Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Neues Zentrum für Schmerzpatienten
Dessau/MZ. - Schon jetzt werden zahlreiche Patienten mit chronischen Rückenbeschwerden im Dessauer Klinikum behandelt. "In Zukunft aber werden wir alle Möglichkeiten, die wir schon haben, patientenorientiert konzentrieren", sagt Joachim Zagrodnik, ärztlicher Direktor des Städtischen Klinikums und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, und kündigt zum 1. Juli ein "Zentrum zur Multimodalen nicht operativen Komplexbehandlung des Bewegungsapparates" an.
In dem von den Oberärzten Dr. Martin Ottleben und Balazs Szirtes geleiteten Zentrum arbeiten Experten von vier Fachrichtungen zusammen. Neben den Orthopäden gehört Schmerztherapeut Dr. Alexander Krieghoff, der Psychologe Michael Wittenbreder und das von Marina Valentin geleitete Physiotherapeuten-Team.
Acht Betten stehen ab 1. Juli auf Station 2 für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zur Verfügung. "Mit der stationären Aufnahme, Diagnostik und Behandlung im Klinikum können wir Betroffenen nun ein völlig neues Therapie- und Behandlungsangebot bieten", erklärt Zagrodnik. Das Zentrum sei "einmalig in der Region und in seiner Bedeutung". Hier kommen physiotherapeutische Verfahren und physikalische Anwendungen, psychotherapeutische Behandlungen, Ergotherapie, Entspannungstechniken sowie spezielle ärztliche Therapieverfahren zum Einsatz.
Mindestens zwölf Tage werden die Patienten, die oftmals schon viele Jahre unter starken Rückenschmerzen leiden und vielfach auch eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich haben, im Klinikum umfassend untersucht.
Dabei will das interdisziplinäre Team herausfinden, welche Ursachen die Schmerzen haben, ob sie organisch bedingt sind oder nicht. Unnötige Operationen sollen vermieden werden. Der Patient werde dabei in der Gesamtheit betrachtet, nicht nur von orthopädischer Seite, denn zu 80 Prozent haben Schmerzpatienten psychosoziale Beeinträchtigungen, wie Psychologe Wittenbreder erklärt: "Der Schmerz beeinträchtige die Psyche."
Im neuen Zentrum werde den Patienten gezeigt, dass es einen anderen Lösungsansatz als die alleinige Gabe von Schmerzmedikamenten gibt. Während der Behandlung im Klinikum, sagt Schmerztherapeut Krieghoff, "tritt das Medikamentöse zurück".
Das heißt, die Schmerzmittel der Patienten sollen auf ein notwendiges Maß reduziert werden. Krieghoff hat damit gute Erfahrungen: "Den Patienten geht es nach einer gewissen Zeit besser."
Zur Behandlung im neuen Zentrum im Klinikum gehören Physiotherapie-Angebote, wie etwa die Teilnahme am Bewegungsbad, verweist Martina Valentin, Abteilungsleiterin Physiotherapie. Auch wenn die Patienten aus dem Klinikum entlassen sind, können sie das ambulante Angebot der Physiotherapie im Klinikum nutzen.
Mit der Behandlung im neuen Zentrum "versprechen wir keine Schmerzfreiheit", sagt Dr. Krieghoff, aber es gehe um Schmerzlinderung bei den Patienten und darum, die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Dazu beitragen soll auch, dass gemeinsam mit den Patienten ein Konzept entwickelt werden soll, dass der Patient nach der Entlassung aus dem Klinikum in Eigenregie führen kann.
Das neue Zentrum am Klinikum, unterstreicht Dr. Ottleben, versteht sich als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu den niedergelassenen Kollegen in der Region.