Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Pittiplatsch-Motiv ist der Renner
DESSAU/STASSFURT/MZ. - Noch zwei Tage müssen sie warten, dann beginnt auch für die Sechs- und Siebenjährigen die Schule. Doch bevor es ernst wird mit dem Lernen, kommt die Einschulung und zu der gehört die Zuckertüte. Die Erstklässler haben da so ihre ganz eigenen Wünsche und Vorstellungen: Bei den Mädchen sind es vor allem Prinzessinnen-Schultüten, aber auch Pferde und das Film-Motiv Hannah Montana, wie in Roßlau festgestellt wurde, oder Barbie und Feen, die in Waldersee favorisiert werden. Die Jungen dagegen greifen lieber zu Tüten mit Fußball- und Auto-Motiven, besonders aus dem Film "Cars", oder zu Ritterbildern, Spongebob und Feuerwehr. Bunt gemischte alte Bestände waren im Büro-Eck in der Johann-Meier-Straße gefragt. Da seien auch Tüten weggegangen, die es schon vor zehn Jahren gab. Und wie wäre es da mit einer Original-DDR-Zuckertüte?
In einer Dessauer Lagerhalle hat Ostprodukte-Händler Michael Woizik aus Staßfurt einen Schatz entdeckt. Zuckertüten aus der DDR, nigelnagelneu und heute eine echte Rarität.
20 Jahre Dornröschenschlaf
3 500 Tüten lagen dort über 20 Jahre im Dornröschenschlaf. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Tüten sind wie frisch aus dem Werk. Die Besitzerin, eine alte Dame, hatte früher einen Tante-Emma-Laden und sich für schlechte Zeiten mit Zuckertüten eingedeckt", sagt der 36-jährige Woizik. Doch dann kam die Wende. "Jetzt hat sie sich bei mir gemeldet und alles verkauft", freut sich der Händler aus Staßfurt. Die Dame, die nicht genannt werden wolle, habe ihn im Internet ausfindig gemacht und von ihrem Schatz erzählt. "Nicht einmal vergilbt sind die Tüten", schwärmt Woizik von den Zuckertüten, die damals beim VEB Kunstblumen Sebnitz von Hand hergestellt worden sind.
Mit Schleife erhalten
"Allein bei den Motiven wird einem warm ums Herz: Märchenbilder, das Sandmännchen, Hase und Wolf, Pittiplatsch, der Liebe, Schnatterinchen, Max und Moritz..." Selbst die bunten Tüllschleifen sind noch dabei, zeigt er stolz und lächelt etwas verlegen. Vielleicht aber erinnert er sich ja gerade an seine eigene Zuckertüte.
Mehr als die Hälfte der DDR-Tüten hat Woizik bereits verkauft, 1 500 habe er noch, sagte er Mittwoch. Die ersten Zuckertüten brachte er im Juni zum Salzlandfest in Staßfurt auf den Markt und war zufrieden mit der Resonanz der Leute, die sich beim Kauf einer Tüte sofort an ihre eigene Einschulung erinnerten. Dann sind die Kunden direkt zu ihm in die Bernburger Straße in Staßfurt gekommen oder sie haben sie im Internet geordert. Im Verkauf kosten die "Schätze" sieben Euro, im Internet mit Versand neun Euro. "Ich will die Kunden nicht abzocken, sondern ihnen eine Freude machen. Vielleicht entschließt sich ja der eine oder andere dann doch spontan gegen neumodische Lillifee- oder Bob-der-Baumeister-Tüten", begründet Woizik sein Handeln.