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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Mit sehr wenig Geld wird viel gezeigt

Von THOMAS STEINBERG 15.05.2011, 17:24

DESSAU/MZ. - Angelika Hesse weiß der Evolution zu danken. Weil diese eine andere Richtung eingeschlagen und nicht den Kieferlosen zum Erfolg geholfen hat, sondern den Kiefermäulern. "Ansonsten" - löst die Geologin am Naturkundemuseum milden Schauer bei ihren Zuhörern aus - "würden wir vielleicht über ein mit Hornzähnen besetztes Saugmaul verfügen", womit Neunaugen allerdings sehr gut leben können und das seit immerhin 500 Millionen Jahren.

Für die am Sonntag im Museum eröffnete Ausstellung "Saurier, Panzerfische, Urpferdchen - Die Entstehung des Lebens" zeichnet Hesse als Kuratorin verantwortlich. Es ist eine Ausstellung, für die dem Museum wie stets in den vergangenen Jahren ein nur schmales Budget zur Verfügung stand, ein Manko, das zum Teil durch - wohlgemerkt unbezahltes - Engagement der Mitarbeiter ausgeglichen wird, indem etwa einer von ihnen in seiner Freizeit das Modell eines frühen Landwirbeltieres gestaltet und dies dem Haus an der Museumskreuzung leiht.

Die Ausstellung versucht erst gar nicht, einen möglichst umfassenden Abriss der Evolution zu zeichnen, sie setzt Schlaglichter, indem sie sich auf bestimmte Themen konzentriert und diese dann ausführlicher behandelt. So sind gleich mehrere Vitrinen der Ordnung der Rüsseltiere gewidmet, die inzwischen nur noch als Elefanten vertreten sind, als Mammuts es posthum zu einiger populärer Berühmtheit brachten, vor allem aber auf einen rund 55 Millionen Jahre zurückreichenden Stammbaum blicken können.

Aufgezeigt wird die Verwandtschaft zu den Seekühen; man lernt ebenso, die Laubblätter (und ausgestorbenen) fressenden Mastodonten von den auf harte Gräser spezialisierte Elefanten anhand der Zahnformen unterscheiden.

Nur dank umfangreicher Leihgaben kann das Museum Ausstellungen wie diese bestreiten, und gerade dieses Mal ist die Liste der Leihgeber besonders lang: Sie sitzen in Berlin, Göttingen, Halle, Hannover, Braunschweig; das Stuttgarter Naturkundemuseum schenkte gar den wunderschönen Abguss eines Caudipteryx-Fossils, das gut ein Zwischenstadium der Evolution zeigt: Diese Saurier waren befiedert, ihre Skelette wiesen Merkmale der Vögel auf, die sich letztlich als das erfolgreichere Modell in der Evolution erweisen sollten.

In der Ausstellung wird - sieht man ab von den Anfängen des Lebens - nur auf die Entwicklung im Tierreich eingegangen, hinsichtlich des Interesses potentieller Besucher und des beschränkten Platzes im Dessauer Naturkundemuseum eine konsequente Entscheidung. Für die Schau sind einige Modelle neu gefertigt worden. Etwa das eines im Karbon vor etwa 300 Millionen Jahren lebenden Riesentausendfüßers, der es auf inzwischen schier unvorstellbare 2,5 Meter Körperlänge brachte, eine Entwicklung, die sich aus einem damals um 50 Prozent höheren Sauerstoffgehalt der Luft erklären lässt. Die inzwischen noch lebenden Nachfahren des Insekts sind deutlich unauffälliger: Pinselfüßer bescheiden sich mit einer Körperlänge von zwei bis vier Millimeter.