1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Desinfektion, Fiebermessen, Abstand: Desinfektion, Fiebermessen, Abstand: Trotz Corona werden in Dessau-Roßlau weiter Blutspenden gebraucht

Desinfektion, Fiebermessen, Abstand Desinfektion, Fiebermessen, Abstand: Trotz Corona werden in Dessau-Roßlau weiter Blutspenden gebraucht

Von Annette Gens 24.03.2020, 08:36
Bettina Stache vom Empfang des Blutspendeinstituts demonstriert die Begrüßung der Spender. Sie misst deren Körpertemperatur.
Bettina Stache vom Empfang des Blutspendeinstituts demonstriert die Begrüßung der Spender. Sie misst deren Körpertemperatur. Gens

Dessau - Die Drehtür ist verschlossen, dafür wird man als Besucher an der Nebentür gleich mit einem „Stopp“ begrüßt. Wem Eintritt gewährt wird, der sieht sich einem Fieber-Messgerät gegenüber, der bekommt die Hände desinfiziert und eine Reihe von Fragen gestellt. Fast mit die Wichtigste: „Waren Sie in den letzten drei Wochen im Ausland?“

Das Begrüßungszeremoniell am DRK-Blutspendeinstitut am Altener Damm von Dessau ist der momentanen Lage angepasst. Trotz Pandemie und Vorsorge vor möglichen Infektionen mit dem Corona-Virus müssen alle Mitarbeiter möglichst gesund bleiben, um die Krankenhäuser des Landes konstant mit Blutpräparaten versorgen zu können. Erschwerend, doch unumgänglich, gehört zur Voraussetzung dieser Aufgabe der Kontakt mit Spendern, die ihr Blut kostenfrei zur Verfügung stellen. Dafür wurde aber ein Weg gefunden.

„Wir haben mehrere Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet“, weiß Jörg-Peter Schmidt, Facharzt für Transfusionsmedizin und Abteilungsleiter Blutspende, dass je nach Lage neue Sicherheitsvorkehrungen hinzukommen könnten.

Um ausreichend Abstand zu halten, wurden die Liegen für die Spender auseinandergezogen

Seit Donnerstag vergangener Woche gibt es zum Beispiel eine Einlasskontrolle am Institut und die Regel, dass nur die Mitarbeiter, die mit den Spendern in Kontakt kommen, den Haupteingang benutzen können. Alle anderen benutzen als Vorsichtsmaßnahme einen anderen Eingang. Sie sollen mit Besuchern möglichst nicht in Kontakt kommen. Abstand halten, Hände desinfizieren, auch Kugelschreiber, so sie vom Vorgänger zum Ausfüllen des Fragebogens benutzt werden müssen, - darauf zu achten, gehört ebenso dazu wie die Untersuchung vor der Spende.

Und die Spende selbst? Um ausreichend Abstand zu halten, wurden die Liegen für die Spender auseinandergezogen. Ähnlich ist es bei der Imbissecke. An den fünf Tischen soll möglichst immer nur einer Platz nehmen. Das ist nicht gemütlich, aber gewollt.

Das Dessauer Blutspende-Institut versorgt fast alle Krankenhäuser im Land mit Blutpräparaten. Im Durchschnitt 300 Präparate verlassen täglich das Haus am Altener Damm. Eine Blutspende hält rein theoretisch 49 Tage, erklärt Schmidt und weiß, so alt wird derzeit kein Präparat im Institut. Die Reserven werden langsam kleiner.

Der allergrößte Teil der Blutspenden wird nicht im Dessauer Institut gespendet

Zwar wurden in einigen Krankenhäusern Sachsen-Anhalts geplante Operationen heruntergefahren, um Intensivbetten für mit dem Virus infizierte Menschen freizumachen. Doch der DRK-Blutspendedienst der DRK-Landesverbände Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen (NSTOB) verzeichnet auch rückläufige Spenden unter anderem durch entfallene Termine.

Denn der allergrößte Teil der Blutspenden wird nicht im Dessauer Institut gespendet, sondern bei vielen Terminen in Städten und Dörfern, erklärt Schmidt. In Dessau-Roßlau waren zum Beispiel die Gerätehäuser vieler Freiwilliger Feuerwehren ein Anlaufpunkt. Zum Schutz der Kameraden ist Spenden dort momentan nicht möglich.

Das hatte das städtische Amt für Brand- und Katastrophenschutz verfügt. Es sind aber auch andernorts einige Termine weggebrochen, weiß Nico Feldmann, bei NSTOB Regionalleiter für Sachsen-Anhalt und Thüringen und verantwortlich für Blutspendewerbung. Um die Versorgung weiter absichern zu können, habe man in der vergangenen Woche beispielsweise erwirkt, dass eine Blutspende in Thüringen nicht unter das Versammlungsrecht fällt. „Auch in Sachsen-Anhalt führen wir Gespräche“, erklärt Feldmann.

Auch bei einem Vor-Ort-Termin gilt: Desinfektion, Fiebermessen, Abstand halten

Dass ein Spendetermin momentan nicht ganz so herzlich abläuft wie vielleicht noch vor mehreren Wochen, habe mit Vorsorge zu tun. Auch bei einem Vor-Ort-Termin gelten die Regeln wie im Dessauer Institut: Desinfektion, Fiebermessen, Abstand halten. Nicht zuletzt ist die Aufenthaltsqualität nach jeder Spende bewusst nicht mehr so komfortabel. „Da kann es auch mal das Lunchpaket statt einer Mahlzeit sein“ , erklärt Nico Feldmann.

Er beobachtet aber auch, dass „die Bereitschaft in der Bevölkerung zur Blutspende sehr groß ist“. Diese Tendenz gibt es auch in Dessau. Schmidt meint, „manchmal ist es so, dass man sich aus den Augen verloren hat, aber jetzt wieder begegnet“. Zum Blutspenden. (mz)

Noch sind die Reserven einigermaßen gefüllt.
Noch sind die Reserven einigermaßen gefüllt.
Gens
Jörg-Peter Schmidt ist Abteilungsleiter Blutspende im Institut für Transfusionsmedizin Dessau.
Jörg-Peter Schmidt ist Abteilungsleiter Blutspende im Institut für Transfusionsmedizin Dessau.
Gens