Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Ansichtskarten aus Anhalt
Rosslau/MZ. - Die Erinnerung führt inzwischen fast fünf Jahre zurück. Ist aber für Konstanze und Hilmar Lippold von "Lippold's Auktionen" beinahe noch taufrisch: Die Fusion der beiden Nachbarstädte Dessau und Roßlau zu Dessau-Roßlau.
Die Roßlauer Gewerbetreibenden nämlich hatten da so eine Idee: Diesen einen geschichtsträchtigen Moment festzuhalten für die Nachwelt mit besonderen Ansichtskarten. Entworfen im eigenen Haus und versehen mit einem Sonderstempel! So entstand eine Roßlauer Karte mit stadtbildprägenden Motiven unter dem symbolischen Schiffs-Steuerrad. Nach 404 Jahren unter Stadtrecht von 1603 bis 2007 schlägt für die alte Schifferstadt Roßlau am 30. Juni 2007 die letzte Stunde. Die Stadt Roßlau heuert ab.
Und am Folgetag wieder an als Teil der Doppelstadt. Auch für deren ersten Tag gibt es eine extra Ansichtskarte. Die zeigt die Fusion der beiden Rathäuser, den sinnbildlichen "Brückenschlag" über die Elbe und die Verschmelzung der beiden Städtewappen zu einem neuen Hoheitszeichen unter einer stolzen Mauerkrone.
Was diese kleine Geschichte von einer hübschen Idee, kreativer Gestaltung und schmückendem Beiwerk zu einem historischen Zeitdokument macht, ist der Sonderstempel der Deutschen Post AG. Für zwei Tage hatte das damalige Dessauer Kulturamt einen Sonderstempel beantragt und das Sonderpostamt gleich dazu.
Das Sonderpostamt zog am 30. Juni 2007 beim Rossmarkt ein ins damals noch alte und leere Kaufhaus in der Hauptstraße. Und hier wurde gestempelt, gestempelt und nochmals gestempelt. Der letzte Gruß aus der Stadt Roßlau war am letzten Tag der Stadtgeschichte der absolute Renner, erinnern sich Hilmar und Konstanze Lippold genau. "Wir hatten mit 500 Karten ganz bescheiden angefangen und waren um 11 Uhr schon total ausverkauft. Zum Glück war die Druckerei im Junkerspark im Dienst und konnte die Maschinen noch mal anwerfen. So hatten wir dann die zweite Lieferung um 13 Uhr wieder auf dem Rossmarkt." Auch von diesen 2 000 Stück blieb nicht viel übrig, zu groß war die Nachfrage für den wirklich allerletzten Gruß aus Roßlau. Am 1. Juli dann findet auch der erste Gruß aus Dessau-Roßlau reißenden Absatz. Hierfür war das Sonderpostamt für einen Tag umgezogen in die Anhalt-Galerie im Leopold-Karree, wo noch einmal rund 1 000 Karten verkauft wurden... jetzt mit dem Ersttagsstempel von Dessau-Roßlau.
So ein Verkaufserfolg, für die Lippolds in dieser Dimension unerwartet, lässt nicht nach Belieben wiederholen. Das wissen die beiden Roßlauer Gewerbetreibenden. Und backen für die Neu-Auflage der Idee erst mal kleiner Brötchen.
Anlässlich des Jubiläums Anhalt 800 hat "Lippold's Auktionen" diesmal vier verschiedene Ansichtskarten gestaltet. "Damit können die Anhalter Grüße an ihre Freunde, Verwandten und Bekannten senden und gleichzeitig das Anhalt-Jubiläum in ganz Deutschland und der Welt bekannt machen", sagt Firmenchefin Konstanze Lippold. Für die Erstauflage wurden viermal 200 Ansichtskarten gedruckt. "Wir starten klein. Aber haben ja schon erlebt, wie viel Ansichtskarten aus der Heimatstadt für die Menschen hier bedeuten. Da wird Anhalt eben wirklich erlebbar."
Eine Karte zeigt die Roßlauer Industrie um 1900 bis 1920. die Zeit, in der aus dem Ackerbürgerstädtchen ein Wirtschaftsstandort wurde: Neben den Gebäuden in zeitgenössischen Ansichten sind auch die Produkte der Firmen dargestellt. So das Teeservice aus der Porzellanfabrik Schomburg, das Binnenschiff aus der Sachsenberg-Schiffswerft, die Destillatoren aus dem Elbewerk Sachsenberg und eines der frühesten deutschen Windräder - aus der Roßlauer Maschinenfabrik Weber & Co.
Dessau schickt Festtagsgrüße in die Welt als Banner an einer Ju 21, die um den Rathausturm kreist.
Eine historische Landkarte aus dem Jahr 1650 diente als Grundlage für zwei weitere Ansichtskarten. Den kolorierten Kupferstich von Matthäus Merian hatte Hilmar Lippold vor fünf Jahren bei einer Auktion bibliophiler Artikel in Süddeutschland ersteigern können. Er zeigt die Umrisse vom "Fürstenthumb. Anhalt" im 17. Jahrhundert. Auf den Jubiläums-Ansichtskarten sind dazu einmal die Wappen der Residenzstädte Zerbst, Dessau, Köthen und Bernburg eingetragen. Die vierte Karte schließlich zeigt Motive der Schlösser in den vier Residenzstädten. In vergangener Pracht und nur mühsam in die Neuzeit gerettet.
Die Ansichtskarten für je 0,80 Euro können in beiden Stadtinformationen in Dessau und Roßlau sowie im Pressezentrum Kläre und Schreiben & Schenken Fleck (beide Roßlau) erworben werden.