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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Fettbemmen für die Tänzer

Von SYLKE KAUFHOLD 10.08.2011, 16:52

DESSAU/MZ. - Eigentlich ist Bianka Mrosek-Zabel gar nicht zaghaft, wenn es darum geht, Neues auszuprobieren. Doch vor dem Open Air unter der Brauereibrücke, das unter der Regie des Finekellers nahezu Kultstatus erlangte, hatte die Inhaberin des Cadillac, wie der Finekeller jetzt heißt, Respekt. "Ich wollte es nicht machen", gibt sie zu. "Aber meine Gäste haben mich überredet, der Tradition wegen."

Und deshalb wird am kommenden Sonnabend, 13. August, wieder zu "Under the Brigde" geladen. Der Anlass könnte im übrigen besser nicht sein: Bianka Mrosek-Zabel feiert nämlich mit ihrem Cadillac den zweiten Geburtstag. "Es macht unheimlich Spaß, ich habe ein großes Stammpublikum, alles nette Leute und es ist eine wirklich angenehme Clubatmosphäre." Wer sie kennt, weiß, dass sie das Cadillac mit Herzblut und einer riesigen Portion Euphorie führt. "Ich freue mich auf jedes Wochenende", gibt sie denn auch unumwunden zu. Und mit Freude schmiert sie auch jeden Samstag zwei Brote mit Fett, die sie ihren Gästen zur Stärkung hinstellt. "Tanzen macht schließlich hungrig", schmunzelt Mrosek-Zabel.

Längst ist das Cadillac zur Heimstatt guter Live-Musik geworden - von Havey Metall, Rock, Blues bis Deutschrock ist hier alles zu hören. "Außer Jazz und Salsa, da halte ich mich raus", umschreibt die Chefin das im Club gebotene Musik-Repertoire. Dabei legt sie Wert darauf, auch jungen Bands eine Auftrittsmöglichkeit zu geben, und sie hält die Tradition alter DDR-Musik aufrecht, indem sie einmal im Jahr eine DDR-Band auf die Bühne holt. In diesem Jahr wird das am 24. September Jürgen Kerth sein. Das Cadillac soll eine "Kulturstätte für jedermann" werden, wünscht sich Bianka Mrosek-Zabel. Und so ist sie stets um neue Angebote bemüht. Am 24. August wird es das erste Mal Theater im Cadillac geben. Mit "Passwort Glück" steht eine hallesche Produktion auf dem Plan. Andrea Ummenberger gibt dem Für und Wider zwischen Psychotests und Profilberatung, Bewerbungsfragebögen, Ratschlägen und Vorschlägen, Instinkt und Vernunft eine charmant-satirische, unterhaltsame Stimme. "Ein köstlicher Spaß", lädt Mrosek-Zabel nicht nur die Frauen ein.

Auch für 2012 ist der Terminkalender schon gut gefüllt. Besonders freut es Mrosek-Zabel, dass es ihr gelungen ist, den berühmten Blues-Gitarristen Peter Schmidt für einen Workshop nach Dessau zu holen. Wer also ein Meister auf der Gitarre werden möchte, sollte diesen nicht verpassen.

Geht es nach der Chefin, könnte Dessaus Live-Musik Club noch viele Jahre den Kulturkalender der Stadt bereichern. Immerhin zieht es nicht nur Jugendliche in die Askanische Straße. "Von 20 bis über 60" seien die Gäste, also durchaus ein Club für jedermann. Bisher schwebt allerdings noch immer das Damokles-Schwert des Abrisses über dem Cadillac. Die Stadt wollte das einstige Fine-Klubhaus verkaufen - und dann mangels Kaufinteressent abreißen. Rettung nahte in Person des Stadtrates Ralf Schönemann. Er versprach, das Haus vor dem Abriss zu bewahren und mit den Mietern eine Zweckgemeinschaft zu bilden - neben dem Cadillac haben auch die Modelleisenbahner ihr Domizil dort -, um ihnen die Heimstatt zu erhalten. Das Versprechen gab Schönemann kurz vor der Landtagswahl, für die er kandidierte. Und blieb dran. Obwohl er den Einzug in das Landesparlament verpasste. "Der Kaufantrag ist gestellt, die Übernahme des Objektes wird vorbereitet, es läuft alles planmäßig", beschreibt er auf MZ-Nachfrage den Stand der Dinge. "Ich finde es wichtig, dieses kulturelle Zentrum für das Quartier und die gesamte Stadt zu erhalten."

Beim "Under the Bridge" am Sonnabend wird Schönemann auf jeden Fall dabei sein. Die drei Bands versprechen schließlich eine heiße Musik-Nacht.