Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Fahrraddiebstähle nehmen zu

Dessau-Rosslau/MZ - Am Wochenende waren es gleich vier Fälle und gefühlt überhaupt zu viele. Das Gefühl trügt nicht: In Dessau-Roßlau steigt die Zahl von Fahrraddiebstählen in diesem Jahr offensichtlich wieder an. Stand Ende August wurden in der Doppelstadt 616 gestohlene Räder angezeigt. Zum selben Zeitpunkt 2013 waren es 588 gewesen. Schwerpunkte lassen sich nicht ausmachen: Vor Kaufhallen werden die Räder ebenso entwendet wie aus Kellern. Besonders spektakulär war Ende August der Einbruch in ein Radgeschäft in der Dessauer Heidestraße. Dort wurden gleich fünf Carbonräder im Wert von 13 800 Euro gestohlen.
Dunkelziffer ist noch höher
„Dessau-Roßlau ist eine Fahrradfahrer-Stadt. Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist ziemlich konstant auf hohem Niveau“, muss Ralf Moritz, Sprecher der Polizeidirektion Ost in Dessau, zugeben. 2011 wurden 1 050 Fälle angezeigt, also fast drei pro Tag. 2012 sank die Zahl deutlich auf 787 Fälle, die im Jahr 2013 wieder auf 896 gestohlene Räder anstieg. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Anzeigen bei der Polizei sind oft auch vom Wert des Fahrrads abhängig.
Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen liegt bei etwa zehn Prozent. Im Bundesgebiet wie in Dessau-Roßlau. „Gewisse Dinge sind nicht zu verhindern“, sagt Moritz. Der wirksamste Diebstahlschutz sei noch immer ein hochwertiges Bügelschloss, das Rahmen und Fahrradständer miteinander verbindet - oder gleich ein zweites Rad mit anschließt. „Die Täter wollen meist den schnellen Augenblick nutzen.“
„Die Täter sind meist aus der Stadt“
Erkenntnisse, dass Diebesbanden gezielt mit Transportern durch Dessau-Roßlau fahren und Fahrräder stehlen, gibt es derzeit nicht. „Die Täter sind meist aus der Stadt“, sagt Moritz - und sieht Beschaffungskriminalität als Hauptursache. Die Räder werden gegen kleines Geld weiterverkauft und verschwinden oft spurlos.
Gegenmittel sind schwierig. Zuletzt hatte die Polizei verschiedene Räder sichergestellt und große Probleme, diese den rechtmäßigen Eigentümern zuzuordnen. Eine Codierung kann da helfen. „Den einen oder anderen schreckt das doch ab“, sagt Moritz und verweist noch auf ein Pilotprojekt, das gerade in Sachsen gestartet wurde. In Leipzig wird seit dem 1. Juni eine neue Form der Fahrradregistrierung getestet. Es wird nicht mehr in den Rahmen graviert, sondern geklebt. Im Gegenzug für einen ausgefüllten und in einem Datenbanksystem namens ISFASS erfassten Fahrradpass gibt es einen Aufkleber für den Rahmen, der die Recherche erleichtert. Der Vorteil in Leipzig: An der Aktion beteiligen sich neben Polizei und Stadtverwaltung auch vier große Versicherungsunternehmen, vier Leipziger Fahrradhändler und ein Netzwerk kleiner Werkstätten.