Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Datel und Tele Columbus gehen einen neuen Weg
DESSAU-ROSSLAU/MZ/TST. - Die Datel ließ Glasfaserkabel bis in die Häuser legen und habe damit auf eine Technik gesetzt, die für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre als sicher gelten könne, sagte Datel-Bereichsleiter Nico Nierenberg. Die Hannoveraner Tele Columbus ihrerseits errichtete eine Kopfstation auf der Datel-Zentrale in einem Hof der Askanischen Straße in Dessau, von wo aus sie die Signale ins Netz einspeist.
Für beide Unternehmen ist diese Kooperation ein wichtiger Schritt: Die Datel könne Dank des Angebots 2011 voraussichtlich erstmals schwarze Zahlen schreiben, sagte DVV-Geschäftsführer Thomas Zänger. Für die Tele Columbus, die bewegte Bilder in 3,7 Millionen Haushalte liefert, ist eine solche Kooperation völlig neu, erklärte deren Geschäftsführer Dietmar Schickel. Die Lösung, als reiner Signallieferant aufzutreten und die Verteilung der Programme anderen zu überlassen, nannte er "elegant".
Tele Columbus hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, wurde - hoch verschuldet - vor mehr als einem Jahr von einem Gläubigerkonsortium übernommen, das an der Restrukturierung des Unternehmens arbeitet. Insofern dürfte das Dessauer Modell den Hannoveranern nicht ungelegen kommen, weil sie einerseits erhebliche Investitionen sparen, andererseits im Geschäft bleiben - denn sie beliefern noch die großen Dessauer Wohnungsgesellschaften. Die Datel wiederum profitiert vom Tele-Columbus-Know-how bei Verhandlungen mit Fernsehsendern und Rechtehändlern.
Für beide Partner ist Roßlau ein Testlauf. Die neuen Kabel lassen es zu, auch Telefon und sehr schnelle Internetzugänge anzubieten. Im ersten Schritt habe man darauf verzichtet, um den Kunden nicht zu viele Umstellungen auf einmal zuzumuten. Die können jetzt zwischen 40 analogen und 100 digitalen Angeboten wählen. Nierenberg zufolge ist das Angebot größer und die Qualität besser als beim vorherigen Anbieter.
Andererseits laufen demnächst die Anfang der 90er Jahre von den großen Dessauer Wohnungsgesellschaften geschlossenen Verträge aus. Es geht um 20 000 Kunden. Auch hier soll die neue Kooperation zum tragen kommen: Die Datel legt Kabel und ist Vertragspartner, von Tele Columbus kommen die Inhalte. Zänger: "Wir haben in einer schrumpfenden Stadt als ortsansässiges Unternehmen einfach einen Standortvorteil. Und den geben wir nicht her."