Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Heimatverein will sich ein eigenes Domizil herrichten
KOCHSTEDT/MZ. - Matthias Beyersdorfer schaut aus einem Fenster des Kochstedter Rathauses und sieht auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Gaststätte "Grüner Baum". Das Gelände hinter dem Gasthaus ist das Objekt seiner Begierde. "Die ehemalige Billardhalle soll das zukünftige Vereinshaus von 'Zu Hause in Kochstedt' werden", wagt das Vorstandsmitglied des Kochstedter Heimatvereins schon mal einen Blick in die Zukunft.
Fast zwölf Jahre ist es her, dass sich im Vorort der Heimatverein gründete. Die Mission, das kulturelle Leben im Ort voranzubringen, hat unter anderem mit dem Jugendtreff, dem Heidefest und dem Karneval ihren Zweck erfüllt. Einzig ein fester Anlaufpunkt fehlt dem Verein. "Bisher waren wir überall nur Gäste, aber die Mitglieder brauchen was eigenes", sagt Vorstandsmitglied Jörg Stöbe. Nur ein Briefkasten am Rathaus ist bisher eine feste Adresse. Das soll sich mit der Nutzung der ehemaligen Billardhalle auf dem Gelände des "Grünen Baums" ändern.
Ehe der Verein hier einziehen kann, wartet noch eine Menge Arbeit auf die 60 Mitglieder. Seit 2002 sind die Rollläden runtergelassen, wurde das Gebäude nicht mehr genutzt. Entsprechend groß ist der Sanierungsaufwand. "Zunächst müssen wir das Objekt sichern, beräumen, das Dach abdichten, die Fassade dämmen und Wasser und Stromzähler installieren", zählt Beyersdorfer nur einige der notwendigen Arbeitsschritte auf. Als er dann vor dem Objekt steht, sind die Visionen für ihn zum Greifen nah. Knapp 400 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung. Eine Freifläche vor dem Haus, ein Saal für Versammlungen, Lagerräume und eine Glasfront mit einem Backofen sollen hier einmal das Gelände wiederbeleben.
Wann aus den Vorstellungen Realität wird, hängt auch stark von den finanziellen Möglichkeiten ab. Die erste Hürde ist mit der Möglichkeit der kostenfreien Nutzung durch den Verein schon geschafft. Für den Wirt des Grünen Baums, Andreas Schmidt, ist es eine Selbstverständlichkeit, den Verein zu unterstützen. "Das passt schon alles sehr gut zusammen", meint er.
12 500 Euro Zuschuss aus dem Fördertopf der Europäischen Union sind zunächst von den Kochstedtern beantragt. "Wir haben unser Vorhaben als Leader-Projekt eingereicht", sagt Beyersdorfer. Das Programm der Europäischen Union unterstützt Entwicklung im ländlichen Raum. Von der Zusage der Förderung hängt auch ab, wann und in welchem Umfang die Kochstedter ihr eigenes Vereinsheim beziehen können. "Wenn wir die EU-Förderung kriegen, sind wir in zwei bis drei Jahren mit der Sache durch", gibt sich Beyersdorfer optimistisch. "Ohne Förderung würde es wahrscheinlich fünf bis sechs Jahre dauern", prognostiziert er.
Vom Vorhaben, dem Kochstedter Heimatverein ein eigenes Zuhause zu schaffen, lässt sich der Vorstand nicht mehr abbringen. Am 10. März steht das Vorhaben zum Beschluss auf der Mitgliederversammlung. "Ab dem 11. März könnten wir dann loslegen", sagt Beyersdorfer. Stöbe schwärmt indes schon "von den landestypischen Produkten aus Anhalt und Kochstedt", die im Backofen hergestellt werden sollen. Doch bis dahin steckt noch eine Menge ehrenamtlicher Arbeit in dem Projekt.
Der Ortschaftsrat gab zu seiner Sitzung am Dienstagabend schon mal grünes Licht und stimmte einstimmig mit "Ja".