Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Eine Straße für den Chef
Dessau-Rosslau/MZ. - Die Sorge war eine ganz praktische. Ob das GPS diese Straße schon findet? Hartmut Klocke schaute erst auf das große blaue Schild und dann zweifelnd in die große Runde am Elbzollhaus. Eine Antwort blieb aus. Doch: Es ist ein lösbares Problem.
Im Pharmapark Rodleben trägt die symbolträchtige Ost-West-Magistrale ab sofort den Namen Hartmut-Klocke-Straße. Drei Tage nach dem 70. Geburtstag des Firmeneigners der IDT Biologika feierte Dessau-Roßlaus Vorzeigeunternehmen sein Sommerfest und dankte Klocke für sein besonderes Engagement, das sich an zwei Zahlen festmachen lässt: Mehr als 200 Millionen Euro wurden seit 1993 in das einstige Impfstoffwerk Tornau investiert. 840 direkte Arbeitsplätze sind das Ergebnis.
Einbruch nach der Wende
Daran war 1992 nicht zu denken, wie Gert Barysch erinnerte. 34 Jahre ist der IDT-Geschäftsführer im Unternehmen. Nach der Wende stand es auf der Kippe. Binnen zwei Jahren war die Zahl der Mitarbeiter rapide von 1 447 auf 167 gesunken und der Umsatz von 30 auf 11,6 Millionen D-Mark eingebrochen. Die Prognosen der Experten waren düster. Klocke, auf die Tornauer aufmerksam geworden, weil sie eines seiner Fuchs-Tollwut-Köder-Patente verletzt hatten, hat diese alle widerlegt. 1993 kaufte der Baden-Württemberger das darbende Impfstoffwerk. Eine Erfolgsgeschichte begann, die eng mit seinem Namen verbunden ist. IDT Biologika hat sich als mittelständisches Unternehmen in einem weltweiten Markt etabliert.
"Ich bin stolz auf dieses Unternehmen", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Der hat einst als Wirtschaftsminister manchen Förderscheck nach Tornau geschickt und freut sich nun über ein stabiles Unternehmen in seinem Wahlkreis. "Hartmut Klocke ist ein Unternehmer alter Schule, der Unternehmertum als persönliche Verantwortung für das Unternehmen begreift", würdigte der Ministerpräsident. "Er ist aber auch ein Unternehmer auf der Höhe der Zeit, der Trends erkennt und mitgestaltet." Das führe dazu, schmunzelte Haseloff in einer launigen Rede, dass Klocke der wahrscheinlich einzige Unternehmer weltweit sei, der all seinen Mitarbeitern an seinem Geburtstag jedes Jahr freigebe. "Das soziale Herz wurde ihm in die Wiege gelegt." Kein Wunder: Klocke wurde am 1. Mai 70 Jahre jung. Neben der eigenen Straße bekam Klocke noch Bilder aus dem Gartenreich, eine extra gepflanzte Eiche auf dem Firmengelände - und Stutenmilchlikör. Die soll jung halten.
Klocke selbst rückte sich in den Hintergrund. "Nicht mein Geburtstag ist wichtig, sondern einzig und allein die IDT", sagt der Unternehmer, der seine Rolle nach dem Vorbild von Helmut Kohl als Aussitzer beschrieb - und damit untertrieb. "Wir bauen auf ihr tolles Gefühl für neue Chancen", sagte IDT-Biologika-Chef Ralf Pfirmann, der sich noch an sein erstes Einstellungsgespräch mit Klocke erinnerte. "Es dauerte sieben Stunden."
Mahnende Worte
Klocke war es dann aber auch, der in Feierstimmung mahnende Worte streute. "Wir sind so von uns überzeugt, dass es manchmal schon wehtut", warnte der Unternehmer vor Leichtsinn und Überheblichkeit. "Das kann nach hinten losgehen." 2003, 2004 habe die IDT schon einmal schwierige Zeiten durchgemacht. Man habe investiert und gedacht, es gehe immer so weiter. Klockes Appell war deshalb eindeutig. "Wir sind zwar erfolgreich, können aber noch besser werden. Bitte fangt an zu sparen, versucht noch schneller zu produzieren. " Nach dem Fest. Die Strategie für die nächsten zehn Jahre steht. Eng abgestimmt mit Klocke, der für die IDT Biologika immer noch unverzichtbar ist.