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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Dorfkirche Neeken nimmt Heiligabend eine erste Auszeit

Von Silvia Bürkmann 23.12.2011, 16:51

Neeken/MZ. - Nein, diesmal geht hier auch zum Heiligen Abend nichts mehr. Pfarrer Jürgen Tobies seufzt. In der Dorfkirche Neeken kann am freitagabend kein Gottesdienst stattfinden. Die Gläubigen der Kirchengemeinde Neeken müssen in diesem Jahr ausweichen in die Gotteshäuser der Nachbarschaft im Kirchenkreis Zerbst.

Dessen Dienstaufsicht und geistige Leitung liegt in den Händen und auf dem Tisch des Kreisoberpfarrers. Und das ist kein anderer als Jürgen Tobies, der in Personalunion als 1. Pfarrer die Parochie Roßlau betreut. In diesem Verbund agieren sieben selbstständige Kirchgemeinden zwischen Natho und Roßlau. Die Elbestadt ist hier mit etwa 1 300 Gemeindegliedern zahlenmäßig am stärksten vertreten, die kleinste Gemeinde ist Neeken mit 27 Mitgliedern. Im Radius von weniger als fünf Kilometern und damit unweit entfernt für die Neekener liegen die Gotteshäuser in Rodleben (Parochie Roßlau) oder Steutz (Parochie Zerbst).

Die Neekener Feldsteinkirche (geweiht um 1300) aber ist Baustelle. Und das seit Jahren. 2009 begannen die Sanierungsarbeiten an und um das alte Bauwerk. Die Evangelische Landeskirche Anhalt will ein einzigartiges Kleinod in alter Schönheit erstrahlen lassen, die Kirche romanischen Baustils mit einer einheitlichen - und ehedem prächtigen - barocken Innenausstattung aus dem 17. Jahrhundert.

An dieser hat der Zahn der Zeit gewaltig genagt. Und derzeit ist davon überhaupt nichts mehr zu sehen. Die beweglichen (mobilen) Kunstgüter sind ausgebaut und ausgelagert. Engel, Putten, Logen und Gestühl - einzig die Kanzel auf ihrer kunstvoll gedrehten Säule verblieb noch im Kirchenschiff, "ansonsten hätten wir nicht mal mehr einen Altar", sagt Pfarrer Tobies.

Seit Beginn der Sanierungsarbeiten waren die Neekener Gottesdienste im Gebäude der Feuerwehr gefeiert worden. Ausnahme blieb bisher immer der Heilige Abend, da sich die Gemeinde noch in der Kirche versammelte. 2011 folgt also eine Auszeit, von der Jürgen Tobies hofft, dass es bei dieser einmaligen bleibt.

Diese Hoffnung teilt auch Konstanze Förster-Wetzel, Leiterin des Bauamtes der Evangelischen Landeskirche Anhalt. Die begleitet die Sanierung von Beginn an. Hat Konzept, Kostenkalkulation und Einzelmaßnahmen auf ihrem Tisch. Der Sanierungsaufwand wurde 2008 mit 400 000 Euro beziffert. Zu bewältigen nur in einzelnen Bauabschnitten und in Abhängigkeit der Finanzausstattung. Zu den Geldgebern gehört neben der Landeskirche selbst die Stiftung Entschlossene Kirchen, die Lotto-Toto-Gesellschaft und einzelne Spender. Darunter der Lions Club Dessau ebenso wie private Unterstützer der Gemeinde. Um beispielsweise die mobilen Kunstgüter und Ausstattungsstücke jetzt sicher verwahren zu können, wurden Paten gesucht.

Der erste Bauabschnitt 2009 / 10 war die Bauwerkstrockenlegung. Niederschlagswasser hatte über die Jahrzehnte und Jahrhunderte zu starker Feuchtebelastung der Außenwände und des Fußbodens geführt. Jetzt wird es über eine Drainageleitung und Anschluss an einen Sickerschacht abgeleitet. Hierzu wurde eine etwa 60 Zentimeter tiefe Baugrube umlaufend um die Kirchenaußenwand ausgehoben. Die Trockenlegung, blättert Förster-Wetzel in den Unterlagen, hat etwa 20 000 Euro gekostet. 2010 / 11 schloss sich der zweite Bauabschnitt für rund 75 000 Euro bei der Dachsanierung an. Der dritte Abschnitt (etwa 200 000 Euro) soll im nächsten Frühjahr im Inneren starten: Mit Putz- und Steinmetz- und Tischlerarbeiten, Fenster- und Türbau. Und die aufwändige Restaurierung der Kulturgüter schließt sich an. "Eventuell in Etappen. Je nachdem, wie Geld zur Verfügung steht", so Förster-Wetzel.