Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Neues Konzertzimmer kommt aus den USA
DESSAU/MZ. - Die Marke Eigenbau hielt 28 Jahre. Jetzt aber ist ihre Zeit abgelaufen. Das Holz des Konzertzimmers des Anhaltischen Theaters taugt nur noch als Brennholz. Der Ersatz, in dem die Anhaltische Philharmonie künftig ihre Sinfoniekonzerte geben wird, ist schon unterwegs. Im Seecontainer reist das neue Konzertzimmer aus den USA nach Dessau.
"Wir erwarten es am 15. August", sagt Helmut Uschmann, der Technische Direktor der Dessauer Bühne. Akustisch und statisch sei das alte Konzertzimmer nicht mehr tragbar und deshalb die Neuanschaffung nötig gewesen. Viele Hersteller dieser Konzertzimmer gebe es nicht, der ausgewählte deutsche Anbieter produziere in den USA. Daher kommt der lange Transportweg.
Das neue Konzertzimmer verfüge über mehr gewölbte Flächen, die Akustik sei sehr viel besser, vor allem aber ist es sehr viel leichter aufzubauen, denn die Bauteile ließen sich rollen. Brauchten bisher acht Bühnenarbeiter rund viereinhalb Stunden für den Aufbau vor einem Konzert, so seien künftig vier bis fünf Techniker für zwei Stunden damit beschäftigt.
"Wir hoffen, dass unsere Konzerte ab der neuen Spielzeit noch besser klingen", so Uschmann. Ein Akustikfachmann sei dafür schon im Vorfeld einbezogen gewesen und wird auch in der Woche des ersten Aufbaus am Theater sein. In den Theatern von Erfurt und Schwerin habe man sich zudem von der Qualität des Herstellers überzeugt, denn dort stehen bereits Konzertzimmer, die in den USA hergestellt wurden. Optisch können sich die Besucher auf ein helles Birkenfurnier einstellen.
Zwar ist das Konzertzimmer für das Anhaltische Theater kein Umbau im eigentlichen Sinn. Seine Anschaffung aber ist die größte Maßnahme in dieser Spielzeitpause. Handwerker sind aber auch andernorts im Haus seit Ferienbeginn bei der Arbeit.
"Im Bereich hinter der Bühne werden die Toiletten renoviert", sagt Uschmann. Ein lang gehegter Wunsch von ihm sei das gewesen, dessen Umsetzung dringend nötig war. "Da wurde teilweise 60, 70 Jahre nichts Grundlegendes gemacht", sagt Uschmann. Dementsprechend habe es auch hin und wieder Klagen von Gästen des Hauses gegeben.
Erneuert wird während der Spielzeitpause zudem der Fußboden der Tischlerei. "Der muss richtig plan und eben sein. Einen ersten Teil haben wir in Eigenleistung erbracht, den Rest erledigen Fachfirmen", sagt der Technische Direktor. Eine neue Dämmung soll zudem den Schallschutz verbessern. "Wer gute Ohren hat, der konnte manchmal bei den Märchenvorstellungen am Vormittag Geräusche aus der Tischlerei hören."
Fast schon Routine ist in jedem Sommer die Pflege des Bühnenbodens. Schäden werden ausgebessert - und er erhält einen neuen, schwarzen Spezialanstrich. Mit der kommenden Spielzeit werde zudem eine erneuerte Tiefziehanlage zur Herstellung von Bühnenbildern in Betrieb gehen. Gerne hätte Helmut Uschmann auch noch dafür gesorgt, dass die Künstlergarderoben weiter umgebaut werden, doch dafür reichten die finanziellen Mittel in diesem Sommer nicht. "Da machen wir in den nächsten Jahren weiter", ist er sicher und fiebert nun erst einmal dem Konzertzimmer entgegen, das Mitte August aus dem Container gepackt wird und dann beweisen muss, ob die Konzerte noch besser klingen als bisher.
Überprüfen lässt sich das beim ersten Sinfoniekonzert der Saison am 8. und 9. September. "Dessau und die Welt" heißt der Abend mit der Anhaltischen Philharmonie, Pianistin Ragna Schirmer als Solistin und Generalmusikdirektor Antony Hermus am Pult, der natürlich maßgeblich bei der Neuanschaffung des Konzertzimmers involviert war.