Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Aus dem Wald durch das Wasser in die Stadt
DESSAU/MZ. - Ein buntes Programm erwartete den Zuhörer beim "Junge Komponisten"-Konzert am Sonnabend in der Bauhausaula. Die Bandbreite der Themen, denen sich Komponistenschüler aus Halle und Magdeburg widmeten, reichte von Naturvertonungen ("Vogelstreit im Wald") und Stadtbesuchen ("Ein Nachmittag in Halle") über einen "Traum" bis hin zu "Vermisst" oder einer "Unterhaltung". 15 Uraufführungen, humorvoll und konzentriert gespielt von der Sinfonietta Dresden im Dirigat von Milko Kersten. Kersten war es auch, der den Nachmittag hintersinnig mit "hier können Sie heute die jüngste zeitgenössische Musik erleben" einleitete. Die jüngsten Tonsetzer waren tatsächlich erst acht Jahre alt.
Es ist beeindruckend, wie viel musikalisches Gespür und Verstehen die Kinder an den Tag legen. Denn das Verstehen der Instrumente, ihrer Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten muss als erster Schritt allen weiteren, wie der gekonnten Mittelverwendung in den Stücken, vorangehen.
"In den Ferienkursen schaffen wir schon sehr viel Vermittlung", erzählt Bernhard Schneyer, der Leiter der Magdeburger Klasse. Darauf könne dann in den Unterrichtsstunden aufgebaut werden. Dabei sei es faszinierend, wie die Kinder plötzlich anfingen, auch in Gruppen zu komponieren oder sich in jeder freien Minute angeregt über ihre im Kopf entstehenden Musiken unterhielten. Doch wie viel Lehrer steckt dann in den Stücken? "Wir wollen unseren Schülern große Freiräume lassen. Nur ab und zu unterbreiten wir Vorschläge, ob nicht ein anderes musikalisches Mittel passender wäre. Letzten Endes entscheiden die Schüler aber selbst", so Schneyer.
Einige Kompositionen sollen exemplarisch hervorgehoben werden. Ada-Filine Zeh (10) ist mit "Das Wasser und die Spiegelung" ein Beispiel dafür, wie die jungen Künstler in der Natur Wahrgenommenes auf Notenpapier bringen. Sie untergliedert ihre kleine Filmmusik in Abschnitte wie "Wellen", "Fische" oder "kleine und große Schiffe". Ihre Assoziationen (Wellenrauschen, glucksende Fische oder die laute, tiefe Schiffshupe) finden sich dann in deutlichen Klangfarben in der Musik wieder.
Ihr zwölfjähriger Bruder Carl-Frederik Zeh experimentiert in seinem "Kreativen Lesen" mit einer anderen Notationsmethode. Anstelle von Takten und Zählweisen finden sich bei ihm nur Sekundenangaben. Die Musiker müssen überlegen, wie sie ihre Töne innerhalb einer Sekunde platzieren. Hier findet sich nichts weniger als die Vorstufe zu einem Klangcluster, bei dem das Wesentliche der musikalischen Kunst, ihre Artikulation im Raum nämlich, aufgehoben oder zumindest variiert wird.
Ina Böckelmann, mit 15 Jahren die älteste Magdeburger Schülerin, gelingt mit ihrem Werk "Vermisst" die psychologische Ausdeutung von existentieller Angst. Schrill und beklemmend stellt sich die Bedrohung dar, das Leitmotiv wandert konsequent durch die einzelnen Stimmen.
Immer bedanken sich die Nachwuchskünstler ganz selbstbewusst und selbstverständlich per Handschlag bei "ihren" Musikern. Dass neue Komponisten auch gehört werden können, ist lobenswert und in diesem Fall das Verdienst des "Impuls"-Festivals, das die Hallenser (Leitung: Karoline Schulz) und Magdeburger Komponistenklassen zusammenbrachte.
Warum es dabei dem Bauhaus als Austragungsort des Konzertes aber nicht gelang, wenigstens für die 90 Minuten eines Konzerts seine Besuchergruppen ohne laute und somit das Konzert beeinträchtigende Geräusche zu leiten, sollte zumindest einmal angefragt werden.
Das Jahreskonzert der Jungen Komponistenklasse Halle findet am 21. November um 16 Uhr im Händelhaus Halle statt.