Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: 4. Hürde nach 19 Jahren harter Arbeit
DESSAU/MZ. - 19 Jahre lang hat Oliver Hofmann auf diesen Moment hingearbeitet. 19 Jahre voller Schweiß, Entbehrungen und harter Arbeit. Jetzt hat es der 48-Jährige geschafft: Er hat die Prüfungen zum 4. und damit zum höchsten Lehrergrad der Kampfkunstart WingTsun erfolgreich absolviert. Damit ist der Dessauer, der in der Askanischen Straße 42 eine Kampfkunstschule betreibt, der höchst graduierteste WingTsun-Lehrer in Sachsen-Anhalt.
Die letzte Hürde auf dem Weg dahin war nicht niedrig. Vier praktischen Prüfungsteilen - Formen, Bewegungsabläufe, Reaktionstest, Situationstraining - schloss sich eine Hausarbeit über Einzel- und Partnerformen des WingTsun an. Doch Mühe und Aufwand haben sich gelohnt.
Schüler profitieren
Davon profitieren werden, so Hofmann, vor allem seine etwa 120 Kampfkunst-Schüler an den Standorten in Dessau und Gräfenhainichen. Denn die während der Prüfungsphase gesammelten Erfahrungen "gebe ich an meine Schüler weiter", sagt Hofmann, der ehrgeizig genug ist, "immer am Ball und nicht stehen zu bleiben, sich immer weiter zu entwickeln".
Dass das eine Notwendigkeit ist, daraus macht Hofmann kein Hehl. Ebenso wenig wie aus der Tatsache, dass viele "Gefahrenpotentiale unterschätzen und sich selbst im Falle einer Konfliktsituation überschätzen, gerade wenn man Zivilcourage zeigen will". Das könne tragisch enden.
Mehr als Kampfkunst
Um das zu verhindern, hat Hofmann die Inhalte seines Trainings entsprechend konzipiert. Das geht über das normale Erlernen einer Kampfkunst hinaus. Denn neben der Ausbildung in den Techniken des WingTsun und der damit einhergehenden Schulung der motorischen Fähigkeiten - gerade bei Kindern unbedingt notwendig - lässt Hofmann in Rollenspielen immer wieder Problem-Begegnungen des Alltags durchspielen.
"Was passiert in einer Gefahrensituation? Wie lerne ich, Situationen richtig einzuschätzen", nennt Hofmann Grundsatzfragen, die es im Training für die Schüler zu beantworten gilt. "Wer kein Situationstraining macht, trainiert an der Realität vorbei", legt sich der WingTsun-Lehrer fest.
Es ist aber kein Wettkampfsport, der in der Hofmann-Schule vermittelt wird. Das betont er immer wieder. Nicht der sportliche Wettstreit, sondern das Perfektionieren der eigenen Fähigkeiten ist das Ziel, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Genau den sollte auch ein Hofmann-Schüler nach Möglichkeit vermeiden. Einer Konfliktsituation aus dem Weg zu gehen, um zum Beispiel Hilfe zu holen, sei immer die bessere Variante. Denn auch im Training kann man "nur zu 75 Prozent einer Situation nachstellen".