er in Zusammenarbeit mit der New Yorker Foundation eine Sänger-Gala mit Preisträgern der internationalen Lotte Lenya Song Competition und der renommierten Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz an. Am Pult wird James Holmes stehen: Der international bedeutende Arrangeur und Dirigent, der 2013 Artist-in-Recidence ist, soll den New Yorker Broadway mit und rund um Weill in Dessau zum Glitzern bringen. Zu den weiteren Programmhöhepunkten des 21. Weill-Festes gehört die Erstaufführung einer neu erarbeiteten Oratoriumsfassung von Weills "Weg der Verheißung", präsentiert von der Anhaltischen Philharmonie unter der Leitung von Antony Hermus am Anhaltischen Theater Dessau.
Nicht nur dort werde man viel spielen, sondern auch im Bauhaus. Und ein Wiedersehen mit bekannten Künstlern soll es geben, neben anderen hat sich das Ensemble Modern angesagt, das Fritz Langs Klassiker "Metropolis" präsentiert. Auch Ute Gfrerer kehrt zurück. Am Anhaltischen Theater ist sie in Kurt Weills "Lost in the Stars" zu erleben. Schöne Aussichten also und keineswegs nur für die Sommerfestbesucher, von denen die letzten dem Vernehmen nach erst gegen 1 Uhr nachts Feiningers Gärtlein verlassen haben.